KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

KTM und Husqvarna: Bald echte Moto3-Rivalen?

Von Günther Wiesinger
KTM setzt in diesem Jahr mit der Zweitmarke Husqvarna baugleiche Moto3-WM-Maschinen ein. Für 2022 könnte eine Husky-Eigenentwicklung stattfinden. Mit GasGas planen die Österreicher keinen Straßenrennsport.

Das Sterilgarda Max Racing-Team von Max Biaggi und Peter Öttl bestreitet die Moto3-Saison 2020 mit dem Italiener Romano Fenati und dem Spanier Alonso Lopez, sie bilden erstmals das offizielle Husqvarna-Werksteam. Die Zweitmarke von KTM kehrte nach den zwei Jahren 2014 und 2015 (damals setzte sogar Teambesitzer Aki Ajo Husky-Maschinen ein) in die Moto3-Klasse zurück. Es werden identische Fahrzeuge wie bei KTM verwendet, auch die 250-ccm-Einzylinder-Viertakt-Motoren sind baugleich.

Mit den Moto3-WM-Ergebnissen in der Saison 2019 war der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer nicht zufrieden. Es wurden nur fünf Siege in 19 Rennen gefeiert, Honda hat 14 GP-Saisonsiege errungen und seit 2014 vier von fünf Weltmeistertiteln gewonnen. Nur 2016 unterbrach Brad Binder auf der Red Bull KTM dazwischen.

Der japanische Kontrahent soll jetzt von KTM mit zwei Marken in die Zange genommen werden. Pierer schließt auch nicht aus, dass für Husqvarna in absehbarer Zeit eine eigene Fahrzeug-Entwicklung betrieben und ein eigenständiger 250-ccm-Motor konstruiert wird. «Vorläufig haben wir identische Moto3-Rennmotorräder. Aber wir könnten 2022 mit Husqvarna versuchen, uns technisch von der KTM abzusetzen», verriet Stefan Pierer vor dem Wiedereinstieg von Husqvarna.

Vorläufig genießen die KTM FR250GP und die baugleiche Husqvarna eine identische Homologation.

«Ich will nicht sagen, wir haben in der Moto3 den Anschluss verloren. Aber wir sind nicht mehr so stark, wie wir einmal waren. Da gibt es nichts zu beschönigen. Das heißt, wir müssen in der Moto3-WM wieder stärker werden. Denn das ist die Klasse, aus der wir herkommen», stellte Pierer im Herbst 2019 fest.

Der Moto3-WM-Saisonstart am 8. März in Katar lief für die Österreicher zufriedenstellend. Albert Arenas siegte auf der KTM des Aspar-Teams, es war der 100. GP-Sieg von KTM im Straßenrennsport.

Nächstes Jahr wird die WM mit baugleichen Motorräder wie mit KTM bestritten. Die FR250GP wird also eine identische Homologation haben – wie schon 2014 und 2015. Auch Mahindra Racing setzte bis 2017 mit der Peugeot MGP3O für zwei Marken des Unternehmens eine baugleiche Moto3-Maschine ein.

Dank der gemeinsamen Homologation mit KTM können 2020 nur zwei Husky eingesetzt werden. Ein Neueinsteiger mit einer eigenen Homologation müsste normal mindestens sechs Bikes einsetzen.

So soll das Erscheinen von kostspieligen Moto3-Prototypen unterbunden und zumindest eine Kleinserie vorgeschrieben werden. Aber für den kleinen italienischen Hersteller ist schon die Ausrüstung von drei Teams und sechs Fahrern eine unüberwindliche Hürde, obwohl das Eigenau-Moto3-Motorrad durchaus Potenzial hätte.

GasGas: Keine Road-Racing-Pläne

Stefan Pierer hat sein Pierer Mobility-AG-Imperium im September 2019 um die Drittmarke GasGas bereichert, die aus der Trial- und Enduro-Szene kommt und inzwischen auch bei der Dakar-Rallye und in der Motocross-WM auftritt.

Kann GasGas irgendwann im GP-Straßenrennsport etabliert werden, um das Fabrikat mit so einer Plattform international bekannter zu machen? Pierer verneint solche Absichten: «GasGas ist eine spanische Offfroadmarke, die in Spanien emotional aufgeladen ist. Mit ihr haben wir Riesenchancen im Offroadbereich. Deshalb machen wir mit GasGas nicht nur in der Trial-WM mit, sondern auch bei der Dakar-Rallye. Wir sind auch in die Motocross-WM reingegangen, in die MX2 und in die MXGP.»

Jorge Martin schon wieder weg

KTM hat in der Moto3-WM bei Red Bull Ajo den letztjährigen Junioren-Weltmeister Raúl Fernandez und Katar-Sieger Kaito Toba unter Vertrag. Das Red Bull Tech3-Team tritt mit Deniz Öncü und dem Japaner Ayumu Sasaki antreten.

Echte Titelanwärter oder konstante Siegfahrer sind das bisher nicht. Toba landete 2019 als bester dieses Quartetts auf dem 19. WM-Rang. Deniz Öncü hat fünf Grand Prix bestritten und nie gepunktet.

«Ich muss unseren Teamchefs Aki Ajo und Hervé Poncharal in diesem Punkt helfen und sie in Schutz nehmen», hält Pierer fest. «Denn wir haben Hervé erst beim Österreich-GP im August mitgeteilt, dass wir aus der Moto2 rausgehen und er künftig Moto3 machen soll. Zu diesem Zeitpunkt war der Fahrermarkt ausgetrocknet. Wir müssen also eventuell Geduld haben und für 2021 nach neuen Topfahrern Ausschau halten.»

«Es geht momentan in die falsche Richtung», meint auch KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz. «Es gibt in der Moto2 zu viele gute GP-Fahrer und in der Moto3 zu wenig. Aber Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta hat dieses Problem bereits erkannt.»

Eventuell sollen deshalb die jungen Moto3-Talente künftig vom Reglement her am allzu frühen Aufstieg in die Moto2-WM gehindert werden.

«Wir stellen uns auf jeden Fall in der Moto3 breiter auf. Dazu unterstützen wir bei Aki Ajo weiter ein Moto2-Team mit Jorge Martin und Katar-Sieger Nakasuga», hält Pierer fest.

KTM betreibt mit Weltmeister-Macher Aki Ajo eine Riders Academy, der Finne soll wie Tech3-Chef Poncharal Talente für die MotoGP-WM finden und aufbauen.

So wollten KTM und Red Bull zum Beispiel auch Jorge Martin vom Rookies-Cup bis in die MotoGP begleiten. Doch der begnadete Moto3-Weltmeister von 2018 (mit acht Saisonsiegen!) rechnete sich für 2021 keinen Platz im MotoGP-Aufgebot von KTM aus, weil von den Österreichern immer verlautbart wurde, man werde 2021 mit denselben vier MotoGP-Fahrern antreten wie in dieser Saison.

Als sich Pol Espargaró Ende Mai Richtung Repsol-Honda verabschiedete, hatten sich Jorge Martin und sein Manager Albert Valera (er ist auch Manager von Jorge Lorenzo) bereits mit Pramac-Ducati geeinigt.

Jorge Martin (21), der schnelle und zielstrebige Spanier, fackelt in solchen Situationen nicht lange. Als ihm KTM nach den Rookies-Cup-Erfolgen (er fuhr in der Nachwuchsserie von 2012 bis 2014) keinen Platz in einem Top-Team anbot, stieg er zuerst bei Aspar auf eine Mahindra um (2015 und 2016), dann unterschrieb er für zwei Jahre bei Gresini-Honda – und wurde 2018 dort souverän Weltmeister.

Erst als Champion kehrte der Red Bull-Rookies-Cup-Gesamtsieger von 2014 im Vorjahr wieder zu Red Bull-KTM zurück. Er machte als Moto2-Rookie im Ajo-Team eine gute Figur und gilt 2020 als Titelanwärter. weil sich KTM im Herbst als Chassis-Lieferant aus der Moto2-WM zurückgezogen hat, setzen Martin und WM-Leader Nakasuga eine Kalex ein.

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