Dank Jorge Martin: Verpasst Zarco den Honda-Aufstieg?

Johann Zarco: Sensationssieger beim Heim-Grand-Prix
Bereits vor dem Großen Preis von Frankreich erhielt Honda-Pilot Johann Zarco Dauerapplaus für seine Bemühungen, die RC213V in der Königsklasse wieder zurück an die Spitze zu bringen. Selbst Anfang 2024, als der Franzose vom besten Motorrad des Fahrerlagers, einer aktuellen Werks-Ducati von Pramac Racing, auf das schlechteste Paket der Klasse gewechselt war, gab es keine langen Klagelieder. Zarco ging das Projekt RC213V strukturiert an, machte sich mit seinem Zweijahresvertrag zunächst an die Bestandsaufnahme – und frei von Ergebnisdruck.
Im Sommer 2024 dann der erste Fingerzeig – Zarco hatte die Charakteristik der Honda verstanden, sich selbst angepasst und zudem mit den Technikern Entwicklungsschritte definiert. Von hier an ging es nur noch bergauf. Erst langsam und gegen Saisonende immer zügiger. Den ersten Paukenschlag lieferte der Veteran auf der Kunden-Honda dann beim Indonesien-GP. Zarco prügelte die LCR-Honda ins Q2 und dort auf Startplatz 7.
Honda und Zarco blieben weiter auf dem Gas und mit dem Start der laufenden Saison kamen dann auch die Ergebnisse in den Rennen. Nach Startplatz 3 in Argentinien und Platz 4 in Losail dann die Krönung in Le Mans. Trotz der Hilfe des Wettergottes leugnet niemand mehr den immensen Schritt, den Honda in den letzten Monaten gemacht hat. Wer es immer noch nicht glaubt: Vor dem siebten GP der Saison rangiert Zarco auf WM-Position 6 – zwei WM-Zähler hinter Fabio Di Giannantonio auf der Ducati GP25.
Ebenfalls steht fest, dass Johann Zarco einen wesentlichen Anteil an der Vorwärtsbewegung hat.
Spätestens nach dem Schuss in Startreihe 1 in Las Termas hatten sich die Schulterklopfer für den Franzosen bis hin zu einer möglichen Beförderung vom Kundenteam von Lucio Cecchinello in die Nachbargarage von Castrol Honda gesteigert.
Die Ausgangslage: Nachdem im offiziellen Honda-Werksteam, dem mit Abstand erfolgreichsten Rennstall der 75-jährigen GP-Geschichte, für 2026 der Platz von Luca Marini frei werden könnte, wurde Johann Zarco von mehreren Seiten als idealer Kandidat angesehen. Zwar steht Zarco mit 34 Jahren im goldenen Herbst seiner Karriere, doch Resultate und Einstellung sprechen für den GP-Sieger von Le Mans.
Doch als der Duft des Sieger-Schampus noch in der Luft lag – die Bombe aus Spanien. Die Botschaft, dass Jorge Martin beabsichtigt, sich von seinem Engagement bei Aprilia zurückzuziehen, brachte die Management-Ebenen schnell zusammen. Als sicher gilt, dass dem bis Ende 2026 bei Aprilia unter Vertrag stehenden Weltmeister ein sehr lukratives Angebot seitens Honda vorliegt – sollte es zu einer Trennung von Aprilia Racing und Jorge Martin kommen.
Da Honda aktuell der einzige Hersteller der MotoGP ist, der keinen jungen Siegfahrer mit WM-Potenzial aufzubieten hat, käme der Pilot dem größten Orden der Klasse als ideale Option in Betracht. Käme es zur Personalentscheidung zwischen Johann Zarco und Jorge Martin, es braucht keine Kristallkugel, um zu verstehen, in welche Richtung der weltgrößte Motorradhersteller gehen würde.
Noch weiter nach vorne gedacht könnte es dabei auch eine Lösung geben, die alle glücklich macht, außer Joan Mir. Denn der Vertrag des Spaniers läuft Ende 2026 aus und da Zarco noch keine Anzeichen von Rücktritt von sich gibt, wäre nach einem weiteren Jahr bei LCR eine Paarung Martin-Zarco direkt bei HRC vorstellbar.
Bei aller Euphorie für die Möglichkeit, sich die #1 zu schnappen: Es war Johann Zarco, der Honda in Le Mans zurück auf die Siegesstraße brachte und seinem Arbeitgeber den 27 Jahre alten Rekord für die meisten Siege in der Königsklasse in Serie rettete.