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Paolo Ciabatti: Wie es zur Trennung von Dovizioso kam
«Ducati hat durch den Weggang von Andrea Dovizioso einen wichtigen Aktivposten verloren», sagt Sportdirektor Paolo Ciabatti. «Aber er meinte, er habe bereits das Maximum aus dieser Zusammenarbeit herausgeholt.»
MotoGP
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Alle MotoGP-Fans fieberten der Saison 2025 entgegen. Ein sensationeller Dreikampf mit Marc Marquez, Pecco Bagnaia und Jorge Martin war vorprogrammiert. Doch für zwei Piloten lief das Jahr komplett aus dem Ruder.
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Ducati hat zwar in den Jahren 2017 bis 2019 mit Andrea Dovizioso dreimal hintereinander den zweiten Platz in der MotoGP-WM hinter dem überragenden Marc Márquez erreicht. Dazu gewann der jetzt 35-jährige Italiener insgesamt 14 Grand Prix auf der Desmosedici. Aber in den letzten Jahren ging es bergab: Sechs Siege im Jahr 2017, dann vier 2018, zwei 2019, in diesem Jahr klappte es nur noch beim GP von Österreich, auf einer schnellen Strecke, die bei den ersten fünf MotoGP-Events nur Ducati-Siege zuließ.
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Dovizioso steigerte sich zwar nach der Saison 2016 gewaltig. Er fügte zwar Márquez in den letzten Jahren bei fünf Rad-an-Rad-Duellen Niederlagen zu; diese Zweikämpfe wurden oft erst in der Zielkurve entschieden. Trotzdem suchte Ducati immer wieder nach einem anderen Ausnahmekönner. Deshalb wurde für 2011 und 2012 Rossi verpflichtet, für ein drittes Jahr hat ihm Philip Morris eine Jahresgage von 17 Millionen Euro geboten. Aber er kehrte lieber zu Yamaha zurück. Für 2017 und 2018 engagierten die Ducati-Chefs Claudio Domenicali und Gigi Dall’Igna den Spanier Jorge Lorenzo für insgesamt 25 Millionen Euro. Er nahm nach zwei Jahren wieder Reißaus – und ging verärgert zu Repsol-Honda. Dovizioso gehörte vielleicht vom Talent her nie zu den ganz Großen, die sich bis zum Rücktritt von Dani Pedrosa Ende 2018 aus Márquez, Rossi, Pedrosa und Viñales zusammensetzten. Aber Dovi hat sich mit viel Aufwand und Fleiß enorm gesteigert. Er war jahrelang die einzige Titelhoffnung von Ducati, auch 2020. Er schaffte immerhin den vierten WM-Rang und blieb wieder bester Ducati-Fahrer, er wäre es vielleicht auch 2021 gewesen. Aber jetzt trennen sich die Wege nach acht Jahren.
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Dovizioso-Manager Simone Battistella wird den Verdacht nicht los, dass Dovi womöglich einem Komplott zum Opfer gefallen ist. Er vermutet, Ducati wollte die Nummer 04 von Anfang an loswerden, man habe ihn 2020 nicht mehr optimal betreut. Er wundert sich auch, warum sich Ducati nicht bemüht hat, nach dem aufgeflogenen Ventil-Skandal von Jerez auch noch die Streichung der Punkte in der Fahrer-WM durchzusetzen, nachdem Quartararo und Viñales dort für einen Yamaha-Doppelsieg gesorgt hatten.
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Wollte Ducati bei Dovi Bonusgelder sparen und ihn einfach als gescheiterten Titelfavoriten loswerden, ohne die treuen Ducatisti übermäßig zu vergraulen, wie Battistella mutmasst?
Wir werden die Wahrheit vielleicht nie erfahren. Es sei denn, Dovizioso schüttet nach dem 31. Dezember sein Herz aus, nach dem Auslaufen des Ducati-Vertrags. Paolo Ciabatti ist 2013 gleichzeitig mit Dovizioso zu Ducati gekommen; er hat damals die Rolle des Sportdirektors für die MotoGP- und Superbike-WM übernommen.
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Es ist kein Geheimnis, dass Dovi und Ciabatti gute Freunde geworden sind, auch mit Teammanager Davide Tardozzi hatte Dovi nie wirklich Mühe, eher mit Domenicali und Dall’Igna, mit Letzteren zumindest ab seiner Kritik am Motorrad beim Sachsenring-GP 2019. Ciabatti erklärte vor dem Saisonstart im Frühjahr 2020 in einem SPEEDWEEK.com-Interview, Ducati wolle Dovizioso für ein oder zwei Jahre länger behalten. Er könnte die zehn Jahre auf der Desmosedici voll machen und hinter Dani Pedrosa (13 Jahre bei Repsol-Honda) jener Fahrer werden, der am zweitlängsten ohne Unterbrechung für dieselbe Marke in der MotoGP-WM fährt. Aber daraus wurde nichts. Am 15. August in Spielberg kündigte Battistella die Trennung mit Jahresende an. "Wir haben gehofft, dass wir mit Andrea weitermachen können", betont Paolo Ciabatti im aktuellen Weihnachts-Interview mit SPEEDWEEK.com. "Das war das Ziel vor dem Saisonbeginn. Dann kamen die Covid-Situation und der Lockdown. Es gab Unsicherheit in Bezug auf die Meisterschaft. Niemand wusste, ob sie 2020 jemals beginnen könne. Die Situation wurde sehr kompliziert, wie man sich vorstellen kann. Ohne pünktlichen Saisonstart und ohne Gewissheit, wann und ob sie losgehen kann, mussten wir unsere Budgets anpassen. Man konnte sich bald ausrechnen, dass es weniger Rennen und keine Zuschauer gegeben würde, dazu keine Teamgäste. Es änderte sich also das Szenario für unsere Partner und Sponsoren, die ihre Zuwendungen kürzten. Wir mussten alle Deals neu verhandeln und bei den Zuschüssen Kürzungen hinnehmen. Denn es gab zuerst nur 13 MotoGP-Events, später kam Portugal hinzu. Ich gehe davon aus, dass auch alle anderen Werke und Teams von Budgetkürzungen betroffen waren. Diese Problematik hat sogar Auswirkungen auf die Saison 2021. Der Ausblick für die kommende Saison lässt weitere Sorgen erwarten. Denn die Normalität wird nicht in wenigen Monaten zurückkehren. Die Wirtschaft wird sich nicht über Nacht erholen. Covid hat die ganze Weltwirtschaft beeinträchtigt."
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"Wir haben also die Fahrergagen für 2020 neu verhandelt und auch für 2021 Maßnahmen getroffen", führt Ciabatti aus. "Wir mussten sicher sein, dass unser Budget 2021 auch finanzierbar und nachhaltig sein wird, falls uns weiter schwere Zeiten heimsuchen, womöglich sogar für einige Jahre. "Wir haben also mit allen unseren Werksfahrern einen Plan über eine Gagenkürzung 2020 diskutiert. Denn einerseits drohte ein Rückgang bei den verkauften Stückzahlen unserer Motorräder, außerdem mussten wir eine Kürzung der Sponsorgelder in Kauf nehmen. Natürlich war Andrea von den Kürzungen am stärksten betroffen, er war unser bestbezahlter Fahrer. Doch am Ende haben wir für beide Parteien eine zufriedenstellende Lösung gefunden. Jeder unserer Fahrer hat auf denselben Prozentsatz seiner Gage verzichtet. Bei Andrea war der absolute Betrag natürlich am höchsten." Dovizioso hatte nach Informationen von SPEEDWEEK.com ursprünglich für 2020 eine Gage von 4 Millionen Euro, er soll auf ca. 30 bis 40 Prozent verzichtet haben. Die Ducati-Manager hatten vor dem Saisonstart im Juli bereits im Kopf, welche Gage sie Dovi für 2021 anbieten könnten. Es war dann eine Summe von 2 Millionen zu hören, also die Hälfte des einst für 2020 vereinbarten Betrags.
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Ducati wollte die neue Vereinbarung mit Dovizioso im Juni oder Juli 2020 über die Bühne bringen; spätestens im August. Ciabatti: "Ich habe Simone Battistella dann einen Hinweis gegeben, welchen finanziellen Spielraum wir für Andreas 2021-Salär haben. Ich habe kein konkretes Angebot gemacht, nur eine ungefähre Summe genannt. Andrea und Simone wollten auf diesen Vorschlag nicht eingehen. Also haben wir gesagt, wir warten, wie sich die Situation in der WM entwickelt. Wir hätten ja auch fünf Grand Prix abgewartet, wenn die Saison im März in Katar pünktlich begonnen hätte. Also schlugen wir vor, wir reden nach dem fünften Grand Prix Ende August wieder. Wir wollten zuerst die Fahrer auf der Piste sehen. Es stimmt, dass wir in der Zwischenzeit Jack Millers Verpflichtung im Werksteam bestätigt haben. Denn bei ihm war die Geldfrage leichter zu managen. Außerdem dachten wir, er hat sich nach drei Jahren bei Pramac die Beförderung ins Werksteam verdient. Weil er Talent hat, weil er mit bald 26 Jahren das richtige Alter hat und weil wir an ihn glauben. Gleichzeitig haben wir Danilo Petrucci frühzeitig mitgeteilt, dass wir mit ihm nicht weitermachen würden. Er konnte also schon früh im Mai mit seinem Manager Alberto Vergani nach anderen Angeboten Ausschau halten." Petrucci unterschrieb also bei KTM und fährt 2021 beim Tech3-KTM. Dovizioso wurde hingehalten. Da spielte wohl die berechtigte Hoffnung mit, dass der Italiener bald keinen anderen lukrativen Platz mehr in einem Werksteam finden und deshalb gezwungen sein würde, den Ducati-Deal anzunehmen.
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Doch Dovizioso warf den Krempel hin. Somit hat Ducati seinen besten MotoGP-Fahrer der letzten vier Jahre verloren, und Dovi ist arbeitslos geworden. Ob Dovi bei Repsol-Honda als Marc Márquez-Ersatz in Frage kommt, lässt sich bisher nicht einschätzen. Es hängt von den Genesungsfortschritten des achtfachen Weltmeisters ab. "Andrea und Simone haben aus verschiedenen Gründen beschlossen, nicht auf unsere Entscheidung zu warten", lautet das Fazit von Ciabatti. "Als diese Neuigkeit in Spielberg kommuniziert wurde, waren wir natürlich nicht überrascht, denn wir waren vorher informiert worden, dass sie das zweite Rennen in Österreich nicht abwarten wollen. Wir hielten diese Entscheidung für etwas seltsam, aber wir mussten sie akzeptieren. Wir hatten unsere finanziellen Möglichkeiten klar gelegt und wollten noch etwas warten, um zu verstehen, welche Fahrerwahl die beste für die Zukunft von Ducati sein würde."
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Doch Dovizioso meinte, ein neuer Ducati-Vertrag wäre für ihn nicht mehr vorteilhaft. "Es gab kritische Momente zwischen Andrea, Ducati und Gigi nach dem Sachsenring-GP 2019", ist sich Ciabatti bewusst. "Andrea war wohl inzwischen der Ansicht, er könne mit Ducati nichts mehr erreichen. Ducati spürte zwar, dass wir einen wichtigen Aktivposten verlieren. Wir vermuteten aber auch, dass bei einer Verlängerung des Vertrags keine besseren Ergebnisse mehr zustande kommen würden." Der Sportdirektor von Ducati will die Freundschaft zum 15-fachen GP-Sieger in Zukunft aufrecht erhalten. Ist er enttäuscht über die Trennung? "Ich würde nicht sagen enttäuscht. Doch von meiner Seite tut es mir leid, dass eine Zusammenarbeit zu Ende geht, die uns inzwischen 14 gemeinsame MotoGP-Siege beschert hat. Aber manchmal braucht ein Hersteller frisches Blut und ein Rennfahrer einen neuen Antrieb. Wenn einer der Beteiligten meint, er habe das Maximum aus dieser Zusammenarbeit herausgeholt, ist es sinnvoll ‚Arrivederci‘ zu sagen, weiter ein gutes Verhältnis zu pflegen und eine neue Richtung einzuschlagen. Ehrlich gesagt: Ich glaube, wir hatten diesen Punkt erreicht." Die MotoGP-Karriere von Andrea Dovizioso
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2008: WM-5. auf SCOT-Honda, 174 Punkte 2009: WM-6. auf Repsol-Honda, 160 Punkte, 1 GP-Sieg 2010: WM-5. auf Repsol-Honda, 206 Punkte 2011: WM-3. auf Repsol-Honda, 228 Punkte 2012: WM-4. auf Tech3-Yamaha, 218 Punkte 2013: WM-8. auf Ducati, 140 Punkte 2014: WM-5. auf Ducati, 187 Punkte 2015: WM-7. auf Ducati, 162 Punkte 2016: WM-5. auf Ducati, 171 Punkte, 1 GP-Sieg 2017: WM-2. auf Ducati, 261 Punkte, 6 GP-Siege 2018: WM-2. auf Ducati, 245 Punkte, 4 GP-Siege 2019: WM-2. auf Ducati, 269 Punkte, 2 GP-Siege 2020: WM-4. auf Ducati, 135 Punkte, 1 GP-Sieg
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