MotoGP-Saison 2023: Yamaha sitzt auf glühenden Kohlen
Im letzten Teil unserer Vorschau auf die neue MotoGP-Saison steht Yamaha im Mittelpunkt: Fabio Quartararo muss zufriedengestellt, Franco Morbidelli wiedergefunden werden.
Lando Norris ist Formel-1-Weltmeister 2025, mit Rang 3 in Abu Dhabi hat er sich erstmals den Titel gesichert, als elfter Fahrer aus Grossbritannien. Aber wer ist dieser Lando Norris eigentlich?
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Ungewissheit ist das Wort, das die Erwartungen von Yamaha für die Saison 2023 wohl am besten beschreibt. Drei Aspekte schüren die Zweifel:
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der Level des 2023er-Motors
das Fehlen eines Kundenteams
das Fragezeichen zu Morbidellis Konkurrenzfähigkeit.
Die zwei verbliebenen Yamaha-Piloten wissen, dass ihre WM-Chancen davon abhängen, ob die Ingenieure in Sachen Motor im Winter den Nachteil, den sie im Vorjahr hatten, zumindest teilweise wettgemacht haben.
Zur Erinnerung: Probleme mit der Zuverlässigkeit des 2022er-Motors zwangen Yamaha vor einem Jahr dazu, die gesamte Saison mit der 2021er-Spezifikation des Triebwerks zu bestreiten, was wiederum der Motor war, dessen Entwicklung 2020 wegen der Pandemie eingefroren worden war. Ein Unterschied, der Fabio Quartararo die Hände band – und dennoch hielt er den Titelkampf bis zum Saisonfinale offen.
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Die Tests mit dem ersten Prototyp während der Saison 2022 verliefen sehr gut, was Quartararo nicht nur ermutigte, sondern auch dazu veranlasste, seinen Vertrag mit Yamaha bis Ende 2024 zu verlängern. Voraussetzung dafür war zudem, dass sich Yamaha dazu verpflichtete, die Arbeitsweise zu verändern und externe Ingenieure zu holen – allen voran Formel-1-Motorenzauberer Luca Marmorini.
Lando Norris ist Formel-1-Weltmeister 2025, mit Rang 3 in Abu Dhabi hat er sich erstmals den Titel gesichert, als elfter Fahrer aus Grossbritannien. Aber wer ist dieser Lando Norris eigentlich?
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Der Motor als Achillesferse
Aber zurück zum 2023er-Prototyp: Bei den Testfahrten in Barcelona und Misano stellten die Werksfahrer einen klaren Fortschritt fest. Das Testteam rund um Cal Crutchlow führte sogar auf vier unterschiedlichen Strecken Testläufe durch – und die Ergebnisse waren stets ermutigend. Der Brite brachte dabei eine weitere Evolutionsstufe auf die Strecke, die noch bessere Ergebnisse lieferte. Vor diesem Hintergrund war das Fiasko beim Valencia-Test eine kalte Dusche. Plötzlich schien sich all die harte Arbeit verflüchtig zu haben. Wo war die Performance des neuen Motors geblieben? Was war passiert?
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Fabio wirkte verunsichert. Wie der Franzose selbst erklärte, hatten auch die Ingenieure keine Erklärung dafür. Und mit diesem Stirnrunzeln verabschiedete sich der Weltmeister von 2021 in die Winterpause – besorgt, aber dennoch hoffnungsvoll, weil er selbst festgestellt hatte, dass es – irgendwann – eine Verbesserung gegeben hatte. Angesichts der jüngsten Yamaha-Geschichte drängt sich aber unweigerlich die Frage auf, ob erneut Schwierigkeiten drohen. Man denke nur an die Ventilprobleme 2020 und die mangelnde Zuverlässigkeit der 2022er-Motoren. Zwei Episoden, die zu nahe beieinander liegen, wenn wir uns die enorme Erfahrung der Yamaha-Ingenieure in der WM vor Augen halten. Es ist auf jeden Fall merkwürdig. Erstmals in der MotoGP-Ära kein Yamaha-Kundenteam Genauso merkwürdig ist die Tatsache, dass Yamaha im 22-köpfigen Feld nur noch zwei Fahrer stellt. Ihr bisheriges Satellitenteam, die RNF-Truppe von Razlan Razali, wechselte zu Aprilia. Zuvor wandte sich schon Tech3 von Yamaha ab. Was steckt hinter diesen Trennungen?
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In den Worten derer, die sich von Yamaha verabschiedeten, könnte man von einer Beziehung sprechen, in der die "Zuneigung" gefehlt hat. Yamaha pflegte eine rein geschäftliche Beziehung zu den Kundenteams. Sobald sie also Angebote erhielten, die ihnen mehr Nähe zum Hersteller in Aussicht stellen, zögerte sie nicht zuzusagen. Fakt ist: Yamaha wird die Saison 2023 nur mit zwei Motorrädern in der Startaufstellung in Angriff nehmen. Eine Situation, die sich in Zukunft mit Sicherheit wieder ändern wird, aber gerade für die anstehende Saison, in der die M1 wieder auf ein konkurrenzfähiges Level gehievt werden muss, stellt es eine klare Einschränkung dar. Welcher Fahrer ist der wahre Morbidelli? Der nächste Punkt ist die rätselhafte Situation von Franco Morbidelli, 2020 noch MotoGP-Vizeweltmeister, der in der vergangenen Saison nicht wiederzuerkennen war und regelmäßig die hinteren Ränge belegte. Der dreifache MotoGP-Sieger erklärte, dass sich der Charakter der M1 verändert habe und es ihm schwer fiel anzunehmen, dass er es war, der sich an das Motorrad anpassen musste – und nicht umgekehrt.
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Aus dem einen oder dem anderen Grund war Francos Leistung besorgniserregend. Das dicke Fragezeichen lautet: Wird er zu seiner in der Vergangenheit bereits gezeigten Performance zurückfinden? Wie dem auch sei, nach einem Jahr wie 2022 muss Morbidelli verwirrt sein und sich selbst fragen, welcher Fahrer er ist – der Vizeweltmeister von 2020 oder der WM-19. aus dem letzten Jahr. Diese Identitätsfrage wird überschattet von der großen Aufgabe seines Arbeitgebers: Yamaha muss im Winter die Schritte aufholen, die die Konkurrenz bereits in der vergangenen Saison getätigt hat. "Wir werden nie den Motor einer Ducati haben", weiß Quartararo. "Es geht nicht darum, dass wir die anderen auf den Geraden überholen, sondern darum, dass sie uns nicht mehr so einfach überholen können, wie es für Ducati und andere Bikes im vergangenen Jahr der Fall war."
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Ähnlich wie Marc Márquez und Honda wird auch Yamaha-Speerspitze Fabio Quartararo beim Gedanken an den ersten Test des Kalenderjahres in Sepang (10. bis 12. Februar) nervös an den Fingernägeln kauen. MotoGP-Test, Valencia (08.11.2022): 1. Marini, Ducati, 1:30,032 min 2. Viñales, Aprilia, + 0,225 sec 3. Bezzecchi, Ducati, + 0,230 4. Oliveira, Aprilia, + 0,335 5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,366 6. Di Giannantonio, Ducati, + 0,451 7. Brad Binder, KTM, + 0,464 8. Martin, Ducati, + 0,544 9. Quartararo, Yamaha, + 0,546 10. Bastianini, Ducati, + 0,560 11. Zarco, Ducati, + 0,594 12. Bagnaia, Ducati, + 0,623 13. Marc Márquez, Honda, + 0,644 14. Morbidelli, Yamaha, + 0,659 15. Álex Márquez, Ducati, + 0,680 16. Pol Espargaró, GASGAS, + 0,725 17. Miller, KTM, + 0,755 18. Mir, Honda, +0,882 19. Nakagami, Honda, + 1,049 20. Rins, Honda, +1,196 21. Raúl Fernández, Aprilia, +1,308 22. Augusto Fernández, GASGAS, + 1,698 23. Pirro, Ducati, + 2,773 MotoGP-WM-Endstand 2022 (nach 20 Rennen):
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