Alex Marquez warnt: «Dorna muss aufmerksamer sein!»
Das MotoGP-Rennen in Silverstone hielt für Alex Marquez jede Menge Dramatik bereit – und eine klare Botschaft: «Wir müssen derartige Situationen vermeiden, indem wir Entscheidungen treffen.» Der Gresini-Ducati-Pilot kam nach einem spektakulären Rennverlauf als Fünfter ins Ziel, mit sechs Sekunden Rückstand auf den Sieger Marco Bezzecchi (Aprilia).
Doch das Rennergebnis geriet für Marquez angesichts eines beängstigenden Zwischenfalls beim Start fast zur Nebensache. Beim ersten Start war Marquez gestürzt, weil sein Ride-Height-Device nicht korrekt funktionierte.
Nach dem Rennen beanstandete Marquez die Sicherheit in Kurve 1 und verwies auf den folgenschweren Sturz von Nachwuchstalent Carlos Tatay in Portimao: «Ich muss mich heute kritisch zur Sicherheit äußern. An der Stelle, an der ich stürzte, gab es keinen Kies. Es war ähnlich wie bei Tatay in Portimao. Ich kam sehr nah an die Mauer heran. Mein Motorrad rutschte bis in die Begrenzung. Bei mir fehlten vielleicht 15 Meter.»
Die asphaltierte Auslaufzone war an dieser Stelle aus Sicht des Spaniers keine ausreichende Sicherheitsmaßnahme: «Ich behaupte nicht, dass die asphaltierte Auslaufzone zu groß ist. Im vorderen Teil gibt es Kies. Doch das ist nicht die Stelle, an der wir stürzen. Es ist super gefährlich!»
Nur das Rennglück rettete ihn vor Schlimmerem – und der Neustart, der allen Fahrern eine zweite Chance gab: «Wir konnten den Tag retten. Wir hatten Glück. Aber unser größter WM-Gegner, Marc (Marquez), hatte noch mehr Glück als wir.» Bruder Marc war ebenfalls gestürzt und profitierte vom Neustart. Der WM-Führende fuhr als Dritter aufs Podium und war bester Ducati-Pilot.
Alex Marquez nahm nach dem Rennen MotoGP-Promoter Dorna in die Pflicht und wünschte sich Veränderungen: «Die Dorna muss aufmerksamer sein. Wir müssen etwas ändern, bevor etwas passiert. Ich bin ziemlich verärgert.» Dabei richtet er den Blick auch auf die umstrittenen Ride-Height-Devices, die mehrfach zu Stürzen führten. Zwar sollen sie ab 2027 verboten werden, doch Marquez fordert mehr Flexibilität: «Wir müssen realistisch betrachten, was wir verbieten müssen. Ich denke, es ist nicht notwendig, es auf allen Strecken zu verbieten.»
«Dieser Kurs hier ist normalerweise nicht gefährlich. Es ist nicht wie in Le Mans. In Le Mans muss man es verbieten! Da stimme ich zu 100 Prozent zu», so der Spanier. Das Podium verpasste Márquez trotz seines kämpferischen Comebacks – unter anderem wegen der Folgen seines Sturzes und einer umstrittenen Reifenwahl.
«Mein Sturz in der ersten Runde hat sich auf mein Rennen ausgewirkt, denn ich hatte kein Selbstvertrauen. Es war meine Entscheidung, auch beim Neustart auf den Medium-Reifen zu setzen. Natürlich haben wir uns als Team abgestimmt, doch ich wollte den Medium-Reifen. Das war vielleicht nicht die richtige Wahl», grübelte er.
Ein weiterer Punkt der Selbstkritik: die zu späte Attacke. «Ich zog das Tempo zu spät an. In den finalen drei Runden hatte ich ein gutes Gefühl. Die Traktion war richtig gut und ich wollte es probieren. Doch ich verlor sehr viel Zeit, als ich Jack (Miller) überholte. Eine Runde mehr und ich hätte mit Marc und Morbidelli kämpfen können.»
Unterm Strich bleibt für Marquez ein chaotisches, emotional aufgeladenes Rennen mit vielen offenen Fragen zur Sicherheit in der MotoGP. Sein deutliches Fazit: «Es war ein verrücktes Rennen.»
Ergebnisse MotoGP Silverstone, Rennen (25. Mai):
1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 19* Runden in 38:16,037 min
2. Johann Zarco (F), Honda, +4,088 sec
3. Marc Marquez (E), Ducati, +5,929
4. Franco Morbidelli (I), Ducati, +5,946
5. Alex Marquez (E), Ducati, +6,024
6. Pedro Acosta (E), KTM, +7,109
7. Jack Miller (AUS), Yamaha, +7,398
8. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +8,584
9. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +9,764
10. Joan Mir (E), Honda, +10,320
11. Maverick Vinales (E), KTM, +11,318
12. Raúl Fernández (E), Aprilia, +16,175
13. Alex Rins (E), Yamaha, +16,312
14. Brad Binder (ZA), KTM, +16,262***
15. Luca Marini (I), Honda, +23,729**
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +31,641
17. Enea Bastianini (I), KTM, +54,225**
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +56,488**
19. Somkiat Chantra (T), Honda, +1:04,884 min**
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 7 Runden zurück
– Aleix Espargaro (E), Honda, 16 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 16 Runden zurück
*Renndistanz nach Neustart auf 19 Runden verkürzt
** 16 Sekunden Strafe wegen falschen Reifendrucks
*** 1 Platz Strafe wegen Überfahrens der Streckenbegrezung
Ergebnisse MotoGP Silverstone, Sprint (24. Mai):
1. Alex Marquez (E), Ducati, 10 Runden in 19:53,657 min
2. Marc Marquez (E), Ducati, +3,511 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +5,072
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +5,668
5. Johann Zarco (F), Honda, +6,707
6. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +7,057
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +7,231
8. Pedro Acosta (E), KTM, +9,186
9. Jack Miller (AUS), Yamaha, +9,923
10. Luca Marini (I), Honda, +10,206
11. Franco Morbidelli (I), Ducati, +10,898
12. Joan Mir (E), Honda, +11,405
13. Maverick Viñales (E), KTM, +11,933
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +15,376
15. Enea Bastianini (I), KTM, +18,135
16. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,213
17. Aleix Espargaro (E), Honda, +20,468
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +20,968
19. Raúl Fernández (E), Aprilia, +24,729
20. Alex Rins (E), Yamaha, +26,919
21. Somkiat Chantra (T), Honda, +32,532
– Brad Binder (ZA), KTM, neun Runden zurück
WM-Stand nach 14 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 196 Punkte. 2. A. Marquez 172. 3. Bagnaia 124. 4. Morbidelli 98. 5. Zarco 97. 6. Di Giannantonio 88. 7. Bezzecchi 69. 8. Quartararo 59. 9. Acosta 58. 10. Aldeguer 56. 11. Vinales 45. 12. Ogura 43. 13. Marini 38. 14. Binder 34. 15. Bastianini 31. 16. Miller 29. 17. Rins 26. 18. Fernandez 19. 19. Mir 18. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 245 Punkte. 2. Honda 110. 3. Aprilia 93 4. KTM 88. 5. Yamaha 84.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 320 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 228. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 186. 4. LCR Honda 97. 5. Red Bull KTM Factory Racing 92. 6. Monster Energy Yamaha 85. 7. Aprilia Racing 77. 8. Red Bull KTM Tech3 Racing 76. 9. Trackhouse MotoGP Team 62. 10. Honda HRC Castrol Team 56. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 34.