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Borsoi (Pramac): Sie dachten, wir wären verärgert

Von Manuel Pecino
Gino Borsoi

Gino Borsoi

Seit diesem Jahr ist Pramac das Satellitenteam von Yamaha. Teammanager Gino Borsoi erzählt im exklusiven Interview von SPEEDWEEK.com, wie es der italienischen Truppe in der ersten Saisonhälfte 2025 ergangen ist.

Nach dem Gewinn des Fahrer-WM-Titels 2024 mit Jorge Martin vollzog das Team Pramac zur Saison 2025 einen Neustart und wechselte von Ducati zu Yamaha. Als Satellitenteam hilft die italienische Truppe dem japanischen Hersteller, in der MotoGP zu alter Stärke zurückzufinden – mit dem Fahrerduo Jack Miller und Miguel Oliveira. Nächstes Jahr wird dann Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu für Pramac Yamaha an den Start gehen.

SPEEDWEEK.com-Autor Manuel Pecino sprach mit Teammanager Gino Borsoi darüber, wie es Pramac bei der Zusammenarbeit mit Yamaha bislang ergangen ist und was die Erwartungen für die Zukunft sind.

Gino, wie lief der Wechsel von Ducati zu Yamaha bis jetzt?

Die erste Saisonhälfte mit Yamaha war positiv. Wie versprochen, gibt Yamaha alles und behandelt uns wie eine Familie. Abgesehen von all den Upgrades an den Motorrädern, bringen sie auch Innovationen mit.

Ist der Status derselbe wie bei Ducati oder wart ihr dort unabhängiger?

Ich möchte keine Bewertungen zwischen den Beziehungen zum vorherigen und dem aktuellen Projekt mit Yamaha abgeben, das halte ich nicht für richtig. Bei Ducati wurden wir immer gut behandelt, aber sagen wir mal so: Bei Yamaha geht es uns sehr gut und wir sind zufrieden.

Natürlich gab es einen Anpassungsprozess. Was hat euch am meisten zu schaffen gemacht? Die Kommunikation mit den Japanern, die Umstellung auf ein neues Arbeitssystem?

Nun, die Arbeitsweise würde ich nicht sagen, denn letztendlich reden wir immer über Rennen, über MotoGP. Die Dinge, die wir tun müssen, sind, sagen wir mal, die gleichen.

Was etwas mehr Aufmerksamkeit erfordert hat, ist die Beziehung zu einer anderen Kultur als unserer. Sagen wir mal, es war nicht einfach. Unsere Art, uns auszudrücken, kann für Japaner manchmal sehr heftig sein. Wir gestikulieren mit den Händen, sprechen laut, und für sie ist das gleichbedeutend mit Wut, während es für uns die Art ist, uns auszudrücken, Dinge zu erklären. Am Anfang – es gab keine Konflikte, aber sie wurden etwas zurückhaltender. Sie nahmen es so auf, als wären wir verärgert.

Warst du schon einmal in Japan?

Ja, Paolo Campinoti und ich waren in Japan. Wir haben die Yamaha-Fabrik besucht, wo man uns unerwartet die Türen geöffnet hat, überall unsere Fotos aufgehängt hat und sich bei uns bedankt hat. Es war ein sehr schöner Tag, weil wir sehen konnten, wie sehr Yamaha daran interessiert ist, eine Beziehung zu uns aufzubauen.

Ja, Yamaha gibt wirklich alles. Sie haben euch als zweites Werksteam verpflichtet, wichtige Ingenieure von Ducati unter Vertrag genommen, Augusto Fernandez und Andrea Dovizioso als Testfahrer verpflichtet. Sie entwickeln das Motorrad, mit dem ihr fährt, sie arbeiten am V4-1000-ccm-Motor, am V4-850-ccm-Motor für 2027 – sie sind voll beschäftigt.

Das war genau einer der Gründe, warum wir uns entschieden haben, einen neuen Weg einzuschlagen und bei diesem Projekt mitzumachen. Sie haben uns von der ersten Minute an überzeugt, und sie halten, was sie versprechen. Von Yamaha können wir also nicht mehr verlangen.

Aus Erfahrung weißt du, dass es im Rennsport keine Abkürzungen gibt. Wie lange wird es deiner Meinung nach dauern, bis Yamaha regelmäßig konkurrenzfähig ist?

Das fragen mich viele Leute. Es ist nicht einfach, genaue Zeitangaben für einen so wichtigen Wandel zu machen. Außerdem treten 2027 neue Vorschriften in Kraft, und dann können die Karten neu gemischt werden. Alles ist möglich. Man kann die neuen Vorschriften von der ersten Minute an verstehen oder auch nicht.

Das aktuelle Projekt wird am Ende des Jahres auslaufen, weil es natürlich dem neuen V4-Projekt nicht die Kraft nehmen darf, denn das ist die Zukunft. Yamaha hat viele Eisen im Feuer, im Gegensatz zu anderen Herstellern, die sich nur auf das Motorrad für 2027 konzentrieren.

Die Anstrengungen, die Yamaha unternimmt, sind gigantisch. Ich glaube, niemand hat jemals ein so großes und komplexes Projekt wie Yamaha durchgeführt. Und das mit der «Verpflichtung», es so schnell wie möglich zu realisieren, weil die Leute natürlich Ergebnisse sehen wollen.

Wann werden diese Ergebnisse kommen?

Wenn man mich das fragt, erkläre ich das gerne anhand von Ducati, weil das vielleicht am einfachsten zu verstehen ist.

Wie lange haben die gebraucht? Alle reden von Dall'Igna und seiner Arbeitsweise, und er hat drei Saisons gebraucht, um die ersten Ergebnisse zu sehen. Das ist der Maßstab. Man weiß also, wie lange es dauert, bis man etwas sieht.

Verbessert man sich im Rennsport durch Ausprobieren, durch Versuch und Irrtum, bis man das gewünschte Ergebnis erreicht?

Ja, genau so ist es. In unserem Fall ist es ein beschleunigter Prozess, weil Yamaha jetzt vier Motorräder auf der Strecke hat. Man kann vier verschiedene Dinge ausprobieren. Zum Beispiel vier elektronische Systeme, die unterschiedlich funktionieren, sodass man am Freitagabend eine Zusammenfassung darüber erstellen kann, was funktioniert hat und was nicht, und dann für den Sonntag ein besser ausbalanciertes Motorrad hat. Manchmal hat dieser Prozess funktioniert.

Im zweiten Teil des Interviews spricht Gino Borsoi über seine beiden aktuellen Fahrer Miguel Oliviera und Jack Miller sowie über Toprak Razgatlioglu.

Fortsetzung folgt…

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