KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Mike Leitner (KTM): «Werden noch öfters leiden»

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró vor Bradley Smith auf der KTM RC16

Pol Espargaró vor Bradley Smith auf der KTM RC16

Das Red Bull-KTM-MotoGP-Team bekommt es in Texas wieder mit einer völlig neuen GP-Strecke zu tun, es existieren keine Daten für die neue RC16. Teammanager Mike Leitner weiß sich zu helfen.

Wie in Argentinien tritt das Red Bull KTM-Team auf dem 5,5 km langen Circuit of the Americas (COTA) ohne vorherige Testfahrten auf. Teammanager Mike Leitner ist deshalb gespannt auf den ersten Trainingstag.

Nach Platz 14 durch Pol Espargaró und Platz 15 durch Bradley Smith in Termas de Río Hondo hoffen die Österreicher insgeheim auf weitere Punkte.

Doch Mike Leitner macht sich keine Illusionen.

Mike, ihr müsst jetzt noch zwei Grand Prix absolvieren, dann wird in Jerez die neue, schwerere Kurbelwellen getestet, die Mika Kallio schon in Mugello ausprobiert hat.

Ja, wir probieren so eine Kurbelwelle mit einem anderen Trägheitsmoment. Da arbeiten wir schon einige Zeit daran.
Wir probieren verschiedene Kombinationen in  allen Segmenten, das ist normal für ein neues Team wie KTM.

Pol Espargaró glaubt seit dem Australien-Test, mit einem zahmeren Motor ließen sich am schnellsten Zeitgewinne erreichen.

Wir kommen jetzt von einer neuen Rennstrecke, wo wir noch nie waren, zur nächsten. Du beginnst an jedem Freitag ohne Basis-Setting, was die Elektronik betrifft. Wir lösen dann an einem GP-Wochenende jeden Tag ein paar Probleme. Worüber sich die Fahrer am Freitag beklagen, das ist am Samstag oft schon wieder Geschichte.
Wir werden bald etwas finden, wir arbeiten alle hart daran, an verschiedenen Ideen und Sachen. Wir müssen uns bewusst sein, dass solche Änderungen am Motor eine gewisse Vorlaufzeit brauchen.

In Katar habt ihr am Donnerstag im FP1 rund 3,3 sec Rückstand gehabt, obwohl ihr dort drei Tage getestet habt. War das ein Schock?

Wir haben schon beim Test in Losail ganz schöne Probleme gehabt. Dort haben sich unsere Probleme richtig gezeigt.
Wir waren in Sepang, dort war der Rückstand relativ akzeptabel. In Phillip Island ging es fast besser als erwartet, wir haben nur 1,9 sec verloren. Dann kamen wir nach Doha, dort haben wir richtig gekämpft, mit dem mechanischen Grip und vielen anderen Sachen.
Im FP1 beim Grand Prix sind unsere Fahrer mit wenig Grip auf der Strecke überhaupt nicht zurechtgekommen. Aber man muss auch erwähnen, dass im FP1 Viñales acht Zehntel vor dem Zweiten lag. Wir haben da nicht alles auf die Reihe gekriegt, wir haben grundlegende Sachen probiert, auch bei der Elektronik. Das hat nicht alles funktioniert, so kam es am ersten Abend zu diesem Riesenrückstand.
Wichtig war, dass sich der Rückstand bis zum Warm-up wieder normalisiert hat.
Argentinien war eine totale Unbekannte, wie auch Texas.
In Termas haben die Reifen besser funktioniert. Das hilft uns in der Phase, in der wir uns befinden.

Pol Espargaró hat sich am Freitag in Südamerika auch beklagt, weil die Maschine auf den Bodenwellen zu viel herumsprang.

Das haben wir dort am Samstag auch hingebracht. Das ist genau der Preis, den zu bezahlst, wenn du überhaupt keine Basis hast. Du fährst raus, die Piste hat wenig Grip, du bist zum ersten Mal dort und hast null Setting für Traction Control und alle anderen elektronischen Systeme.
Dann kommst du beim Kurveneingang zu einem Punkt, wo du in die Problemzone reinfährst, wo dann die Kontrollen reinfunken, dann fangt das Motorrad zu pumpen an. Das ist ein Lernprozess, weil wir das erste Jahr auf diesen Strecken fahren.

Dann hast du nur drei freie 40-Minuten-Trainings, dann noch 30 Minuten im FP4, dann soll das Bike im Quali in Topform sein. Und meist spielt dir noch das Wetter einen Streich?

Genau. Das hat uns in Losail und Termas auch noch kostbare Zeit gekostet.

Wie schwierig ist es da, in den Trainings Ruhe und kühlen Kopf zu bewahren?

Es ist eine Riesenaufgabe des Teams, zumindest die Fahrer gut im Griff zu haben. Das gelingt uns ganz gut. Aber jedem im Team ist bewusst, wo wir stehen.
An den Freitagen werden wir noch öfters leiden. Dann wird man sehen, was wir bis Samstag ändern und verbessern können.

Wenn du am Sonntag 43 Sekunden verlierst, leidest du auch wieder?

Ja, aber das Rennen in Argentinien hat sich überhaupt auseinander gezogen. In Doha waren es 31 sec.
Ich habe auch im Honda-Werksteam Zeiten erlebt, wo wird 18 bis 20 Sekunden auf den Sieger verloren haben...
Wir wissen, dass wir zurzeit nicht an der Spitze mitfahren können.

Wie bereitet sich das Team ohne Daten auf das erste Training hier in Texas vor? Mit irgendeinem Set-up muss man ja beginnen. Ihr habt Daten aus anderen Teams, deine Leute haben ja bei anderen Herstellern gearbeitet, zum Beispiel bei Repsol-Honda, LCR oder Forward-Yamaha.

Ja, wir haben Erfahrungswerte, aber die sind nicht auf unser Motorrad übertragbar.
Wir wissen, was diese Strecke braucht. Du weißt, auf dieser Strecke muss ich mehr aufs Turning achten oder aufs Bremsvermögen. Wir fahren zum Beispiel mit einer zusammen gewürfelten Getriebeübersetzung los. Am Freitagabend machen wir beim Getriebe den nächsten Schritt. Das Getriebe passt nicht beim ersten Mal; das muss man ganz ehrlich sagen.
Alte Daten von anderen Teams helfen uns nur bedingt. Unser Motor hat eine andere Charakteristik, außerdem haben wir jetzt Michelin-Reifen, 2015 waren es noch Bridgestone.

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