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Andrea Dovizioso: Wieso die alten Ducati schnell sind

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso: «GP14 ist nur im Training schnell»

Andrea Dovizioso: «GP14 ist nur im Training schnell»

Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso schildert die Entwicklungsschritte bei Ducati in den letzten drei Jahren und freut sich über die klaren Vorzüge der neuen 2016-Desmosedici.

Ducati sorgt in der MotoGP-Weltmeisterschaft 2016 für Furore, nicht nur durch den Einsatz von acht Bikes in vier Teams mit drei verschiedenen Spezifikationen in der Königsklasse.

Sondern Ducati beindruckt auch durch die Schlagkraft der neuen 2016-Desmosedici, durch den Edel-Testfahrer Casey Stoner und die regelmässigen Chance auf Podestplätze mit den Werkspiloten Andrea Iannone sowie Andrea Dovizioso.

Und dazu besticht Ducati durch die erstaunlichen Ergebnisse der Kundenteam-Fahrer wie Scott Redding und Petrucci-Ersatz Michele Pirro (sie fahren bei Pramac die letztjährige GP15) sowie die verblüffenden Darbietungen der Avintia-Piloten Héctor Barbera und Loris Baz mit den zwei Jahre alten GP14.2, die beim Power-Electronics-Aspar-Team auch Yonny Hernandez und Eugene Laverty fahren, der beim Argentinien-GP damit ausgezeichneter Vierter wurde.

Auch höchst verwunderlich: Beim Texas-GP drang Loris Baz mit seiner zwei Jahre alten Ducati GP14.2 ins Qualifying 2 vor; Teamkollege Barbera fuhr in Katar und Argentinien jeweils vom achten Startplatz los.

Wohl gemerkt: Er ist mit jenem Bike unterwegs, mit dem Cal Crutchlow 2014 manchmal im Training auf Startplatz 14 oder 15 stand, trotz weicher Hinterreifen dank Open-Class-Vorteilen.

Ducati-Konstrukteur Gigi Dall'Igna hat die GP14 noch von Vorgänger Bernhard Gobmeier geerbt, erst die GP15 war seine Neuschöpfung. Er rückte dem ewigen Understeer-Problem mit einer rückwärts drehenden Kurbelwelle zu Leibe, die Ergebnisse besserten sich, aber speziell Andrea Dovizioso klagte über Probleme in den Bremszonen und mangelhafte Traktion in den schnellen Kurven.

Also folgte der nächste Entwicklungsschritt: Das Alu-Chassis für 2016 wurde bei Suter Racing Technology in der Schweiz gebaut; jetzt ist die Desmosedici zu einem ernsthaften Konkurrenten für Honda und Yamaha gereift.

Wie hat sich die 2014 eingeführte gegenläufige Kurbelwelle auf das Fahrverhalten ausgewirkt? Dovizioso: «Eigentlich sollten die Ingenieure darauf Antwort geben. Aus Sicht des Fahrers kann ich sagen, dass sich von 2014 zu 2015 bei der Ducati das Verhalten am Wendepunkt eingangs der Kurve deutlich verbessert hat. Im Vorjahr konnte ich erstmals auf einer normalen Linie in die Kurven einbiegen, bis dahin war das unmöglich. Letztes Jahr konnten wir um gute Positionen fighten. Schon 2014 waren wir schnell, aber meistens nur im Training. Doch wir kannten die Ursache. Nachdem wir dieses Problem gelöst hatten, entpuppte sich die Ducati als normales Bike. Ich konnte wie alle andern Fahrer an der richtigen Stelle in die Kurven einbiegen, ich wurde nicht mehr rausgetragen, ich konnte rasch genug einlenken und das Motorrad in Schräglage bringen. Das lag nicht nur an der gegenläufigen Kurbelwelle, es wurden auch andere Bereiche verbessert. So kam die deutliche Steigerung zustande.»

Wundert sich «Dovi» über die heute so überraschende Schlagkraft der GP14.2? «Nein, es überrascht mich nicht, dass diese Motorräder jetzt so konkurrenzfähig sind. Denn das hängt mehr mit den Michelin-Reifen als mit dem Motorrad zusammen. Mit Bridgestone würde das anders aussehen. Aber im Grunde hat sich nichts geändert: Die GP14.2 ist schnell im Training, also über eine einzelne Runde. Denn im Training haben viele Fahrer genug Energie, um dieses Motorrad zu bändigen. Aber kein Fahrer kann mit so viel Kraftaufwand eine ganze Renndistanz bewältigen.»

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