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Stefan Bradl (1.): «Bin nie auf Zeitenjagd gewesen»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl heute beim Nachttest auf dem Losail Circuit

Stefan Bradl heute beim Nachttest auf dem Losail Circuit

Obwohl er fünf Jahre lang nicht auf dem Losail Circuit gefahren ist, gelang Stefan Bradl heute beim MotoGP-Test eine überlegene Bestzeit. Mit SPEEDWEEK.com sprach er über heute und die nächsten fünf Testtage.

Am ersten Tag des ersten MotoGP-Tests in diesem Jahr auf dem Losail Circuit in Doha/Katar gelang Honda-Testfahrer Stefan Bradl die Bestzeit mit 1:55,614 min. Damit war der Portugal-GP-Siebte um satte 1,236 sec schneller als der neue Yamaha-Testfahrer Cal Crutchlow.

Zur Erinnerung: Die Pole-Position 2019 mit 1:53,546 min gelang Yamaha-Werksfahrer Maverick Viñales. Den Katar-Test von 22. bis 24. Februar 2020 dominierte ebenfalls Viñales mit 1:53,858 min.

Den Saisonauftakt in Doha am 8. März 2020 bestritten aufgrund der Corona-Pandemie nur die Moto2- und Moto3-Piloten auf dem Losail International Circuit.

Stefan Bradl tritt in Losail als Ersatz für den verletzten Marc Márquez an, deshalb war er bereits heute in Repsol-Farben zu sehen und nicht in den Farben des HRC Test Teams.

Der 31-jährige Bayer will aber seiner Bestzeit keine übertriebene Bedeutung zumessen. «Es hat schon schlechtere Einstände gegeben», hielt er zwar nach 60 Runden fest. «Aber da wir geplant haben, dass ich alle sechs Tage hier fahre, sind wir heute eigentlich nie wirklich auf Zeitenjagd gegangen. Der Wetterbericht kündigt auch für morgen wieder so starken Wind an. Erst am Sonntag soll es etwas besser werden. Heute sind die Verhältnisse erst ab 17.30 oder 18 Uhr einigermaßen akzeptabel gewesen. Davor war es ziemlich schlimm.»

Bradl hat 2008 in Doha mit 18 Jahren in der 125-ccm-Klasse seinen ersten GP-Podestplatz erzielt. Aber in der MotoGP-Klasse gelang ihm in der Wüste nie ein Spitzenergebnis – Platz 8 im Jahr 2012 beim MotoGP-Debüt in der Königsklasse war bisher sein bestes Katar-Ergebnis in der Königsklasse. 2014 stürzte er mit der LCR-Honda in Führung liegend!

Der siebenfache GP-Sieger wird erstmals Pol Espargaró in der Repsol-Honda als Teamkollegen sitzen haben. Stefan steuerte heute die neue Márquez-Honda, die mit einigen neuen Test-Komponenten aus Jerez bestückt ist. «Es ist irgendwie ein Mischling. Aber grundsätzlich gibt es nichts weltbewegendes Neues. Trotzdem haben wir eine Liste mit Sachen, die wir abarbeiten müssen. Es werden alle Bausteine berücksichtigt. Heute haben wir uns ausgiebig um das Elektronik-Set-up gekümmert. Auch beim Motor haben wir gemacht, was man machen darf, beim Chassis-Set-up ebenfalls. Wir wollen uns Schritt für Schritt in den sechs Tagen durch das Testprogramm durcharbeiten.»

Bradl hat in Jerez im Dezember, Januar und Februar rund 13 Testtage absolviert, er saß also mehr auf der MotoGP-Maschine als jeder andere Pilot seit dem WM-Finale vom 22. November. «Aber im Januar und Februar war die Ausbeute sehr überschaubar. Denn es hat fast immer geregnet. Es gab nur wenige produktive Testtage.»

Trotzdem rechnet der Moto2-Weltmeister von 2011 nicht mit weiteren Bestzeiten. «Morgen habe ich vielleicht noch einen kleinen Testvorsprung. Aber ein MotoGP-Profi braucht nicht drei Tage, bis er wieder auf Speed ist. Das haben sie in einem Tag erledigt. Oder in einem halben.»

Trotzdem war die Freitag-Bestzeit hilfreich für das Selbstvertrauen. «Ich bin happy mit dem heutigen Einstand. Darauf können wir aufbauen. Morgen ist wieder ein ganz anderer Tag. Vielleicht haben wir am Samstag wieder ganz andere Prioritäten. Wenn ich zwischen den Bikes wieder gravierende Vergleiche machen muss, werden die Zeiten definitiv sekundär sein. Es war auch heute nicht so, dass wir auf Zeitenjagd gegangen sind. Aber ich habe mich draufgesetzt und mich gut zurechtgefunden, obwohl ich seit 2016 nicht mehr in Katar gefahren bin. Denn beim Superbike-WM-Finale 2017 habe ich mit einer Handgelenksverletzung gefehlt.»

Honda hat allerdings in Losail seit 2014 mit Marc Márquez nie mehr gewonnen.

Bradl will sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, welches Ergebnis er am Samstag schaffen könnte. «Das wird stark von unserem Testprogramm abhängen. Die Testfahrerarbeit wird sicher eine Rolle spielen. Denn wir haben hier noch fünf weitere Testtage. Da muss man hier nicht unbedingt jeden Tag unter den Top-5 sein, sondern man muss schauen, dass man das Motorradl entwickelt. Man muss aufpassen, dass man nicht in die falsche Richtung entwickelt, nur um eine einzelne schnelle Runde rauszupressen. Das ist momentan nicht der Sinn der Sache. Wir werden uns natürlich auch mit dem Renn-Set-up beschäftigen.»

Momentan plant Stefan Bradl nach dem sechsten Testtag (12. März) eine Rückkehr nach Deutschland. «Sonst müsste ich inkluisve der beiden Grand Prix insgesamt fast 36 Tage pausenlos in Doha bleiben. Aber niemand weiß momentan genau, ob das Gesundheitsprotokoll in einer Woche einen Rückflug erlaubt. Das wird von der Corona-Situation abhängen.»

Zur Rrinnerung: Im Vorjahr flogen die MotoGP-Teammitglieder nach dem Februar-Test heim. Doch die Italiener hätten dann bei der Rückkehr in Doha 14 Tage in Quarantäne gehen müssen – und das Rennen verpasst. Deshalb wurde der MotoGP-Event gestrichen.

MotoGP-Shakedown-Test, Katar, 5. März

1. Stefan Bradl, Honda, 1:55,614 min
2. Cal Crutchlow, Yamaha, + 1,236 sec
3. Test 1, Yamaha, + 1,518
4. Enea Bastianini, Ducati, + 2,437
5. Michele Pirro, Ducati, + 2,442
6. Test 3, Yamaha, + 2,624
7. Lorenzo Savadori, Aprilia, + 2,659
8. Luca Marini, Ducati, + 2,762
9. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 3,000
10. Jorge Martin, Ducati, + 3,261
11. Dani Pedrosa, KTM, + 3,441
12. Takuya Tsuda, Suzuki, + 5,776

keine Zeit: Aleix Espargaró

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