Luca Marini: Nur 10 Prozent schafft der Fahrer allein

Von Nora Lantschner und Simon Patterson
Luca Marini (24)

Luca Marini (24)

Luca Marini (Mooney VR46 Racing) spricht über seinen Testtag in Jerez, seine langsame Pace im MotoGP-Rennen am Sonntag und die Entwicklung seines Ducati-Markenkollege Francesco «Pecco» Bagnaia.

«Es war ein positiver Tag, wir probierten viele Dinge aus, vor allem am Set-up», berichtete Luca Marini von seinem Montag-Test in Jerez. «Zu Beginn des Tages war es schwierig, weil es mit jedem Exit anders, anders und noch einmal anders war. Wir mussten am Ende alles zusammenfügen und ich glaube, im Vergleich zum Grand Prix gelang uns ein Schritt nach vorne. Ich bin zufrieden und positiv gestimmt.»

Woher kam der Fortschritt? «Wir verbesserten uns überall auf der Strecke. Nach dem Rennen gab es nichts, über das ich mich groß beklagt hätte. Das Gefühl war gut, ich war einfach nur langsam. Ich weiß nicht warum oder wie, aber meine Mannschaft ließ das Motorrad auf der Runde schneller werden. Ich fuhr einfach, probierte und beurteilte Dinge mit ja oder nein. Am Ende fügten wir alles zusammen – und ich war schneller. Darüber bin ich glücklich, mein Team hat einen sehr guten Job gemacht und mein Dank gilt auch Ducati. Jetzt habe ich endlich das Gefühl, dass wir in die richtige Richtung gehen. Ich will aber sehen, ob wir den Rückstand zu den Top-Jungs bei einem Grand Prix schließen. Denn eine Test-Situation ist immer anders.»

Ein Fortschritt ist beim Moto2-Vizeweltmeister von 2020 auch dringend nötig. Am Sonntag verpasste er beim «Gran Premio Red Bull de España» als 16. die Punkteränge. Dadurch zog in der WM-Tabelle sein VR46-Teamkollege und Rookie Marco Bezzecchi auf der GP21 an ihm vorbei. Marinis Rückstand auf Sieger Pecco Bagnaia (beide sitzen auf der aktuellen GP22) betrug fast eine halbe Minute.

«Die Platzierung spiegelte meine Situation wider. Ich fühlte mich gut, aber meine Pace war sehr konstant sehr langsam», analysierte Marini sein Rennen in Jerez offen und ehrlich. «Ich versuche von der ersten bis zur letzten Runde 100 Prozent zu geben, aber etwas ging uns ab. Wenn man die Daten vergleicht, fehlt ein bisschen da und ein bisschen dort. Ein Zehntel in einer Kurve, ein halbes in der nächsten – auf der Runde summiert sich das auf acht Zehntel.»

Bagnaia erklärte nach seinem ersten Sieg des Jahres 2022, er sei nach einem schwierigen Saisonstart an einen Punkt angelangt, an dem er verstanden habe, dass er nicht mehr das Motorrad, sondern sich selbst anpassen müsse. Ist das auch bei Marini der Fall? Muss er sich nach dem Rookie-Jahr auf der GP19 noch auf die GP22 einstellen?

«Normalerweise sagt man das, wenn schon fast alles in Ordnung ist», entgegnete der Bruder von Valentino Rossi. «Sonst fängt man an, das ganze Motorrad zu verändern, bis man sich gut fühlt. Meiner Meinung nach hat Pecco schon seit Portimão ein bisschen das Feeling wiedergefunden. Auch er hatte zu Beginn Mühe, aber er hat die richtigen Dinge gemacht – mit der Erfahrung und mit seiner Mannschaft, die auch schon mehrere Jahre in der MotoGP ist. Sie wissen, wo sie anpacken müssen, sie kennen Pecco gut und sie schafften es, ihm wieder dieses Vertrauen zurückzugeben.»

Nur den letzten Schritt könne dann der Fahrer selbst machen. «Da stimme ich zu, auch ich würde es gerne so machen. Vorher musst du aber bei 90 Prozent sein», unterstrich der Mooney-VR46-Fahrer. «Die letzten 10 Prozent kannst du dann dazugeben, indem du Kilometer abspulst und Strecke für Strecke Erfahrung sammelst. Mit jeder Session, in der das Motorrad unverändert ist, fährst du immer ein kleines bisschen besser.»

«Wenn du dagegen anfängst etwas zu verändern, ist es immer ein bisschen schwieriger, das Vertrauen zu finden», fuhr Marini fort. «In den ersten drei bis vier Runden musst du erst einmal verstehen, was am Motorrad anders ist und welches Gefühl du hast. Danach fängst du an zu pushen. Für gewöhnlich läuft es so. Wenn du dann nichts mehr anrührst und jedes Mal mit demselben Motorrad aus der Box fährst, ist es richtig, an dir selbst und an den Details zu arbeiten – wie es Pecco sehr gut gemacht hat.»

Ergebnis MotoGP-Test, Jerez (2. Mai):

1. Zarco, Ducati, 1:37,136 min
2. B. Binder, KTM, 1:37,294
3. Quartararo, Yamaha, 1:37,438
4. Miller, Ducati, 1:37,456
5. P. Espargaró, Honda, 1:37,556
6. Mir, Suzuki, 1:37,756
7. A. Espargaró, Aprilia, 1:37,774
8. Rins, Suzuki, 1:37,778
9. Martin, Ducati, 1:37,781
10. Bastianini, Ducati, 1:37,802
11. A. Márquez, Honda, 1:37,805
12. Bagnaia, Ducati, 1:37,807
13. Bezzecchi, Ducati, 1:37,823
14. Marini, Ducati, 1:37,897
15. M. Márquez, Honda, 1:37,940
16. Viñales, Aprilia, 1:38,066
17. Morbidelli, Yamaha, 1:38,077
18. Dovizioso, Yamaha, 1:38,179
19. Di Giannantonio. Ducati, 1:38,271
20. Nakagami, Honda, 1:38,289
21. Oliveira, KTM, 1:38,319
22. Gardner, KTM, 1:38,589
23. D. Binder, Yamaha, 1:38,897
24. Savadori, Aprilia, 1:38,927

Ergebnisse MotoGP Jerez (1. Mai):

1. Pecco Bagnaia (I), Ducati, 25 Runden in 41:00,554 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,285 sec
3. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +10,977
4. Marc Márquez (E), Honda, +12,676
5. Jack Miller (AUS), Ducati, +12,957
6. Joan Mir (E), Suzuki, +13,934
7. Takaaki Nakagami (J), Honda, +14,929
8. Enea Bastianini (I), Ducati, +18,436
9. Marco Bezzecchi (I), Ducati, +18,830
10. Brad Binder (ZA), KTM, +20,056
11. Pol Espargaró (E), Honda, +20,856
12. Miguel Oliveira (P), KTM, +23,131
13. Alex Márquez (E), Honda, +25,306
14. Maverick Vinales (E), Aprilia, +27,358
15. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +27,519
16. Luca Marini (I), Ducati, +29,278
17. Andrea Dovizioso (I), Yamaha, +35,204
18. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +35,361
19. Alex Rins (E), Suzuki, +38,922
20. Remy Gardner (AUS), KTM, +43,378
21. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +44,299
22. Jorge Martin (E), Ducati, +1:07,681 min
– Stefan Bradl (D), Honda, 15 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Ducati, 16 Runden zurück
– Darryn Binder (ZA), Yamaha, 20 Runden zurück

WM-Stand nach 6 von 21 Grand Prix:

1. Quartararo 89 Punkte. 2. Aleix Espargaró 82. 3. Bastianini 69. 4. Rins 69. 5. Bagnaia 56. 6. Mir 56. 7. Zarco 51. 8. Brad Binder 48. 9. Marc Márquez 44. 10. Oliveira 43. 11. Miller 42. 12. Pol Espargaró 35. 13. Martin 28. 14. Viñales 27. 15. Nakagami 21. 16. Morbidelli 18. 17. Alex Márquez 16. 18. Bezzecchi 15. 19. Marini 14. 20. Dovizioso 8. 21. Darryn Binder 6. 22. Gardner 3.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 131 Punkte. 2. Yamaha 89. 3. Aprilia 83. 4. Suzuki 80. 5. KTM 76. 6. Honda 57.

Team-WM:

1. Suzuki Ecstar, 125 Punkte. 2. Aprilia Racing 109. 3. Monster Energy Yamaha 107. 4. Ducati Lenovo 98. 5. Red Bull KTM Factory 91. 6. Pramac Racing 79. 7. Repsol Honda 79. 8. Gresini Racing MotoGP 69. 9. LCR Honda 37. 10. Mooney VR46 Racing 29. 11. WithU Yamaha RNF 14. 12. Tech3 KTM Factory 3.

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