Brünn-Analyse: Márquez verhinderte Ducati-Niederlage
Der Große Preis von Tschechien war erneut ein Triumphzug für Marc Márquez. Als erster Ducati-Pilot in der Geschichte der MotoGP holte er fünf Grand-Prix-Siege in Folge. Die anderen Fahrer des Herstellers aus Bologna hatten in Brünn ihre Schwierigkeiten. Pecco Bagnaia belegte Rang 4, Fermin Aldeguer wurde als drittbester Desmosedici-Pilot nur Elfter. Im Gegensatz dazu gelang es Aprilia und KTM am Sonntag jeweils drei Fahrer in den Top-10 zu platzieren.
SPEEDWEEK.com erklärt, welche fünf Faktoren im Rennen entscheidend waren.
1. Die Dominanz von Marc Márquez. Das ist eine Tatsache, die unsere Analysen Grand Prix für Grand Prix anführt. Der Große Preis von Tschechien war diesbezüglich keine Ausnahme. Im Hauptrennen am Sonntag managte Marc erneut die Zeiten nach Belieben. Er versuchte nach dem Start davonzufahren, aber als er von Aprilia-Held Marco Bezzecchi überholt wurde, entschied er sich dafür, hinter dem Italiener zu bleiben. Als er es für richtig hielt, überholte er Bezzecchi und um die Situation klarzumachen, fuhr er eine schnelle Runde nach der anderen. Der achtfache Weltmeister fährt derzeit in einer anderen Liga.
2. Der Mangel an Daten bei Ducati. Die übliche Dominanz von Ducati war in Brünn nicht zu sehen. Fabio Di Giannantonio war an diesem Wochenende nicht wiederzuerkennen; man hatte den Eindruck, dass Fermin Aldeguer mehr zu kämpfen hatte als bei jedem anderen GP; das Wochenende von Alex Márquez war wahrscheinlich das schwächste der Saison; Pecco Bagnaia, der die Pole-Position erzielte, schaffte es weder am Samstag noch am Sonntag auf das Podium; wäre Marc Márquez nicht dabei gewesen, hätte Ducati eine historische Niederlage erlitten. War das der Preis dafür, dass Ducati in Brünn nicht über die riesige Datenmenge verfügte, die es dank der vielen Motorräder in der Startaufstellung in den letzten Jahren auf anderen Rennstrecken sammelte? Diesmal waren die Leistungen der Ducati-Fahrer sehr unterschiedlich.
3. KTM und der Asphalt von Brünn. Die tschechische Rennstrecke hatte im Frühjahr einen neuen Asphalt bekommen, der sich durch das Fehlen von Unebenheiten und durch extremen Grip auszeichnete. Dies ermöglichte den KTM, die in Brünn schon immer konkurrenzfähig waren, ein außergewöhnliches Wochenende: Vier ihrer Motorräder landeten am Samstag unter den ersten zehn und drei am Sonntag. Die Frage ist, ob die österreichische Marke zukünftig an diese Ergebnisse anknüpfen kann.
4. Der Fehler von Alex Márquez. Der erste Verfolger von Marc Márquez in der WM-Wertung wurde von seiner eigenen Ungeduld überwältigt. In seinem Eifer, sich nach vorne zu kämpfen, überholte er Joan Mir bei einem unmöglichen Manöver und stürzte. Die Konstanz, die bislang die Stärke des Spaniers war, ist an den letzten Rennwochenenden etwas verloren gegangen. In Assen stürzte er am Sonntag ebenfalls aufgrund seiner Ungeduld, in Deutschland wurde er Achter im Sprint, in Brünn belegte er im kurzen Rennen den 17. Platz. Im Grand Prix stürzte er. Alex Márquez ist wahrscheinlich der Fahrer, der neben Bagnaia die Sommerpause am dringendsten benötigt.
5. Und plötzlich Bastianini! Den Deutschland-GP verfolgte Enea Bastianini vom Krankenhausbett aus, nachdem er sich ein Magen-Darm-Bakterium eingefangen hatte. Am Samstag stand er in Brünn auf dem Podium, am Sonntag war er auf dem besten Weg, diesen Erfolg zu wiederholen, als er in der siebten Runde stürzte. Er hatte gerade Bagnaia hinter sich gelassen und lag auf Platz vier.
Ergebnisse MotoGP Brünn, Rennen (20. Juli):
1. Marc Márquez (E), Ducati, 21 Runden in 40:04,628 min
2. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +1,753 sec
3. Pedro Acosta (E), KTM, +3,366
4. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +3,879
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +10,045
6. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +11,039
7. Jorge Martin (E), Aprilia, +15,820
8. Brad Binder (ZA), KTM, +17,371
9. Pol Espargaró (E), KTM, +10,163
10. Jack Miller (AUS), Yamaha, +18,669
11. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +19,781*
12. Luca Marini (I), Honda, +20,778
13. Johann Zarco (F), Honda, +20,961
14. Ai Ogura (J), Aprilia, +21,904
15. Alex Rins (E), Yamaha, +22,563
16. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +24,729
17. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +27,640
18. Augusto Fernández (E), Yamaha, +28,310
– Enea Bastianini (I), KTM, 15 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 19 Runden zurück
– Alex Márquez (E), Ducati, 19 Runden zurück
*3 Sekunden Strafe, weil die Long-Lap-Strafe nicht korrekt absolviert wurde
Ergebnisse MotoGP Brünn, Sprint (19. Juli):
1. Marc Márquez (E), Ducati, 10 Runden in 19:05,883 min
2. Pedro Acosta (E), KTM, +0,798 sec
3. Enea Bastianini (I), KTM, +1,324
4. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +1,409
5. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +2,292
6. Raúl Fernández (E), Aprilia, +3,358
7. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +3,648
8. Johann Zarco (F), Honda, +3,920
9. Pol Espargaró (E), KTM, +4,748
10. Brad Binder (ZA), KTM, +5,902
11. Jorge Martin (E), Aprilia, +6,000
12. Jack Miller (AUS), Yamaha, +6,379
13. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +7,081
14. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +7,612
15. Luca Marini (I), Honda, +8,681
16. Ai Ogura (J), Aprilia, +8,992
17. Alex Márquez (E), Ducati, +9,404
18. Alex Rins (E), Yamaha, +9,871
19. Joan Mir (E), Honda, +11,487
– Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, 5 Runden zurück
– Takaaki Nakagami (J), Honda, 9 Runden zurück
– Augusto Fernández (E), Yamaha, 9 Runden zurück
WM-Stand nach 24 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 381 Punkte. 2. A. Marquez 261. 3. Bagnaia 213. 4. Bezzecchi 156. 5. Di Giannantonio 142. 6. Morbidelli 139. 7. Acosta 124. 8. Zarco 109. 9. Quartararo 102. 10. Aldeguer 97. 11. Vinales 69. 12. Binder 68. 13. R. Fernandez 66. 14. Miller 52. 15. Marini 52. 16. Ogura 51. 17. Bastianini 49. 18. Rins 42. 19. Mir 32. 20. Nakagami 10. 21. Martin 9. 22. Savadori 8. 23. P. Espargaro 8. 24. A. Fernandez 6. 25. Oliveira 6. 26. Chantra 1. 27. A. Espargaro 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 430 Punkte. 2. Aprilia 187. 3. KTM 175. 4. Honda 147. 5. Yamaha 133.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 594 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 358. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 281. 4. Red Bull KTM Factory Racing 192. 5. Aprilia Racing 173. 6. Monster Energy Yamaha 144. 7. Red Bull KTM Tech3 Racing 126. 8. Trackhouse MotoGP Team 117. 9. LCR Honda 110. 10. Honda HRC Castrol Team 84. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 61.