Pit Beirer (KTM): «Kein MotoGP-Fahrer hat Garantie»

Von Günther Wiesinger
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer freut sich über die Rückkehr von Crew-Chief Esteban Garcia. Und er sagt: «Irgendwann muss es unseren MotoGP-Fahrern egal sein, in welchem Team sie bei uns fahren.»

KTM Factory Racing hat mit dem Spanier Esteban Garcia seit September einen neuen Technical Coordinator bei französischen Tech3-KTM-Team installiert, der als Schnittstelle zum Werk fungieren soll. Dazu arbeiten bei den Grands Prix inzwischen acht KTM-Techniker im Tech3-Team, das 2022 mit den Moto2-Stars Remy Gardner (fünf Saisonsiege) und Raúl Fernández (acht Saisonsiege) antritt, die bisher sehr viel Vorschusslorbeeren bekommen haben.

Da Moto2-Weltmeister Remy Gardner seit bald zehn Jahren in Spanien lebt, ist Spanisch längst zu seiner zweiten Muttersprache geworden. Esteban Garcia kann also mit den beiden MotoGP-Rookies nicht nur auf Englisch kommunizieren. Zudem verfügt Garcia über einen langjährigen KTM-Hintergrund. Er hat 2018 zuerst im MotoGP-Testteam den Finnen Mika Kallio betreut, dann wurde er zum Crew-Chief von Stammfahrer Bradley Smith befördert. Danach sollte er 2019 eigentlich Crew-Chief von Smith-Nachfolger Johann Zarco werden.

«Doch Esteban hat sich anders entschieden», erklärte KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er war bei uns für das Zarco-Abenteuer vorgesehen, aber er ist zu Maverick Viñales ins Yamaha-Werksteam gewechselt. Esteban hat bei uns einen ordentlichen Vertrag gehabt, aber Yamaha hat ihm ein besseres Angebot gemacht; Viñales hat aus der eigenen Tasche etwas drauf gelegt und sein Gehalt damit verdoppelt. Die beiden sind ja 2013 schon gemeinsam Moto3-Weltmeister geworden. Maverick ist damals auf KTM gefahren, deshalb haben wir zu Esteban immer einen guten Kontakt gehabt. Bei Yamaha sind die beiden Freunde wieder zusammen gekommen und haben ihr Abenteuer ausprobiert.»

Doch so wie sich Viñales Ende 2018 nach den ausbleibenden Erfolgen von Ramon Forcada trennte, der dann 2020 mit Morbidelli im Petronas-Yamaha-Team drei Rennen gewann und Vizeweltmeister wurde, so suchte er auch 2021 den Sündenbock in der Person des Crew-Chiefs, als ihm die Erfolge seines jungen Teamkollegen Fabio Quartarao im Werksteam über den Kopf wuchsen.

Garcia kehrte also im Sommer 2021 gerne zu KTM zurück, wo er mit offenen Armen aufgenommen wurde, zumal Schwester Beatrice dort immer im MotoGP-Team beschäftigt blieb.

«Jetzt weiß Esteban endgültig, wo sein Zuhause ist», freut sich Pit Beirer über die Rückkehr des fachkundigen Spaniers.
Esteban Garcia und Schwester Beatrice haben 2013 schon das private LaGlisse-KTM-Team gemeinsam mit den Österreichern gemanagt, mit dem Maverick Viñales die Moto2-WM gegen Rins, gegen die Red Bull KTM-Ajo-Mannschaft mit Luis Salom sowie Alex Márquez gewann. Vier KTM-Fahrer landeten damals auf den ersten vier Plätzen, Jonas Folger folgte mit der Kalex-KTM auf Rang 5.

Eigentlich gehörte das LaGlisse-Calvo-Team dem zwielichtigen Teambesitzer Jaime Fernández-Avilés, dem wegen Betrugsverdachts eine Gefängnisstrafe drohte. Ihm wurde vorgeworfen, er habe in der Spanischen Meisterschaft zu den Zeiten von Luis d'Antin einen Team-Lkw durch Urkundenfälschung unrechtmäßig in seinen Besitz gebracht.

Deshalb musste sich Jaime Fernández-Avilés vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurückziehen, Pablo Nieto wurde 2013 bei LaGlisse als Teammanager installiert, er führte den Rennstall gemeinsam mit den Garcia-Geschwistern.

Esteban Garcia soll 2021 dazu beitragen, das Tech3-KTM-Team auf das Level des Red Bull KTM Factory Teams mit den Fahrern Oliveira und Binder zu bringen, die 2021 zwei Siege eingeheimst haben.

«Mein Ziel ist es, dass es unseren MotoGP-Fahrern irgendwann egal ist, auf welchem der vier Plätze er bei KTM fährt», sagt Pit Beirer. «Wir müssen die Qualität bei Tech3 so hochschrauben, dass es eine Viererbank wird.»

Der KTM-Rennchef betont, dass bisher nicht festgelegt ist, ob Miguel Oliveira und/oder Brad Binder auch 2023 im Red Bull-Team fahren.

Beirer: «Es gibt für keinen Fahrer eine Garantie auf einen Platz im heimischen Werksteam. Diesen Management-Schritt wollen wir uns freihalten und uns im kommenden Sommer anschauen, wo welcher Fahrer aus unserem MotoGP-Quartett am besten hinpasst.»


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