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Cal Crutchlow: «Würde auch auf Marc Márquez setzen»

Von Günther Wiesinger
Cal Crutchlow

Cal Crutchlow

LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow tut sich schwer mit der 2019er-Honda, mit der eigentlich nur Marc Márquez richtig gut zurechtkommt. Der Brite ist sich sicher: «Marc macht den Unterschied.»

Nach dem 13. WM-Lauf des Jahres belegt Cal Crutchlow den neunten Platz auf der WM-Tabelle. Von seinem Markenkollegen Marc Márquez, der die Wertung anführt, trennen ihn stolze 187 Punkte, und der LCR-Honda-Pilot weiss, warum der Werksfahrer so weit vor ihm liegt. Er gesteht: «Das Motorrad vom letzten Jahr hat sehr viel besser zu mir und meinem Fahrstil gepasst. Ich denke, in diesem Jahr konnten wir es in einigen Bereichen verbessern, das denke ich wirklich. Aber ich fühle mich auf dem letztjährigen Bike sehr viel besser als auf der aktuellen Honda.»

Deshalb könne er auch nicht die gleichen Rundenzeiten wie der WM-Spitzenreiter fahren – zumindest nicht auf allen Pisten, betont Crutchlow. «Auf einigen Strecken ist es möglich auf vielen anderen aber auch nicht. In Mugello und auch hier nicht, in Katar hingegen schon», erklärt der MotoGP-Routinier, und klagt: «Das diesjährige Bike ist auf den Geraden besser, aber das Turning ist schlechter geworden. Das Problem ist, dass man auf vielen Strecken zwei bis drei Geraden und 17 Kurven hat. Und in den Kurven fühle ich mich nicht wohl.»

Dennoch will er sich nicht über die Arbeit von Honda beschweren, im Gegenteil. Cal betont: «Die Honda-Ingenieure arbeiten hart, um das Problem zu lösen. Und sie sind sich durchaus bewusst, dass wir weiter Gas geben und uns verbessern müssen. Ich habe auch das Gefühl, dass wir sehr gut zusammenarbeiten, wie das schon immer der Fall war. Es ist schwierig, in der MotoGP etwas an die Strecke zu bringen, das eine drastische Veränderung bringt. Aber wir bekommen immer kleinere Updates und geben unser Feedback.»

Der 33-Jährige aus Coventry stellt auch klar: «Ich habe keine Angst, mich bei Honda zu beschweren, aber ich denke auch, dass Marc offensichtlich besser als jeder Andere in der WM ist. Und ich bin mir auch sicher, dass jeder Andere mehr Mühe mit dem Bike hat. Eigenartig ist, dass wir in einigen Rennen gut unterwegs sind und in anderen dann wieder richtig schlecht. Die Leistung ist nicht konstant. Wenn ich jedes Mal den fünften Platz holen würde, wäre ich WM-Dritter. Aber das klappt nicht, ich werde Zwölfter, Dritter, Siebter. Marc wird hingegen Erster oder Zweiter.»

Deshalb könne man Honda auch nicht vorwerfen, dass sie Marc unterstützen, erklärt Crutchlow. «Ich beschwere mich auch nicht darüber. Marc ist sehr gut darin, auch dann stark zu fahren, wenn er sich nicht super fühlt. Ich glaube auch nicht, dass sein Feeling auf dem Bike, das schwierig zu fahren ist, fantastisch ist. Aber er überwindet alle Probleme und schafft es trotzdem, schnell zu sein. Und ich kenne keinen anderen Fahrer auf dieser Welt, der dazu in der Lage wäre.»

«Ich denke schon, dass Marc schneller wäre, wenn er sich wohler fühlen würde», sagt Crutchlow. «Aber jeder wäre dann etwas näher dran. Dann wäre er vielleicht zwei Zehntel schneller statt acht, das würde uns sicher näher an ihn heranbringen. Derzeit ist es möglich, in einigen Rennen schnell zu sein, aber nicht immer. Marc kann einfach etwas überwinden, was andere nicht schaffen. Er macht den Unterschied, so einfach ist das. Ich weiss nicht, was ihr noch von mir hören wollt. Letztlich fährt er schlicht besser als jeder WM-Pilot, ganz zu Schweigen von den anderen Honda-Fahrern. Aber das macht er schon, seit er erstmals auf einem Bike sass.»

Und er betont, dass die Honda-Ingenieure nicht nur das Feedback des WM-Leaders berücksichtigt: «Natürlich hört man auch auf mich. Sie nehmen alles mit, was alle Fahrer sagen. Aber es ist natürlich schwierig, ein Bike zu bauen, das zu uns allen passt, wenn es darum geht, jede Woche zu Siegen und den Titel zu holen. Ich stimme ihnen darin zu. Wenn ich der Boss wäre und das Sagen hätte, dann würde ich auch auf den Titelgewinn mit diesem Fahrer setzen, statt zu versuchen, die anderen Fahrer näher an die Spitze zu bringen.»

Und was sagt Cal zur Situation von Jorge Lorenzo? «Ich verstehe das überhaupt nicht, nicht im Geringsten», lautet seine trockene Antwort.

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