Marc Márquez: «Am Risiko wird sich nichts ändern»

Von Günther Wiesinger
Wann wird die gähnene Leere in der Repsol-Box wieder der Vergangenheit angehören?

Wann wird die gähnene Leere in der Repsol-Box wieder der Vergangenheit angehören?

Marc Márquez versichert seinen Fans, er werde kein zweites Mal überhastet auf die Rennstrecke zurückkehren. An seiner Risikobereitschaft werde sich jedoch nichts ändern, betont er.

Seit dem missglückten Jerez-GP sind Repsol-Honda und die Honda Racing Corporation nur scheibchenweise mit der Wahrheit über die Ernsthaftigkeit der Verletzung von Marc Márquez herausgerückt. Erst viereinhalb Monate später können sich die Fans und die Öffentlichkeit ein klares Bild machen.

Denn inzwischen hat Marc Márquez verraten, dass bereits bei der zweiten Operation eine Knochentransplantation ausgeführt wurde, die allerdings nicht den gewünschte Erfolg gebracht hat. Am Donnerstag wurde die dritte Operation bestätigt sowie der Wechsel der Ärzte und der Klinik, seit Freitagabend wissen wir auch, dass der Knochen von einer Infektion befallen wurde, vermutlich bereits bei der zweiten OP im August.

Es wurde auch nie dementiert, dass Marc Márquez einen Trümmerbruch erlitten hat. Das erklärt auch, warum statt eines stabilen Marknagels in der Clinica Dexeus in Barcelona zweimal (19. Juli und 3. August) eine Titanplatte mit Schrauben eingesetzt wurde. Darüber hatte sich der langjährige GP-Arzt Dr. Claudio Costa im August heftig gewundert. Dr. Costa hat übrigens auch schon am 23. August gemutmaßt, die Heilung könne sich wegen einer Osteomyelitis (OM), das ist eine akute oder chronische Entzündung des Knochens und des Knochenmarks, stark verzögern.

Natürlich sind solche Ferndiagnosen immer heikel. Aber da die Honda-Manager der Öffentlichkeit erst jeweils dann reinen Wein einschenken, wenn sich irgendetwas gar nicht mehr verheimlichen lässt, kommen immer wieder Spekulationen ans Tageslicht. Allerdings haben sich die meisten bisher bewahrheitet, weil aus dem grenzenlos enttäuschten Márquez-Umfeld immer wieder gezielt Informationen gestreut wurden.

Marc Márquez hat sich jetzt als Katalane in die Obhut der Ärzte des Hospital Ruber Internacional in Madrid begeben, vorher hatte er auf Vermittlung von Red Bull auch in Österreich eine medizinische Meinung eingeholt.

Während Honda bisher den wahren Zustand des sechsfachen MotoGP-Weltmeisters immer vertuscht hat, besteht jetzt mehr Klarheit über die Schwere der Verletzung, etwaige Behandlungsfehler und eine mögliche Vernachlässigung der ärztlichen Sorgfaltspflicht.

Márquez hat bei HRC einen neuen Vier-Jahres-Vertrag bis Ende 2024 unterschrieben. Es geht mit den Co-Sponsoren um Summen von mindestens 20 bis 25 Millionen Euro im Jahr. Dass deshalb längst über Schadenersatzansprüche nachgedacht wird, kann man sich ausmalen.

Was niemand einschätzen kann, ist die Dauer der Genesungszeit.
Seit August wurde immer über einen neuen Comeback-Termin des Honda-Stars spekuliert. Aber Marc musste die Rückkehr auf die Rennstrecke auf unbestimmte Zeit verschieben.

Am 3. Dezember ist im lädierten rechten Oberarm zum zweiten Mal ein Knochen angelagert worden. Vier Monate lang war der Bruch nach der ersten Knochentransplantation nicht verheilt. Dadurch vermuten die Mediziner, es könne eine Pseudo-Arthrose entstanden sein. Honda hat auf jeden Fall eine Infektion eingeräumt, Marc muss eine Antibiotika-Therapie über sich ergehen lassen.

«Es ist normal, dass man sich unterschiedliche Meinungen anhört, nach dem was alles passiert ist», sagte Marcs Manager Emilio Alzamora. «Wir wollen ja die alten Fehler nicht wiederholen. Jetzt wissen wir mehr über die mögliche Genesungszeit. Die gemachten Erfahrungen werden in Zukunft hilfreich sein.»

Dass Alzamora der Mannschaft um Dr. Xavier Mir vorwirft, sie hätte die Rückkehr des Champions vier Tage nach der OP und sechs Tage nach dem Crash in Jerez verhindern müssen, ist längst kein Geheimnis mehr. Auch der Superstar macht Dr. Mir inzwischen klare Vorwürfe. «Er hätte mich über die Gefahren aufklären müssen.»

Marc Márquez versucht, alle Fans zu beruhigen, indem er klarstellt, er werde erst auf die Rennstrecke zurückkehren, wenn der rechte Oberarm wieder ausreichend widerstandfähig und er selbst voll genesen und fit ist.

Inzwischen weiß Marc Márquez auch, dass eine Platte mit Schrauben niemals dieselbe Stabilität erzeugen kann wie ein Marknagel. Denn es fehlt die axiale Stabilität, darüber sind sich die Chirurgen einig.

Marc Márquez hat die Hoffnung auf die Teilnahme am Sepang-Test Mitte Februar noch nicht abgeschrieben. Der Saisonstart ist für 28. März in Katar geplant.

«Was ich sicher weiß – mein erstes Comeback im Juli war überhastet. Deshalb werde ich erst wieder in die WM zurückkehren, wenn ich zu 100 Prozent fit bin», versichert der siegeshungrige Spanier. «Ich habe auch nie Zweifel gehabt, dass ich beim Comeback nicht mehr der Alte sein werde. Deshalb werde ich warten, bis ich komplett gesund bin. Ich will beim Rennfahren nicht durch meinen rechten Arm behindert werden.»

Marc weiter: «Mein Körper und ich müssen zu denselben Risiken fähig sein wie früher. Das ist meine DNA. Das ist die Methode, mit der ich immer gefahren bin und die mich zu dem gemacht hat, was ich bin.»

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