Stefan Bradl zu Marquez: «Er fühlte sich unsterblich»
Im Rahmen der TV-Live-Sendung «Sport & Talk aus dem Hangar 7» im Nachgang des Großen Preis von Japan war auch Stefan Bradl zu Gast. Der 35-jährige Bayer analysierte den vorzeitigen MotoGP-Titelgewinn von Marc Marcquez (32), den der Spanier am Wochenende mit Rang 2 Motegi-GP ausgerechnet auf der Piste seines ehemaligen Arbeitgebers Honda errungen hat.
Für Marquez war es der siebte Titel in der MotoGP-WM, wo er im Jahr 2013 sein Debüt gab. Sechs Jahre, 2184 Tage und vier schwere Operationen nach seinem letzten WM-Titel ist der Spanier wieder Weltmeister der Königsklasse. Stefan Bradls Wahrnehmung nach dem Triumph: «Ich habe das Gefühl gehabt, dass er sich da verhältnismäßig mehr introvertiert gefreut hat und nicht so extrem nach außen gegangen ist. Bei den Titeln 2018 und 2019 ist er ja nach außen explodiert.»
Bradl erkennt aber klar: «Es hat ihm extrem viel bedeutet. Er hat mit den Tränen gekämpft und muss das erst mal verarbeiten. Aber klar – es ist ja auch verständlich, nachdem was er alles durchgemacht hat. Es ist klar, dass er an all den Verletzungen und Tälern gewachsen ist, die er durchschreiten musste. Er ist erwachsen geworden.» Bradl glaubt, «dass er Siege jetzt ganz anders wahrnimmt und auch anders feiert – mit seinen engsten Freunden und mit sich selbst am meisten.»
Fakt ist: Marquez musste seit seinem bisher letzten WM-Titel 2019 insgesamt 108 Stürze verdauen – zweimal trat als Nebenwirkung die Doppelsichtigkeit ein. Stefan Bradl erklärt die Hintergründe so: «Der Erfolg hat ihm immer recht gegeben. Aber warum stürzt er so oft: Marc ist gesegnet mit Talent und auch der Wille ist einfach wahnsinnig groß. Diese Paarung macht Marc auch zum besten Fahrer. Er hat aber auch geglaubt, er ist unsterblich. Früher war er wie eine Katze, er stand nach einem Sturz immer wieder auf.»
Dann kam eben dieser Crash in Jerez 2020. Bradl: «Der Sturz hat gezeigt, dass auch er unter Anführungszeichen nur ein Mensch ist. Auch da hat er es ein wenig auf die leichte Schulter genommen – ist eine Woche später mit dem operierten Arm zurückgekommen.
Der zweifache Familienvater Stefan Bradl weiter: «Marc hat damals gedacht: Auch wenn er nicht 100 Prozent fit ist – er fährt den anderen auch so um die Ohren und ist kompetitiv. Dann ging die Leidensgeschichte eben los mit dem Oberarm. Der zweite Bruch kam, weil er sich zu Hause die große Schiebetür aufgemacht hat. Da ist einiges schiefgelaufen, weil er zu früh gedacht hat, er kann das kompensieren.»