Sachsenring-GP: Neuer Rekord, neue Ära, neue Gegner
Das MotoGP-Event auf dem Sachsenring ist seit Jahren ein fester Bestandteil des Grand-Prix-Kalenders – sportlich wie emotional. Nach der Rekordmarke von 252.826 Zuschauern im Vorjahr erfreute sich das Kultevent auch in diesem Jahr großer Beliebtheit. An den Veranstaltungstagen wurden 256.441 Fans gezählt – neuer Rekord!
Auch im kommenden Jahr wird die MotoGP Mitte Juli in Hohenstein-Ernstthal gastieren (10. bis 12. Juli 2026). Der Vorverkauf startete wie gewohnt nach dem Grand Prix am Sonntag. Es gilt als sicher, dass die MotoGP auch nach 2026 am Sachsenring gastiert, doch offiziell bestätigt ist das noch nicht.
Nach Informationen aus ADAC-Kreisen steht ein neuer Fünfjahres-Vertrag bis 2031 so gut wie fest. Eine Bestätigung im Rahmen des Grand Prix 2025 galt als wahrscheinlich, blieb aber aus. Offenbar geht es nur noch um Details, die mit Rechteinhaber Dorna Sports finalisiert werden müssen.
Dennoch zeigt sich der ADAC optimistisch: Die Signale aus beiden Lagern deuten auf eine Fortsetzung der langjährigen Partnerschaft hin – und auf eine weitere Zukunft der MotoGP in Deutschland.
ADAC-Motorsportchef Thomas Voss kommentierte: «Wir haben schon im vergangenen Jahr die Gespräche mit dem Rechtehalter aufgenommen. Durch die Veränderungen innerhalb der Dorna hat sich das zuletzt etwas verzögert. Wir erwarten, die Verhandlungen in Kürze hoffentlich erfolgreich abschließen zu können.»
Brünn als wachsender Konkurrent?
Spannung bringt jedoch die Rückkehr eines alten Bekannten: Der Grand Prix von Tschechien in Brünn kehrt in diesem Jahr zurück in den MotoGP-Kalender. Die Naturstrecke besitzt nicht nur eine reiche GP-Geschichte, sondern erfreut sich auch bei vielen deutschen Fans großer Beliebtheit.
Zwar kam der Ticketvorverkauf 2025 zu spät in Gang, um eine spürbare Konkurrenz für den Sachsenring zu werden, doch das wird sich im kommenden Jahr ändern. Dann dürfte Brünn mit frischer Infrastruktur und neuem Elan zu einem ernsthaften Mitbewerber im Herzen Europas avancieren. Mit Ungarn und Österreich gibt es zwei weitere Alternativen zum Sachsenring.
Die Fans haben somit die Wahl. Ein möglicher Effekt: Druck auf die Zuschauerzahlen am Sachsenring. Die geografische Nähe der Strecken könnte mittelfristig zur Herausforderung werden – insbesondere, wenn sich Fans zwischen einzelnen Veranstaltungen entscheiden müssen.
Neue Ära mit Liberty Media – mehr Chancen oder mehr Druck?
Ein weiterer Faktor, der für Unsicherheit sorgt, ist die Übernahme von Dorna Sports durch Liberty Media – jenem US-Konzern, der bereits die Formel 1 zu einem globalen Unterhaltungsprodukt transformiert hat. Mit Liberty Media an der Spitze wird auch im MotoGP-Kalender mit Veränderungen zu rechnen sein.
Der internationale Wettbewerb um attraktive Austragungsorte dürfte weiter zunehmen, vor allem außerhalb Europas. In Zukunft wieder mehr als ein US-Rennen zu haben – mit Laguna Seca, Indianapolis und Austin gab es zeitweise drei US-Events – scheint unter den neuen Besitzern wahrscheinlich zu sein. Aber auch außerhalb der USA signalisierten bereits einige neue potenzielle Austragungsorte großes Interesse an der MotoGP.
Für den Sachsenring ist das ein sensibles Thema. Der sächsische Traditionskurs ist genau genommen ein Fahrsicherheitszentrum und keine permanente Rennstrecke – Infrastruktur wie Tribünen und Elektronik müssen jährlich aufwendig aufgebaut werden.
Das treibt die Kosten in die Höhe – ein Nachteil, wenn es um die zunehmend heiß diskutierten Austragungsgebühren geht. Rennstrecken mit dauerhaft installierter Infrastruktur und großzügiger staatlicher Unterstützung sind diesbezüglich klar im Vorteil.
Trotz dieser Herausforderungen steht der Sachsenring für eine tief verwurzelte Motorsporttradition. Die Strecke bietet nicht nur spektakuläre Rennen, sondern auch eine unvergleichliche Nähe zwischen Fans und Fahrern. Gerade dieser familiäre Charakter ist es, der den Grand Prix in Hohenstein-Ernstthal seit Jahren auszeichnet – und der im internationalen Kalender einen besonderen Reiz hat.
Fakt ist, dass der Sachsenring-GP in Zukunft noch stärker auf die Unterstützung der Politik angewiesen sein wird. Die Verbindung zur sächsischen Landesregierung konnte in den zurückliegenden Jahren gefestigt werden.
Auch in diesem Jahr ließ sich Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) auf dem Sachsenring sehen. Kretschmer gilt als Befürworter und Unterstützer der Veranstaltung. Die angespannte politische Lage in Sachsen – aktuell gibt es eine Minderheitskoalition aus CDU und SPD – wirkt sich aber auf die Möglichkeiten aus.
Umso wichtiger ist es, dass auch in diesem Jahr ein starkes Signal gesendet wurde, um das Kultevent langfristig in der Region zu halten. Im Jahr 2027 steht auf dem Sachsenring das 100-jährige Jubiläum bevor.