Marini, Chantra verletzt: Honda fragte Stefan Bradl

Stefan Bradl ist mit seiner neuen Rolle zufrieden
Bis Ende 2016 war Stefan Bradl MotoGP-Stammfahrer, nach einem missglückten Jahr in der Superbike-WM 2017 mit dem Team Red Bull Honda unterschrieb der Bayer einen Vertrag mit der Honda Racing Corporation als Test- und Ersatzfahrer. Seit 2018 kamen so weitere 45 GP-Einsätze für den Moto2-Weltmeister von 2011 zusammen. Am 17. November 2024 bestritt Stefan in Barcelona sein letztes Rennen in der höchsten Kategorie.
Bradls Testfahrer-Vertrag läuft noch bis Ende 2026, er ist außerdem bei ausgewählten MotoGP-Übertragungen für ServusTV als Experte tätig. Im August des Vorjahres heiratete der 35-Jährige seine langjährige Freundin Jana, Tochter Alina ist inzwischen dreieinhalb Jahre alt. Und in vier bis sechs Wochen steht erneut Nachwuchs ins Haus, ein Bube wird erwartet.
Für Stefan hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen, wehmütig wird er deswegen nicht, wenn am kommenden Wochenende auf dem Sachsenring der Deutschland-GP ansteht.
«Mein Gefühl ist gleich wie 2023, ich bin ja schon ein paar Rennen dort nicht gefahren und war TV-Experte», erzählte der siebenfache GP-Sieger SPEEDWEEK.com. «Für mich ist das jetzt nichts anderes, ich bin mit der Sache, die ich habe, fein und glücklich. Auch wenn hin und wieder die Diskussion aufkam, ob ich Luca Marini oder jetzt Chantra ersetze. Aber ich habe das Thema relativ schnell ad acta gelegt. Ich habe gesagt, dass ich nicht mehr fahre, das habe ich für mich beschlossen und auch so gegenüber Honda kommuniziert. Dass sie fragen, ist nett und schön, aber das steht nicht mehr auf der Agenda.»
Werksfahrer Marini hat nach seinem Sturz während eines Suzuka-Tests die Rennen in Aragon, Mugello und Assen verpasst und ist am kommenden Wochenende auf dem Sachsenring wieder dabei. Chantra hat sich in der ersten Juli-Woche verletzt und wird zumindest den Sachsenring und Brünn verpassen. In Deutschland verzichtet das LCR-Team auf einen Ersatz, in Tschechien wird Takaaki Nakagami ausrücken.
Mit Aleix Espargaro und Nakagami hat die Honda Racing Corporation zwei hochklassige Test- und Ersatzfahrer. «Trotzdem haben sie mich gefragt», schmunzelte Stefan. «Das ist ja auch legitim und nett. Dass sie mich in Erwägung ziehen zeigt, dass ich noch nicht ganz aus dem Laden verabschiedet bin und noch ein gewisses Standing habe. Das wird bei Honda auch nicht vergessen. Wenn man dort ein paar Jahre Einsatz gezeigt hat, dann wird das auch honoriert. Für mich war das aber kein Thema. Auch weil ich die letzten Wochen und Monate viel zu wenig Training hatte. Ich war in Ungarn beim Test, aber ich brauche gar nicht daran denken, dass ich jetzt an einem Rennwochenende teilnehmen könnte.»
Du bist auch nicht kurz ins Schwanken geraten, als es um einen Start bei deinem Heimrennen ging? «Nein, weil ich letztes Jahr zu mir selbst und auch in der Öffentlichkeit gesagt habe, dass das mein letztes Rennen in Deutschland sein wird», betonte der Bayer. «Das war damals ein schönes Erlebnis und ich habe das für mich auch anders genossen und aufgenommen, als das die 20 Jahre davor der Fall war. Aber dann war das Thema für mich abgehakt. Jetzt freue ich mich auf den Sachsenring und bin glücklich, dass ich dort einen Job als TV-Experte habe. Das passt so, alles ist gut. Ich habe mir meine Entscheidung reiflich überlegt. Was aber noch viel wichtiger für mich war, und was ich sehr genieße: Ich konnte die Entscheidung selbst treffen. Sie wurde nicht für mich getroffen – das ist Luxus. Ich hatte nicht die Karriere, um sagen zu können, dass ich Summe X haben möchte und so lange fahren kann, wie ich Lust habe. Für mich hat sich die Möglichkeit ergeben, wie sie heute ist. Ich machte offizielle Meldung an Honda, dass ich keine Rennen mehr fahren möchte, und das wurde akzeptiert und respektiert. Das hat einen extrem hohen Stellenwert bei mir.»
ServusTV wird vom Sachsenring – über die App ServusTV On auch in Deutschland – umfangreich berichten, Bradl wird dort ebenso vor Ort im Einsatz sein wie anschließend in Brünn und Spielberg. «Samstag und Sonntag sind wir viel auf Sendung», hält er fest. «Ob ich dort als Fahrer oder als TV-Experte bin – ich bin glücklich, dass ich dort einen Job habe. Der Sachsenring ist besonders für mich, weil er in Deutschland ist und ich mit dem Auto hinfahren kann. Als Fahrer ist das aber noch mal etwas anderes.»
Der Zahlinger hat mehrere schöne Erinnerungen an den Sachsenring. «2013 wurde ich in der MotoGP Vierter und habe in der letzten Runde den Rossi ausgebremst», erinnerte sich Bradl. «In der Moto2 und mit der 125er stand ich auf dem Podium. Das waren schöne Zeiten, die Unterstützung letztes Jahr in der MotoGP war aber auch super. Da haben die Zuschauer verstanden, dass sie nur einen Deutschen haben und der in der MotoGP fährt – das ist etwas Besonderes. Jetzt haben wir das erste Jahr seit langer Zeit, dass in keiner Klasse ein deutscher GP-Teilnehmer am Start steht. Und wenn es auch nur ein Wildcard-Fahrer oder ein Ersatz wäre – nichts.»