Sam Lowes zu Aprilia: Beständigkeit & Viñales-Erfolge
Aprilia genießt aktuell eine Erfolgswelle in der MotoGP-Klasse. Mit Aleix Espargaró hat das italienische Werk einen Top-Star im Kampf um die Weltmeisterschaft 2022. Doch auch der zweite Fahrer, Maverick Viñales, ist mit der RS-GP an der Spitze der «Königsklasse» angekommen. In Assen wurde er Dritter, knapp vor Espargaró, der in einer spektakulären Aufholjagd sein ganzes Können auspackte.
Sechs Podestplätze gingen in dieser Saison bereits nach Noale. Auch im Vorjahr gab es schon einige Lichtblicke bei Aprilia. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach.
Der neunfache Moto2-GP-Sieger Sam Lowes war einer derjenigen, die sich ein Jahr auf der RS-GP abgemüht haben, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. 2017 war das Motorrad noch gnadenlos unterlegen. Im Gespräch mit den Kollegen von Crash.net äußerte er sich zu seinem ehemaligen Team: «Ich bin nicht unglücklich mit dem Aprilia-Erfolg. Ich nehme es niemandem übel, wenn es ihm gut geht, er sich verbessert und gute Resultate erzielt.»
«Ich kenne diesen Lifestyle, es war hart für uns alle, für Aleix und das Team. Wir hatten eine schwierige Zeit in 2017, denn zu diesem Zeitpunkt war ich, das Paket und das Team nicht in der Position, um die erhofften Ergebnisse zu erzielen», erklärte Lowes. «Dieser Sport ist Ergebnis-getrieben; wenn du keine guten Resultate einfährst, dann war es das. Aber es ist gut, dass er so erfolgreich ist.»
Der Engländer, der seit 2018 wieder in der Moto2 unterwegs ist, weiter: «Aus dem Beispiel von Aleix aus dem letzten Jahr und aus dieser Saison kann man lernen, dass man die Menschen oder andere Dinge nicht ständig austauschen sollte. Wenn heutzutage jemand nicht sofort Leistung zeigt, wird er einfach ausgewechselt. Ganz nach dem Motto: Jemand anderer bitte.»
«Die MotoGP ist sehr eng zusammengerückt. Du musst als Neuling also sehr schnell verstehen, wie es geht. Doch der lange Verbleib mit denselben Leuten und Fahrern zahlt sich aus. Aprilia macht es gut, das Bike sieht sehr stark aus. Aleix war schon immer ein harter Arbeiter, er ist großartig.»
Lowes fuhr eine Saison neben Aleix in der «premier class», doch bereits nach wenigen Rennen stand fest, dass es für ihn wieder zurück in die Moto2-Klasse gehen würde.
Maverick Viñales verfolgt weiter sein großes Ziel
Als Aprilia in Mugello die Vertragsverlängerung mit Espargaró und Viñales bekannt gab, waren einige verwundert, wieso Maverick eine weitere Chance erhalten wird. Doch es zeichnete sich schon ab, dass er immer schneller mit der Aprilia unterwegs war. In den Rennen fuhr er häufig bereits Spitzenzeiten.
Anders läuft es bei Tech3-KTM ab. Einer der beiden Rookies steht für die kommende Saison nicht mehr oben auf dem Zettel von KTM und Teamchef Hervé Poncharal. Wahrscheinlich muss Raúl Fernández gehen. Lowes fuhr im Vorjahr gegen die beiden um den Moto2-WM-Titel und hat seine eigene Meinung zu dieser Vorgehensweise, die Fahrer nicht ein zweites Jahr zu verpflichten.
«Für mich urteilen sie zu schnell. Beide Fahrer waren fantastisch im letzten Jahr. Sie fuhren großartig, sie waren eine Herausforderung für alle anderen Piloten», betonte Lowes. «Nun sieht es so aus, als würde mindestens einer von ihnen den Platz verlieren. Das ist nicht korrekt, denn es gibt andere Jungs, die kämpfen auf einer privaten Ducati um Siege, obwohl sie im Vorjahr mit gleichen Maschinen chancenlos waren.»
«In der Moto2 fahren wir alle die gleichen Motorräder. Ich glaube, die Teams müssen die Fahrer nehmen, dann gleich für zwei Jahre verpflichten, damit sie eine Entwicklungschance haben», fordert der 31-Jährige. «Teams, die diesen Weg gehen, werden besser abschneiden. Wir alle wissen, dass Viñales an seinem Tag kaum zu schlagen ist. Er ist einer der besten Fahrer der Welt.»
Lowes: «Man kann nichts anderes behaupten, außerdem hat er den passenden Lebenslauf dazu. Er hatte natürlich ein paar Probleme, schlechte Tage, aber der Rennsport ist hart. Schlechte Tage machen es noch schlimmer.»
Lowes abschließend: «Mavericks Potenzial ist riesig, das hat Aprilia erkannt. In den Daten sehen sie, wie er fährt und wie seine Kommentare dazu passen. Ich war überrascht, dass sie an ihm festhielten, doch für das Team wird es in den kommenden Jahren sehr wichtig sein.»