Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Hervé Poncharal (KTM): Hat Oliveira noch Schwächen?

Von Günther Wiesinger
Red Bull Tech3-KTM-Teambesitzer Hervé Poncharal ist von den Qualitäten des zweifachen Saisonsiegers Miguel Oliveira begeistert. Aber die Qualifying-Performance des KTM-Stars sollte noch besser werden.

Das Red Bull KTM-Tech3-MotoGP-Team von Hervé Poncharal hat in der vergangenen Saison nach 20 Jahren erstmals einen WM-Lauf in der Königsklasse gewonnen. Was mit Yamaha von 2002 bis Ende 2018 nie gelungen ist, klappte mit KTM gleich im zweiten Jahr der Zusammenarbeit – der erste Sieg in der «premier class» für dieses renommierte Kundenteam. Und nach dem etwas glücklichen Erfolg von Miguel Oliveira in Spielberg, wo sich Miller und Pol Espargaró in der Zielkurve in die Quere kamen, lieferte Oliveira in Portimão ein makelloses GP-Weekend im Stil von Marc Márquez ab – Pole-Position, Rundenrekord, Start-Ziel-Sieg.

Jetzt wechselt der Portugiese (er wird am 4. Januar 26 Jahre alt) statt Pol Espargaró ins Red Bull KTM Factory Team seinen Platz bei Tech3-KTM übernimmt Danilo Petrucci, ebenfalls ein zweifacher MotoGP-Sieger (auf Ducati).

Oliveira hat bisher 14 GP-Siege gefeiert (6x Moto3, 6 x Moto2, 2x MotoGP). Aber er hat die Weltmeisterschaft trotz seiner fahrerischen Extraklasse in der Moto3 und Moto2 beim Red Bull Ajo-KTM nie gewonnen, weil er oft im Qualifying zu langsam war.

Auch in der MotoGP-Saison 2020 liessen die Startplätze des KTM-Werkspiloten oft zu wünschen übrig: 15, 5, 13, 11, 7, 12, 15, 12, 12, 18, 8, 7, 10 und 1.

Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal (63) lobt die Quali-Performance von Pol Espargaró. «Pol ist ein Quali-Spezialist. Er macht das sehr, sehr gut. Ich muss da den Hut ziehen. Pol ist immer zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle – und hinter dem richtigen Fahrer», lobt der Franzose im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Hervé Poncharal (KTM will seinen Vertrag von 2022 bis Ende 2026 verlängern) meint, Oliveira sei ein anderer Fahrertyp. «Miguel konzentriert sich in den freien Trainings mehr auf die Arbeit am Motorrad. Und manchmal spart er einfach die weichen Reifen… Im FP2 in Portugal war Miguel nur an 13. Stelle. Ich dachte: ‘Oh, Mist. Wir müssen nach dem Fp3 in den Top-Ten sein, damit wir direkt ins Q2 kommen. Das ist so wichtig.’ Aber Freitagnacht hatte ich Dinner mit ihm. Da hat er mich beruhigt: ‘Hervé, mach dir keine Sorgen. Ich habe ein gutes Gefühl, aber ich habe im FP2 auf den weichen Hinterreifen verzichtet, wie ich ihn für das FP3 einsparen wollte. Da ist er wichtiger.’ Ich konnte spüren, dass er sehr zuversichtlich und selbstsicher war. Und er hat dann das Qualifying gewonnen.»

Poncharal weiter: «Es ist richtig, dass Miguel am Freitag mehr für die Racepace arbeitet als für das Qualifying. Oft hat er deshalb gemeinsam mit Crew-Chief Guy Coulon entschieden, am Ende des FP2 keinen weichen neuen Hinterreifen zu montieren. Das ist manchmal riskant, denn im FP3 könnten sich die Streckenbedingungen verschlechtern. Es könnte windiger oder kühler sein. Manchmal haben wir den weichen Hinterreifen dann im FP3 in den letzten fünf Minuten verwendet, aber das optimale Zeitfenster nicht getroffen. Wir hatten 2020 manchmal im Qualifying nicht das nötige Glück. Aber Miguel zeigte in Portugal, dass er ein ausgezeichneter Qualifyer sein kann, wenn alles zusammenpasst. Trotzdem versteht er, dass er sich im Zeittraining verbessern muss. Denn der Startplatz ist heute in allen drei GP-Klasse von großer Bedeutung. In der MotoGP ist er vielleicht sogar wichtiger als in der Moto3. Nach zwei, drei Rennrunden hat der Fahrer oft schon den Rückstand auf die Spitze, den er am Ende bei der Zielflagge hat. Man verliert also oft die ganze Zeit auf den Spitzenreiter schon in der Anfangsphase. In den ersten vier oder fünf Runden. Dann fährst du die gleiche Pace wie die Spitzengruppe. Aber dieser Zeitrückstand lässt sich dann meist nicht mehr aufholen. Es ist zu spät.»

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Yamaha)
Brünn: Johann Zarco (Ducati)
Spielberg-1: Maverick Viñales
Spielberg-2: Pol Espargaró (KTM)
Misano-1: Maverick Viñales (Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Yamaha)
Catalunya: Franco Morbidelli (Yamaha)
Le Mans: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-2: Takaaki Nakagami (Honda)
Valencia-1: Pol Espargaró KTM)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (KTM)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Yamaha 9
KTM 3
Ducati 1
Honda 1
Suzuki 0
Aprilia 0

MotoGP-Podestplätze 2020

Yamaha 12
Morbidelli 5 (3x Platz 1, 1x Platz 2, 1x Platz 3)
Quartararo 3 (3x Platz 1)
Viñales 3 (1x Platz 1, 2x Platz 2)
Rossi 2 (1x Platz 3)

Suzuki 11
Mir 7 (1x Platz 1, 3x Platz 2, 3x Platz 16
Rins 4 (1x Platz 1, 2x Platz 2, 1x Platz 3)

Ducati 9
Miller 4 (3x Platz 20, 1x Platz 3)
Dovizioso 2 (1x Platz 1, 1x Platz 3)
Petrucci 1 (2y Platz 1)
Zarco 1 (2x Platz 3)
Bagnaia 1( 2x Platz 2)

KTM 8
Pol Espargaró 5 (5x Platz 3)
Oliveira 2 (2x Platz 1)
Brad Binder 1 (1x Platz 1)

Honda 2
Alex Márquez 2 (2x Platz 2)

Aprilia 0

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