Andy Meklau: Es hätte das Schlimmste passieren können

Von Günther Wiesinger
Niemand wünscht sich eine Wiederholung der wüsten Szenen im Turn 3 in Spielberg vom Sonntag. Deshalb wurde die Stelle gestern entschärft. Rennleiter Andy Meklau nimmt Stellung.

Kaum hatte gestern Andreas Meklau, auf dem Red Bull Ring seit zehn Jahren bei vielen Großanlässen (zum Beispiel Formel 1 und MotoGP) als Rennleiter beschäftigt, im SPEEDWEEK.com-Interview versichert «Bei uns gibt es kein Sicherheitsthema», fuhren vor der Kurve 3 schon die Kräne und Baumaschinen auf, um dort durch das Aufstellen von Betonblöcken (mit Airfences gesichert) und darüber befindlichen hohen Fangzäunen nach oben fliegende Motoräder von gestürzten Fahrer davon abzuhalten, auf der Ideallinie im Turn 3 einzuschlagen. «Die Sicherheit der Fahrer steht an oberster Stelle», betonte Dorna-CEO Carmelo Ezepleta.

Meklau macht sich als erfolgreicher Ex-Rennfahrer, der 1993 auf dem damaligen Österreichring einen Superbike-WM-Lauf gewonnen und die WM als Gesamtsechster beendet hat, jedoch keine Illusionen. Denn Valentino Rossi wäre am Sonntag von Bike von Morbidelli fast erschlagen worden. Meklau: «Wenn das eingetreten wäre, dann wäre das für alle hier beim Projekt Spielberg und für den Motorsport das Schlimmste gewesen, was hätte passieren können.»

Meklau weiß aber, dass es keine 100-prozentige sichere Rennstrecke gibt, vor allem wenn es zu Kollisionen kommt wie zwischen Zarco und Morbidelli. Deshalb prangerte er die wahnwitzige Linienwahl des Franzosen im Turn 2 offen an. «Durch die Linienwahl von Zarco ist es fast zu einer unvorstellbaren Katastrophe gekommen», hält Meklau fest, der im Murtal unweit der Rennstrecke aufgewachsen ist.

«Wir haben den Red Bull Ring in den letzten Jahren immer wieder durch Umbauten sicherer gemacht. Zuletzt wurden in den Kurven 7 und 8 größere Sturzräume geschaffen, deshalb ist die Strecke für 2021 schon homologiert. Aber nach den Vorkommnissen vom Sonntag bestand Handlungsbedarf. Und es gibt zwei Personen, die für die Streckenabnahme verantwortlich sind. Das ist Michael Masi in der Formel 1 und Franco Uncini für die MotoGP. Dazu gibt es die Fahrervereinigungen, in denen auch diskutiert wird.»

Ob die MotoGP-Fahrer für 2021 weitere Umbauten fordern, zum Beispiel eine Schikane in der Höhe des Turn 2, lässt sich vorläufig nicht abschätzen.

Meklau versichert, auch Zwischenfälle wie nach dem Sturz von Moto2-Pilot Enea Bastianini, der zum Abbruch des Moto2-Rennens führte, ließen sich nie ganz vermeiden.

Meklau: «Wenn das Motorrad eines gestürzten Fahrers mitten auf der Rennstrecke liegt, hat der dritte, vierte oder fünfte Fahrer irgendwann nicht mehr die Möglichkeit auszuweichen. Wenn der Fahrer dadurch womöglich überfahren wird, das wissen wir aus der Vergangenheit, kann es zu einer Katastrophe kommen. Man wird diesen Rennsport nie völlig sicher machen können. Wie viele Superstars sind ums Leben gekommen und was ist dann alles diskutiert worden? Das Thema ist vorhanden. Wenn wir damit nicht zurechtkommen, dürfen wir gar nichts mehr machen...»

Die Todesfälle nach Kollisionen 2010 mit Shoya Tomizawa in Misano und Marco Simoncelli 2011 in Sepang sind nicht nur bei Meklau in übelster Erinnerung.

Meklau zeigte sich trotzdem überrascht, wie schnell die Kurven 2 und 3 dann gestern entschärft wurden. Er wird aber jetzt eine Spur gelassener vor den TV-Motoren sitzen, und als Ex-Rennfahrer hat er sowieso jederzeit ein offenes Ohr für die Wünsche der Kollegen.

«Wir sind alle glücklich, dass wir Rennsport betreiben können, speziell ist nach der Corona-Zwangspause», beteuert der 53-jährige Steirer. «Wir können uns nur jeden Tag bei Didi Mateschitz bedanken, dass er das hier ermöglicht.»

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