KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Hervé Poncharal: Viele offene Fragen in der Moto3

Von Günther Wiesinger
Hervé Poncharal und Deniz Öncü

Hervé Poncharal und Deniz Öncü

In den vielen Moto3-Teams der Pierer Mobility AG (KTM, GASGAS, Husky, CFMOTO) wird ein heftiges Sesselrücken stattfinden. Tech3-KTM-Teamchef Hervé Poncharal offenbart einen Blick hinter die Kulissen.

KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal hat sich nach der Saison 2018 zuerst für drei Jahre mit KTM verbündet und im ersten Jahr ein MotoGP-Team (mit Miguel Oliveira und Hafizh Syahrin) betrieben und dazu ein Moto2-Team mit Marco Bezzecchi und Philipp Öttl. Nach dem Rückzug von KTM als Moto2-Chassis-Hersteller rückte die Mannschaft des Franzosen 2020 erstmals in der Moto3-WM auf KTM aus, 2022 ist also die dritte Saison in der 250-ccm-Viertakt-Klassse. Für Tech3 fahren in diesem Jahr in der Moto3-WM der Türke Deniz Öncü und der Spanier Adrián Fernández.

Öncü möchte in die Moto2-Klasse aufsteigen. Manager Kenan Sofuoglu sucht ein Team, das seinen Schützling zwei fixe Jahre in der Mittelgewichtsklasse garantiert, in der mit den 765-ccm-Dreizylinder-Motoren von Triumph gefahren wird.

Hervé Poncharal, der seinen Vertrag mit der Pierer Mobility AG inzwischen bis Ende 2026 verlängert hat, weiß noch nicht, wie sein Moto3-Team 2023 besetzt sein wird. «Wir haben eine großartige Organisation, denn KTM, Red Bull und die Teams überlegen und beraten gemeinsam. Die Teams, das sind Aki Ajo und ich. Wir alle reden miteinander. Ich habe mich mit Niki Ruhstorfer und Felix Hawelka von Red Bull auf dem Sachsenring über die Zukunft unterhalten. Wir sind uns alle einig, dass der Red Bull Rookies-Cup ein schönes Werkzeug ist, um die jungen Talente zu fördern. Deshalb müssen wir klarerweise den besten Rookies-Cup-Fahrern die Möglichkeit geben, in die Moto3-Weltmeisterschaft aufzusteigen. Wenn das mit einem Red Bull-Team gelingt, also mit Ajo oder Tech3, ist es am besten.»

Bisher ist aber noch keine Entscheidung gefallen. Poncharal verrät: «Rookies-Cup-Leader José Rueda steht auf der Liste, dazu ein paar andere. Aber es ist für KTM und Red Bull auch wichtig, nicht zu 100 Prozent spanische Fahrer zu engagieren. Gleichzeitig kommen die besten Fahrer alle aus Spanien… Das ist ein Teufelskreis.»

Immerhin kommt mit Collin Veijer der aktuelle Rookies-Cup-Zweite aus den Niederlanden. Der talentierte Nachwuchsfahrer liegt nach 8 von 14 Rennen nur 10 Punkte hinter Leader Rueda, der auch die Junioren-WM (JuniorGP) anführt.

Poncharal rechnet damit, dass Daniel Holgado bei Red Bull-KTM wieder einen WM-Platz bekommt. Jaume Masia wird seiner Vermutung nach in die Moto2-WM gehen, die Zukunft von Deniz Öncü ist offen.

Der ehemalige Rookies-Cup-Sieger Ayumu Sasaki hatte schon 2022 keinen Vertrag mit der Pierer Mobility mehr, weil er schon seine sechste Moto3-Saison fährt und erst zwei GP-Siege errungen hat, den zweiten Ende Juni in Assen 2022.

Der 21-jährige Japaner hat sich bereits bei den Moto2-Teams umgehört. Bei Liqui-Moly-Intact bekam er für 2023 eine Absage für die Moto2, weil dort mit Marcel Schrötter und Lukas Tulovic geplant wird. Aber Peter Öttl will ihn 2023 in seinem Husqvarna Factory Team einsetzen, das eine Zusammenarbeit mit Liqui Moly und Dynavolt anstrebt.

«Sasaki hat zwar noch eine personal Sponsorship von Red Bull, aber die Pierer Mobility-Gruppe braucht Platz für die jüngeren Fahrer», erklärte Poncharal im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Red Bull und KTM haben es auf junge Fahrer abgesehen, deshalb sind Aki Ajo und ich angehalten, vielversprechende Nachwuchsfahrer zu engagieren. Das ist sinnvoller als etablierte Fahrer zu nehmen, die schon ewig dabei sind.»

Denn alle Hersteller und Sponsoren suchen einen neuen Superstar wie Marc Márquez oder Fabio Quartararo – oder zumindest ein neues Supertalent mit dem Kaliber von Pedro Acosta, Celestino Vietti oder des erst 16-jährigen Moto3-Senkrechtstarters David Muñoz.

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