Formel 1: Warnung von Ferrari-Insider

Zarco-Sturz zeigt MotoGP-Reifenproblem auf

Von Sebastian Fränzschky
Johann Zarco wurde Opfer der fragwürdigen Reifensituation

Johann Zarco wurde Opfer der fragwürdigen Reifensituation

Der Sturz von Johann Zarco im Grand Prix auf dem Sachsenring verdeutlicht die Absurdität der MotoGP-Reifensituation: Auf Kurs zu einem Top-6-Finish vernachlässigte der Honda-Pilot seinen Reifendruck und flog ab.

«Ein kalter Reifen», nannte Zarco ohne Umschweife den Grund für seinen Sturz beim MotoGP-Rennen auf dem Sachsenring. Bis kurz nach der Rennhalbzeit behauptete sich der Honda-Pilot in den Top-6 und befand sich somit auf Kurs zu einem weiteren guten Ergebnis. Ein Sturz in Kurve 3 begrub die Hoffnungen auf satte Punkte am Sonntag.

«Ich stürzte nicht, weil ich zu hart pushte», betonte Zarco. «Wir rechneten nicht mit so einem drastischen Abfall der Reifentemperatur. Ich vermute, dass Di Giannantonio und die anderen Fahrer aus dem gleichen Grund gestürzt sind. Wir wurden überrascht.»

Bis zum Sturz lief der Grand Prix für Zarco vielversprechend. Er reihte sich nach wenigen Runden auf der sechsten Position ein und hielt diese bis zur 18. Runde. «Ich konnte mit der Spitzengruppe nicht mithalten. Sie waren ein bisschen schneller als ich. Doch nach zehn Runden kontrollierte ich mein Rennen ziemlich gut.»

«Ich fuhr auf der sechsten Position und grübelte, ob ich den Fahrer vor mir einholen kann. Meine Hoffnung war, dass ich meine Rundenzeiten mit abbauenden Reifen halten kann. Den Vorsprung auf Quartararo vergrößerte ich, meine Platzierung hatte ich also sicher. Doch dann realisierte ich, dass mein Reifendruck zu niedrig ist», schilderte Zarco in seiner Medienrunde.

«Normalerweise bewegen wir uns im Bereich von 80 bis 90 Grad», erklärte Zarco mit Blick auf die Temperatur des Vorderreifens. Doch aus diesem Fenster rutschte der Franzose heraus. «Die Temperatur im Vorderreifen fiel auf unter 70 Grad ab. Deshalb kam ich zu Sturz», erklärte der Franzose nach dem Ausfall im Deutschland-Grand-Prix.

Zarco sah auf seinem Display, dass der Druck im Vorderreifen zu gering ist. «Ich überlegte, ob ich ein bisschen härter pushen kann, um den Reifen stärker aufzuwärmen. Ich wollte mich nicht hinter Quartararo zurückfallen lassen, doch das wäre die beste Lösung gewesen», ist sich der LCR-Pilot bewusst. «Bei diesen Bedingungen ist es besser, zu warten und hinter einem anderen Fahrer das eigene Rennen neu zu starten. Dann verliert man weniger als wenn man das Rennen beendet und eine Strafe erhält.»

Mit dieser Aussage verdeutlichte Zarco erneut, wie absurd die Reifensituation in der MotoGP ist. «Es ist natürlich schade, dass es so läuft. Mir passierte es hier zum ersten Mal», bemerkte der MotoGP-Routinier.

Nach dem Sturz in Kurve 3 fürchtete Zarco, dass er zu allem Überfluss auch noch eine Strafe erhalten könnte, da er kurz nach Di Giannantonio gestürzt war. Die gelben Flaggen hatte Zarco wahrgenommen, doch da er nicht unmittelbar an der Sturzstelle von Di Giannantonio zu Boden ging, sprachen die Stewards keine Strafe aus. «Keine doppelte Long-Lap für Brünn – das ist wichtig! Denn mit der Strafe hätte ich das Rennen bereits vorher verloren», so Zarco.

Ergebnisse MotoGP Sachsenring, Rennen (13. Juli):

1. Marc Marquez (E), Ducati, 30 Runden in 40:42,854 min
2. Alex Marquez (E), Ducati, +6,380 sec
3. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +7,080
4. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +18,738
5. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +18,916
6. Luca Marini (I), Honda, +24,743
7. Brad Binder (ZA), KTM, +24,820
8. Jack Miller (AUS), Yamaha, +25,757
9. Raul Fernandez (E), Aprilia, +25,859
10. Alex Rins (E), Yamaha, +39,419
– Joan Mir (E), Honda, 9 Runden zurück
– Ai Ogura (J), Aprilia, 9 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 10 Runden zurück
– Lorenzo Savadori (I), Aprilia, 11 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Honda, 13 Runden zurück
– Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 13 Runden zurück
– Pedro Acosta (E), KTM, 26 Runden zurück
– Miguel Oliveira (P), Yamaha, 27 Runden zurück

Ergebnisse MotoGP Sachsenring, Sprint (12. Juli):

1. Marc Marquez (E), Ducati, 15 Runden in 22:25,747 min
2. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,938 sec
3. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +4,361
4. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +4,683
5. Jack Miller (AUS), Yamaha, +9,405
6. Brad Binder (ZA), KTM, +11,720
7. Johann Zarco (F), Honda, +12,090
8. Alex Marquez (E), Ducati, +12.347
9. Pedro Acosta (E), KTM, +17,236
10. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +18,728
11. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,486
12. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +20,339
13. Raul Fernandez (E), Aprilia, +21,978
14. Joan Mir (E), Honda, +23,077
15. Alex Rins (E), Yamaha, +23,575
16. Luca Marini (I), Honda, +29,220
17. Ai Ogura (J), Aprilia, +31,433
18. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +50,698
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 13 Runden zurück

WM-Stand nach 22 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 344 Punkte. 2. A. Marquez 261. 3. Bagnaia 197. 4. Di Giannantonio 142. 5. Morbidelli 139. 6. Bezzecchi 130. 7. Zarco 104. 8. Acosta 99. 9. Aldeguer 92. 10. Quartararo 87. 11. Vinales 69. 12. Binder 60. 13. Fernandez 51. 14. Ogura 49. 15. Marini 48. 16. Miller 46. 17. Bastianini 42. 18. Rins 41. 19. Mir 32. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 6. 23. Oliveira 6. 24. Chantra 1. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 393 Punkte. 2. Aprilia 161. 3. KTM 150. 4. Honda 141. 5. Yamaha 118.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team, 541 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 353. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 281. 4. Red Bull KTM Factory Racing 159. 5. Aprilia Racing 138. 6. Monster Energy Yamaha 128. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 111. 8. LCR Honda 105. 9. Trackhouse MotoGP Team 100. 10. Honda HRC Castrol Team 80. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 55.

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