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Paolo Ciabatti (Ducati): «Haben auf Bagnaia gewettet»

Von Günther Wiesinger
Pecco Bagnaia

Pecco Bagnaia

Da Andrea Dovizioso nach dieser Saison bei Ducati Reißaus nimmt, gilt Pecco Bagnaia plötzlich als Kandidat für das Werksteam. Sportdirektor Paolo Ciabatti hält große Stücke auf den Moto2-Weltmeister von 2018.

Das Ducati-MotoGP-Werksteam sollte vor allem dank Andrea Dovizioso in Brünn, und zweimal in Spielberg Kapital aus der Abwesenheit von Weltmeister Marc Márquez schlagen, am besten auf diesen Power-Strecken drei Siege erringen und Fabio Quartararo die WM-Führung abjagen. Und danach sollte «Dovi» zur Besinnung gebracht werden und einen neuen Vertrag unterschreiben, am besten mit einem 50-Prozent-Nachlaß auf seine ursprüngliche 2020-Jahresgage von ca. 4 Millionen Euro, die dann wegen Covid-19 um 40 Prozent gekürzt wurde.

Aber nichts davon ist eingetroffen. Dovi hat zwar den GP von Österreich gewonnen, aber die Schlagzeilen für die Roten aus Borgo Panigale fielen nicht sehr schmeichelhaft aus, weil ihnen der dreifache Vizeweltmeister und aktuelle WM-Zweite am Tag davor den Krempel für 2021 hingeschmissen hatte.

Inzwischen hat Ducati Corse zwar die Werksverträge mit Miller, Zarco und Bagnaia verlängert, aber der zuverlässigste Siegfahrer der letzten vier Jahre hat seinen Abschied verkündet. Alle anderen bisher engagierten Werksfahrer haben für Ducatio noch keinen MotoGP-Sieg errungen, Bagnaia noch nicht einmal einen Podestplatz, Dovizioso hält bei 14 Siegen auf der Desmosedici.

Ducati betreibt 2021 als einziger Hersteller weiter drei MotoGP-Teams. Es wäre also Platz für alle Kandidaten vorhanden. Warum «Dovi» vom Top-Management so nachhaltig vergrault wurde, ist schwer zu verstehen.

Aber wir haben diese Voirgehensweise auch bei Stoner, Lorenzo und Bautista nicht verstanden. Bei Ducati Corse hat so ein selbstherrlichen Verhalten gegenüber verdienstvollen Rennfahrern inzwischen Methode.

Klar, mit Moto2-WM-Kandidat Jorge Martin (22) hat Ducati wieder ein Riesentalent zur Pramac befördert. Klar, Jack Miller hat zuletzt zwei Podestplätze erobert. Aber Spielberg gilt also Ducati-Land, es werden Strecken kommen, auf denen die Desmosedici ihre brachiale Motorleistung nicht so konsequent ausspielen kann.

Miller wird 2021 und 2022 einen Teil des das Werksteams bilden. Als Teamkollege kommen Bagnaia, Zarco oder Lorenzo in Betracht.
Seit seinem famosen Auftritt beim zweiten Jerez-GP, wo Bagnaia auf Platz 2 mit Motorschaden ausfiel, gilt der Rossi-Schützling als neuer Hoffnungsträger der Roten.

«Pecco hätte sich Platz 2 in Jerez verdient. Denn er war schneller als alle anderen, vielleicht mit Ausnahme von Quartararo», sagt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti. «Er lag an zweiter Stelle, weil er stark unterwegs war, nicht weil andere Gegner Fehler gemacht haben. Er fuhr die Ducati auf ähnliche Art wie Marc die Honda. Dadurch hat er das Bike recht wirksam zum Eingelenken gebracht. Das war gut, denn diese Fahrweise sandte eine Botschaft an die anderen Ducati-Fahrer, vor allem an Dovizioso. Er hat gesehen, dass man mit einem gewissen Fahrstil das Motorrad zum Einlenken bringt, auch auf einer Strecke, die nicht zu den besten Pisten für unsere Marke zählt. Es ist erfreulich und gut, wenn wir jetzt vier Fahrer auf den GP20-Ducati sehen, da man die Fahrstile und die Ergebnisse besser vergleichen kann.»

Pecco Bagnaia gewann 2018 die Moto2-WM in Rossis Sky VR46-Kalex-Team mit acht Siegen und vier weiteren Podestplätzen. Aber er tat sich als Rookie auf der Gebraucht-Ducati GP18 im Vorjahr über weitere Strecken schwer, auch wenn er am Anfang gleich bei den Wintertests aufhorchen ließ und beim Australien-GP Platz 4 eroberte.

Deshalb stand die Zukunft von Bagnaia im Winter beim Sepang-Test bereits auf wackligen Beinen.

«Ja, Pecco hat 2019 eine sehr schwierige Zeit erlebt», räumt Ciabatti gegenüber SPEEDWEEK.com ein. «Es kam unerwartet, dass es Pecco letztes Jahr solche Schwierigkeiten hatte. Er war mit der 2019-Saison natürlich nicht happy. Auch wir konnten nicht zufrieden sein, denn wir kennen sein riesiges Talent. Sicher, er saß  auf einem 2019-Motorrad, und er hatte außer in Australien immer Mühe. Wir müssen dabei jedoch berücksichtigen, dass die Ducati nicht das einfachste Bike für einen Rookie ist. Für einen Neuling ist entweder die Yamaha oder die Suzuki das beste Motorrad. Sogar auf der Honda erleben die Rookies eine schwierige Phase. Das weiß jeder. Aber wir haben vor zwei Jahren auf Pecco gewettet. Wir haben nie wirklich das Vertrauen so Pecco verloren. Deshalb haben wir ihm für dieses Jahr eine 2020-Maschine besorgt, wie Jack Miller. Das hat eine große Anstrengung von uns und von Pramac verlangt. Er hat jetzt im Juli in Jerez sehr gut abgeschnitten. Wir werden sehen, was er bei den restlichen Rennen noch erreichen kann.»

Bagnaia erlitt im FP1 in Brünn am 7. August einen Schienbeinbruch, er wird erst in Misano (13.9.) wieder auf dem Bike sitzen. «Es kommen noch einige Pisten, die gut zur Ducati passen», meint Ciabatti. «Pecco hat letztes Jahr viele Lektionen gelernt. In diesem Jahr kann er sein Talent unter Beweis stellen. Was wir bisher gesehen haben, war sehr zufriedenstellend. Wir rechnen damit, dass er weiter auf dem Level fährt wie in Jerez.»

Im September oder Oktober wird entschieden, ob Bagnaia den Platz im Werksteam von Dovi (neben Miller) bekommt oder weiter bei Pramac (neben Jorge Martin) fahren wird.

So sehen die MotoGP-Teams 2021 aus

Repsol-Honda
Marc Márquez, Pol Espargaró

Ducati Team
Jack Miller, Pecco Bagnaia? Johann Zarco? Jorge Lorenzo?

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Fabio Quartararo

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Brad Binder, Miguel Oliveira

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Andrea Iannone? Cal Crutchlow?

Pramac Racing
Jorge Martin, Pecco Bagnaia? Luca Marini?

Reale Avintia Racing
Tito Rabat, Johann Zarco?

Petronas Yamaha SRT
Valentino Rossi, Franco Morbidelli

LCR Honda
Alex Márquez, Takaaki Nakagami

Red Bull KTM Tech3
Danilo Petrucci, Iker Lecuona

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