2027: Marquez und Acosta bei Honda? Alles möglich!
Das MotoGP-Feld für die Saison 2026 ist gesetzt. Zwar fehlt aus dem Lager von Honda noch die offizielle Bestätigung für den Wechsel des Moto2-Titelkandidaten in das LCR-Kundenteam von Lucio Ceccchinello. Doch die Transferwürfel sind gefallen. Honda verkündigte bereits den Wechsel des jetzigen Piloten Somkiat Chantra ins Superbike-Projekt der Japaner und Italtrans – die heutige Heimat von Moto2-Ass Moreira nahm bereits offiziell Daniel Munoz als Nachfolger des Brasilianers unter Vertrag.
20 Piloten der GP-Topliga behalten ihre Arbeitsplätze und nur zwei Stellen wurden neu besetzt. Neben Moreira der bei Honda andockte, fand auch die zweite Transaktion bei einem japanischen Werk statt. Yamaha gelang der spektakulärste Handel mit dem Wechsel von Superbike-Ikone Toprak Razgatlioglu. Der zweifache Superbike-Weltmeister, der noch beste Chancen auf die dritte SBK-Krone hat, unterschrieb einen mehrjährigen Vertrag bei Pramac Racing. Der Türke hat dabei wie Quartararo, Rins und Miller auch den Status «Werksfahrer». Denn die Verträge wurden mit Yamaha Racing besiegelt.
Razagtlioglu ist damit einer von zwei MotoGP-Stammpiloten, die überhaupt einen Job für 2027 haben – und der einzige Yamaha-Athlet, der bislang für die neue MotoGP-Ära ab 2027 gesetzt ist.
Nummer 2 der sicheren 850er-Pilot: Johann Zarco. Trotz seines Titels «ältester MotoGP-Pilot» – Zarco wird dann 36 sein – verhandelte der Franzose im vergangenen Sommer mit Honda erfolgreich einen Deal für weitere zwei Jahre. Außer dem Veteranen aus Südfrankreich und dem Rookie aus dem Superbike-Fahrerlager werden Stand heute 20 Fahrer für die Saison 2027 neue Vereinbarungen unterschreiben.
Nach der mehr als lebendigen Transferphase zum Ende der Saison 2024, als 13 Piloten mit neuen Verträgen ausgestattet wurden und zudem mit Jorge Martin und Marc Marquez zwei Champions die Mannschaften wechselten, bahnt sich bereits in Bälde eine noch größere Transferwelle an.
Dem Gesetz des Stärkeren folgend richtet sich der Markt nach der Nummer 1 – Marc Marquez. Nach der phänomenalen Leistung in seinem zweiten Jahr auf der Ducati Desmosedici geht Marc Marquez schon jetzt als klarer Favorit in die Saison 2026 – und ist damit zugleich die hochrangigste Option für 2027.
Genauso unklar wie die Aufstellung sämtlicher Werksmannschaften ist, ob der 2025er-Champion und dann potenziell 10-fache Champion und alleinige Rekordhalter in der Königsklasse auch 2027 ein weiteres MotoGP-Kapitel aufschlagen wird. Das Wort Rücktritt hat «MM93» bislang noch nicht in den Mund genommen. Stand heute deutet einiges darauf, dass der 32-Jährige der MotoGP noch eine Weile erhalten bleibt.
Marc Marquez hat freie Auswahl: 10 Plätze bei fünf offiziellen Werksstrukturen stehen dem Spanier in der Theorie offen. In der Praxis bleibt – Stand jetzt – Ducati auch weiterhin erste Wahl. Doch dass der Hersteller aus Bologna auch zukünftig die erste Adresse im Fahrerlager sein wird, ist aufgrund des umfänglich neuen Regelwerks noch Spekulation.
Noch hat Marc Marquez alle Zeit, um sich ein Bild des Marktes und der technischen Entwicklungen der engagierten Werke zu machen, die in den nächsten sechs Monaten erste Erprobungen mit den neuen 850er-Bikes starten werden. Ducati-Corse-General-Manager Gigi Dall’Igna hatte gegenüber SPEEDWEEK.com bestätigt: «Anfang 2026 werden wir die 850er erstmals testen und voraussichtlich wird Michele Pirro der Pilot ein.»
Ähnlich können die weiteren Top-Athleten der MotoGP agieren. KTM-Pilot Pedro Acosta und Yamaha-Ass Fabio Quartararo werden die Projekte ihrer Werke genaustens beobachten, sich aber auch mit anderen Optionen auseinandersetzen. Das Spannende: 2027 könnten sich komplett neue Teamkonstellationen ergeben. Marc Marquez und der dann 23-jährige Acosta im Honda-Werksteam? Pecco Bagnaia und Fabio Quartararo bei Red Bull-KTM? Bastianini und Alex Marquez bei Aprilia? – alles ist möglich.
Erst wenn die besten Piloten ihre Pläne für 2027 definiert haben, folgt das Feld. Und auch hier wird es etlichen Verschiebungen kommen. Eine der spannenden Fragen, die es spätestens im Frühsommer 2026 zu beantworten gilt: Was macht Jorge Martin? Noch vor wenigen Monaten wollte der 2024er-Champion Aprilia schnellstmöglich verlassen. Doch aktuell schaut es so aus, als hätte der Madrilene eine neue Heimat gefunden hat. Doch auch das Team aus Noale muss sich der 850er-Herausforderung annehmen – und kann stand jetzt beide Sitze der RS-GP neu vergeben.
Sicher ist auch, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Manager der Piloten und Werke erste Konstrukte erdenken – und in Gespräche gehen. Zur Erinnerung: Pecco Bagnaia, Champion 2022 und 2023, wurde trotz gültigem Vertrag noch vor der ersten Wettfahrt 2024 in Katar für weitere Jahre bis Ende vom Markt geholt. Der Italiener steht nun auf der Wunschliste aller Hersteller nicht mehr auf Pole-Position.