60. Geburtstag: Fausto Gresini weiter im Krankenhaus

Von Thorsten Horn
Auf Grund seiner Covid-19-Erkrankung erlebt Fausto Gresini seinen 60. Geburtstag am 23. Januar notgedrungen im Krankenhaus. Seine Kämpfernatur hat der zweifache 125er-Weltmeister schon zig Mal bewiesen.

Am 27. Dezember 2020 wurde Fausto Gresini ins Krankenhaus von Imola eingeliefert und nach der Verschlechterung seines Zustandes drei Tage später auf die Intensivstation des Krankenhauses Carlo Alberto Pizzardi in Bologna verlegt. Mit künstlichem Koma und Intubation machte er alles Schreckliche durch, was einem in diesem Zusammenhang widerfahren kann. Aktuell wird sein Zustand als stabil beschrieben.

Wenn man im italienischen Imola geboren wird, muss man zwangsläufig mit dem Motorsport-Virus infiziert sein. Bei Fausto Gresini war dies am 23. Januar 1961 der Fall. Im Alter von 17 Jahren bestritt er 1978 seine ersten Rennen und frönte zunächst der 50-ccm-Klasse.

1983 debütierte er beim Grand Prix von Frankreich in Le Mans in der Motorrad-Weltmeisterschaft, kam aber mit seiner 125er-MBA nicht ins Ziel. Der Achtelliterklasse sollte er für den Rest seiner erfolgreichen Karriere treu bleiben. Bei seinem zweiten WM-Rennen, dem Großen Preis der Nationen in Monza, landete er als Siebter bereits gut in den Punkten. Danach näherte er sich mit einem sechsten Platz in Hockenheim sowie einem vierten auf dem Salzburgring den Podestplätzen. Beim zehnten Grand Prix des Jahres, beziehungsweise dem neunten der Achtelliterklasse (die 125er setzten beim Saisonauftakt 1983 im südafrikanischen Kyalami aus), wurde er in Silverstone als Ersatz für seinen verletzten Landsmann Eugenio Lazzarini an die Seite des großen Angel Nieto ins siegverwöhnte Garelli-Werksteam befördert. Mit Platz 6 bedankte er sich für das ihm entgegengebrachte Vertrauen zunächst artig, um nur eine Woche später im schwedischen Anderstorp mit Platz 2, gleichbedeutend mit seinem ersten Podestplatz, noch einen draufzusetzen. Damit landete er in der WM-Endabrechnung auf Rang 9.

Ein Jahr später setzte Garelli wieder auf das Duo Angel Nieto/Eugenio Lazzarini, doch ab Saisonmitte tauschte Fausto Gresini als dritter Werksfahrer seine MBA gegen eine der übermächtigen Garelli. Damit war drei Rennen später wiederum Schweden ein besonders gutes Pflaster für ihn, er feierte seinen ersten Grand-Prix-Sieg und wurde schließlich WM-Dritter.

Ende 1984 beendeten Angel Nieto und Eugenio Lazzarini ihre überaus erfolgreichen Karrieren und machten so den Weg für ein neues schlagkräftiges Duo bei Garelli frei. Erste Wahl war natürlich Gresini, dessen Teamkollege sein Landsmann Ezio Gianola wurde. Mit drei GP-Siegen plus fünf weiteren Podestplätzen holte sich Fausto seinen ersten Weltmeistertitel; Gianola wurde WM-Vierter.

1986 wurde Luca Cadalora sein neuer Teamkollege, und zwar ein deutlich härterer. Beide errangen vier Siege. Dazu feierte Gresini vier weitere Podestplätze und damit einen mehr als Cadalora. Am Ende musste er sich dennoch mit 114 zu 122 Punkten mit der Vizeweltmeisterschaft begnügen.

1987 feierte er bei elf Starts zehn Siege sowie überlegen seinen zweiten Weltmeister-Titel vor seinem neuen Teamkollegen Bruno Casanova. Cadalora war in die 250-ccm-Klasse aufgestiegen.

Im darauffolgenden Jahr wurden die Zweizylinder-Aggregate aus der WM verbannt und Einzylinder-Triebwerke vorgeschrieben. Garelli und Gresini mischten zwar wieder mit, konnten an die alten Erfolge aber nicht anknüpfen. Obwohl 1988 auch ein neues Punktesystem eingeführt wurde, die ersten 15 statt die ersten zehn erhielten WM-Punkte und der Sieger 20 statt 15 Zähler, sammelte Fausto Gresini bei nur sechs Starts 22 Punkte und wurde WM-21.

1989 wechselte er von Garelli zu Aprilia, schaffte als Dritter in Misano immerhin einen Podestplatz und wurde schließlich WM-Fünfter.

Wiederum ein Jahr später wechselte er zu Honda, doch mit Platz 3 in Jerez sprang erneut nur ein Podestrang sowie Platz 8 in der WM für ihn heraus.

1991 gelangen ihm in Monza und auf dem Salzburgring endlich wieder zwei Grand-Prix-Siege. Dazu stand er fünfmal als Zweiter und zweimal als Dritter auf dem Podest. Damit wurde er hinter Loris Capirossi Vizeweltmeister.

So auch 1992. Diesmal mit einem Sieg in Donington sowie fünf weiteren Podestplätzen. Der Sieg in England war sein 21. und der 47. Podiumsplatz – es sollte sein letzter sein. Danach folgte sein Abschied als Rennfahrer auf Raten.

1993 wurde Gresini WM-Elfter und 1994 gar nur 16. Seine besten Platzierungen waren zwei vierte Plätze – einmal beim Saisonfinale 1993 in Jarama sowie beim Saisonauftakt 1994 in Eastern Creek.

Beim 1994er-Saisonfinale bestritt Fausto Gresini seinen 118. Grand Prix, bei dem er sich mit einem zehnten Platz aus der Motorrad-Weltmeisterschaft verabschiedete.

Aber nicht für lange Zeit, denn schon 1997 war er mit seinem eigenen Grand-Prix-Team am Start. Allerdings nicht in «seiner» Achtelliterklasse, sondern als Team Honda Gresini mit Alex Barros auf einer privaten Honda-V2 sogleich in der Königsklasse bis 500 ccm. Der Brasilianer wurde guter WM-Neunter, was dem aufstrebenden Team für die nächste Saison Honda-Werksmaschinen einbrachte.

Von da an ging es für den kleinen Italiener und dessen Team ständig bergauf. So konnte man 2001 mit dem Japaner Daijiro Kato den WM-Titel in der 250-ccm-Klasse feiern. Zudem wurden Sete Gibernau 2003 und 2004 sowie Marco Melandri 2005 Vizeweltmeister der 2002 eingeführten 500-ccm-Nachfolgeklasse MotoGP.

2020 beschickte Fausto Gresini mit dem Aprilia Racing Team Gresini in der MotoGP, dem Team Moto2 Federal Oil Gresini Moto2 und dem Team Kömmerling Gresini Moto3 alle drei WM-Klassen, plus mit dem Team Trentino Gresini MotoE den Weltcup für Elektromotorräder. Er ist im GP-Paddock omnipräsent.

Herzlichen Glückwunsch, bleib stark, Fausto!

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