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Vorschau MotoGP-Saison 2023: Alle gegen Ducati

Von Manuel Pecino
Mit dem neuen Kalenderjahr rückt auch die neue MotoGP-Saison näher. Wir nehmen uns in der Analyse Hersteller für Hersteller vor: Den Anfang macht Titelverteidiger Ducati.

In genau 80 Tagen werden die MotoGP-Asse beim Saisonauftakt in Portimão für die ersten Trainings-Sessions auf die Strecke gehen. Was dann passieren und wo jeder Fahrer 2023 stehen wird, darüber spekulieren Fans und Beobachter natürlich schon jetzt.

Als Anhaltspunkte dienen uns die Ergebnisse der letztjährigen Saison und die Team- und Markenwechsel. Im ersten Teil der großen Vorschau liegt der Fokus auf den Gewinnern der «Triple Crown» von 2022: Titelverteidiger Ducati.

Wenn wir die 22 Fahrer im aktuellen MotoGP-Feld fragen würden, welches Motorrad sie am liebsten steuern würden, dann würde die Mehrheit Gigi Dall’Ignas Ducati wählen – und die übrigen würden wahrscheinlich lügen. Die Desmosedici gilt als das Referenz-Bike in der Königsklasse. Eine Dominanz, die höchstens mit der fantastischen V5 von Honda zu Beginn der MotoGP-Viertakt-Ära verglichen werden kann.

Der Weg bis dahin war aber steinig. Es hat Dall’Igna und seine Ingenieure neun Jahre gekostet, um den lange herbeigesehnten zweiten Fahrer-Titel für Ducati zu erobern. Den Konstrukteurs-Titel hatten sie schon vorher gewonnen, aber erst der Titelgewinn durch Pecco Bagnaia war die wahre Krönung von Dall’Ignas Projekt.

Wenn wir jetzt nach vorne blicken, ist Ducati auch 2023 in der klaren Favoritenrolle. Die Italiener aus Borgo Panigale verfügen weiterhin über den schnellsten Motor, mit der Zeit wurde die Desmosedici zu einer hypereffizienten Bremsmaschine und jetzt funktioniert auch noch das Turning. Die Ducati ist zwar nicht so agil, wie es die Suzuki GSX-RR war, aber längst weit entfernt vom Einlenkverhalten eines «Anhängers», wie es Andrea Dovizioso vor einigen Jahren beschrieben hat. Ganz klar: Die Desmosedici ist ein großartiges Bike.

Und Dall’Igna wäre nicht Dall’Igna, wenn er nicht wieder einen technologischen Hasen aus dem Hut zaubern würde, über den die Rivalen nur den Kopf schütteln können. Mit seiner kontinuierlichen Evolution hat der Ducati-Rennchef das Timing des Race-Managements verändert.

Die Strategie, acht Fahrer im Feld zu beliefern, ermöglicht es außerdem, die Entwicklungsarbeit auf die verschiedenen Fahrer zu verteilen und eine immense Menge an Informationen zu sammeln.

An dieser Stelle eine kleine Erinnerung: Während Yamaha 2023 nur noch zwei Fahrer stellt und von den vier Honda-Piloten zwei Neuzugänge sind, kann Ducati auf sieben Fahrer zählen, die ihre Maschine bestens kennen – plus einen Neuankömmling, den zweifachen Weltmeister Alex Márquez, der zwei schwierige Jahre bei LCR Honda schnellstmöglich abschütteln will.

Teaminterne Konkurrenz für Weltmeister Bagnaia

Es wird mit Sicherheit interessant zu sehen, wie das neue Werks-Duo Bagnaia und Bastianini in der Ducati-Lenovo-Box gehändelt wird. Manche vergleichen die Situation schon mit Rossi und Lorenzo bei Yamaha. Als Weltmeister wird Pecco als Referenz beginnen. Er ist der Champion, er kennt seine Crew und er weiß vor allem, wie man in einem Werksteam arbeitet.

Bastianini dagegen wird sich mit einigen ungewohnten Situationen konfrontiert sehen. Bei Gresini war er nicht von Ingenieuren umringt, die jedes Mal seine Meinung hören wollen, wenn er an die Box kommt. Im Werksteam wird alles, was er von sich gibt, von den Ingenieuren analysiert werden, die direkt hinter der Boxenwand sitzen.

Dazu kommt, dass von ihm mit seinem neuen Status als Werksfahrer erwartet wird, dass er an jedem Rennwochenende konkurrenzfähig ist. Podestplätze, die bisher eine Errungenschaft waren, sollten jetzt tägliches Brot sein. Es gilt abzuwarten, wie Enea mit diesem Druck umgehen wird.

Was die «Bestia» zu Beginn wohl am meisten beschäftigen wird: Alberto Giribuola, der als Crew-Chief eine Schlüsselrolle für Eneas Performance in der Gresini-Box spielte, ist nicht mehr an seiner Seite.

Es wird also gleich aus mehreren Gründen interessant, das Ducati-Werksteam zu beobachten.

Die Ducati-Armada: Drei Kundenteams

Bei Pramac ist die Fahrerpaarung unverändert: Johann Zarco wird vorrausichtlich der «Testfahrer» an den Rennwochenenden bleiben, während die Explosivität von Jorge Martin besonders in den neuen Sprintrennen wertvoll sein dürfte. Wird der Spanier in diesem Jahr auf die Siegerstraße zurückfinden?

Rossis VR46 Team hinterließ im Debütjahr in der MotoGP-Klasse einen guten Eindruck. Die Kombination aus dem analytischen Luca Marini und dem explosiven Marco Bezzecchi ist vielversprechend.

Dann gibt es noch Fabio Di Giannantonio und Alex Márquez bei Gresini Racing: Wir sind sehr neugierig darauf, was Alex auf einer Ducati leisten kann – und er genauso.

Nach einer enttäuschenden Saison 2022 wird der jüngere Márquez beweisen wollen, dass er viel mehr kann, als er bei Honda gezeigt hat. In gewisser Hinsicht ist es auch eine Befreiung, dass er die Marke verlässt, die so eng mit seinem Bruder und sechsfachen MotoGP-Champion Marc Márquez verbunden ist.

Gleichzeitig ist klar, dass für Alex Márquez 2023 viel auf dem Spiel steht. Wenn er in der italienischen Truppe so performt, wie er es erwartet, hat er einen Platz im MotoGP-Feld sicher. Wenn nicht, ist seine MotoGP-Zukunft ernsthaft in Gefahr… Auf der Ducati hat er aber mit Sicherheit beste Chancen.

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