KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Fahrer uneins: Devices an den MotoGP-Bikes unnötig?

Von Nora Lantschner
Jack Miller auf der neuen Ducati GP22 mit Front-Device

Jack Miller auf der neuen Ducati GP22 mit Front-Device

Das neue «Front Ride Height Device» sorgt auch unter den Fahrern für Diskussionen. Marc Márquez spricht sich ganz offen für ein Verbot solcher Vorrichtungen aus, aber nicht nur Ducati-Piloten sehen sehr wohl Vorteile.

Startvorrichtungen, der bereits bekannte und von allen Herstellern übernommene «Ride Height Adjuster» und jetzt auch noch ein neues Device für die Front – da drängt sich bei Beteiligten und Beobachtern die Frage auf: Ist das zu viel des Guten?

Als Ducati bei den Wintertests mit dem «Front Ride Height Device» aufkreuzte, waren die anderen fünf Hersteller wenig begeistert. Der Hersteller aus Borgo Panigale setzt das legale Device 2022 dennoch ein.

Fakt ist: Die Meinungen gehen auseinander, auch unter den Fahrern. Aleix Espargaró warf sogar schon die Sicherheitsfrage auf.

«Für mich fängt es an, zu viel zu werden», sagte auch Weltmeister Fabio Quartararo. «2019 musste man vor dem Start nur den Launch-Control-Knopf drücken und los ging’s. Jetzt muss man zu viele Dinge checken. Ja, am Ende holt man etwas heraus, aber dennoch: Für mich wird es zu viel», bekräftigte der Yamaha-Star.

Ducati-Werksfahrer Pecco Bagnaia widersprach kurz angebunden: «In meinem Fall ist es nur ein Knopf, den ich drücken muss, also ist es für mich auch kein Problem.»

«Ich sehe es wie Fabio», meine dagegen Suzuki-Ass Joan Mir. «Es wird langsam zu viel. Wir werden immer schneller auf den Geraden, bald werden wir 370 km/h erreichen. Die Streckenlayouts dagegen sind unverändert. Es ist auch schwieriger, in der Beschleunigung einen Unterschied zu machen. Wenn man diese Devices nutzt, ist alles viel einfacher, klar. Wahrscheinlich ist es für die Sicherheit aber nicht die beste Sache, meiner Meinung nach.»

«Wenn du in die Startaufstellung kommst, hast du mit Sicherheit mehr zu tun. Es ist für mich immer wichtig, diesen Part nicht zu versemmeln», gestand Brad Binder schmunzelnd. Abgesehen davon gab sich der Red Bull-KTM-Werksfahrer diplomatisch: «Die Realität ist, dass sie jeder hat. Und ich glaube, sie werden auch bleiben. Jeder Hersteller muss das Beste daraus machen.»

Eine klare Position vertritt dagegen Repsol-Honda-Star Marc Márquez: «Aus meiner Sicht ist es etwas, das sie in Zukunft streichen müssen. Schon als ich im Vorjahr nach meiner Verletzung zurückkam, sagte ich das. Und ich glaube, wir müssen als Fahrer zusammenstehen. Als Hersteller will man immer mehr, mehr und mehr. Mit dem Holeshot-Device werden wir immer schneller, das Startprozedere immer schwieriger. Zur Show trägt es nichts bei. Okay, es sind Prototypen, aber für ein Straßenmotorrad ist eine Startvorrichtung nicht nötig. Wir versuchen ja auch immer größere Auslaufzonen haben, aber jetzt kommen wir schneller an den Bremspunkt und wir bremsen sogar später, weil wir mit dem Device später bremsen können. Für die Zukunft macht das keinen Sinn.»

Aprilia-Neuzugang Maverick Viñales kann den Ride-Height-Vorrichtungen sehr wohl einen Vorteil abgewinnen: «Ich glaube, in der Beschleunigung ist es mit dem Device viel sicherer. In einigen Kurven, zum Beispiel die letzte Kurve in Austin, wo man von null beschleunigt und die Begrenzungsmauer sehr nahe ist, hat das Vorderrad mit dem Device viel mehr Bodenkontakt. Jetzt geht es zu weit, es werden zu viele Dinge, aber dennoch glaube ich: Wenigstens das Rear-Device für den Start und die Beschleunigung macht es viel sicherer.»

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