Jeremy Sydow (GasGas): Start in Kegums noch fraglich

Von Thoralf Abgarjan
Jeremy Sydow hadert seit Monaten mit gesundheitlichen Problemen

Jeremy Sydow hadert seit Monaten mit gesundheitlichen Problemen

Im «Interview der Woche» erklärt der deutsche GasGas-Junior-Werksfahrer Jeremy Sydow, warum er bei den Rennen in Tschechien und in den Niederlanden nicht dabei war und was seine Pläne für die Zukunft sind.

Der 20-jährige Chemnitzer Jeremy Sydow liegt nach den ersten zwei MX2-Weltmeisterschafts-Events 2020 in der WM-Tabelle auf dem zehnten Rang. Er bildet gemeinsam mit Simon Längenfelder das Gas-Gas-Werksteam in der 250-ccm-Klasse. Im 'Interview der Woche' spricht Sydow über seine gesundheitlichen Porbleme und schildert, warum seine Teilnahme am Neustart der WM in Kegums/Lettland am 9. August gefährdet ist.

Jeremy, wir stehen kurz vor dem Neustart der WM. Bei den letzten Vorbereitungsrennen in Tschechien und den Niederlanden haben wir dich vermisst. Simon Längenfelder war am Start aber hast du gefehlt. Gibt es dafür einen Grund?

Ich habe schon seit einigen Monaten gesundheitliche Probleme. Deshalb kann ich gerade auch nicht richtig trainieren. Mein Start in Kegums steht dadurch auch in Frage. Zu Einzelheiten des Problems möchte ich mich im Moment noch nicht äußern.

Deine Schulterprobleme waren doch aber schon überwunden?

Ja, nach dem Schlüsselbeinbruch im Hawkstone Park bin ich ja nach zwei Wochen schon wieder gefahren. Das gegenwärtige Problem hat damit nichts zu tun. Ich will jetzt erst einmal abwarten, ob ich in Kegums dabei bin und möchte mehr im Moment darüber nicht sagen.

Das ist natürlich zu respektieren. Wir hoffen, dass die Sache schnell wieder vom Tisch ist, denn wir haben in den ersten beiden Rennen gesehen, dass du schon auf dem Sprung in die Weltspitze bist.

In England war mein Start wegen des Schlüsselbeinbruchs auch noch nicht fix. Ich denke, ich habe dort einen guten Einstand geliefert. Eine Woche später in Valkenswaard lief es dann sogar noch besser. In den Top-10 in der WM zu sein, ist ein cooles Gefühl. Ich hoffe, dass es dann auch so weiter geht, wenn ich wieder ins Renngeschehen einsteige.

Du kommst aus einer Familie, in der Motorsport einen hohen Stellenwert hatte.

Mein Vater [Anm.: Mike Sydow] war MZ-Werksfahrer im Endurobereich und hat mit der Mannschaft sogar einmal die Six-Days gewonnen.»

Dein Vater war dann auch dein Trainer?

In den ersten Jahren auf jeden Fall. Später haben wir uns dann erfahrene Trainer gesucht. Aber in den ersten 10 bis 12 Jahren hat er das alles gemacht.

Warum hast du dich für Motocross entschieden und nicht für Enduro?

Weil man dort einen Führerschein braucht und erst ab 16 anfangen kann. 2016 bin ich einmal mitgefahren bei «Rund um Zschopau». Das macht mir schon auch Spaß, auch wenn es etwas anderes ist. Im Motocross gibt es die Zweikämpfe und die abgesteckten Strecken. Das liegt mir besser. Aber wer weiß, vielleicht kann ich später auch zum Endurosport wechseln. Im Moment steht aber ganz klar Motocross im Vordergrund.

Am 22. August finden übrigens die Talkessel-Classics statt, wo in den letzten Jahren auch die legendären MZ-Werksmaschinen zu sehen waren, z.B. von Jens Scheffler. Vielleicht kann dein Vater dort auch einmal vorbeischauen.

Ja, ich werde ihm Bescheid geben.

Das Offroad-Gen ist dir damit wahrlich in die Wiege gelegt worden und du bist mit 5 Jahren schon das erste Rennen gefahren.

Mit 3 Jahren habe ich das erste Motorrad bekommen, mit 5 Jahren ging es zum ersten Rennen, bei dem ich direkt erfolgreich war. Von da an hat mich das nie mehr losgelassen.

Gab es bei euch zu Hause auch eine Motocross-Strecke hinter dem Garten wie bei Ken Roczen?

Wir hatten im Wald eine kleine Strecke, da bin ich heute noch manchmal zum Spaß mit dem Pitbike unterwegs und auch auf unserem Grundstück hatten wir einen kleinen Kurs abgesteckt.

Als dein Herkunftsort wird immer Chemnitz angegeben. Ihr wohnt dann aber schon außerhalb der Großstadt?

Ja, ich komme genau genommen aus Glösa. Das ist schon Randgebiet.

Fährt dein Vater selber noch?

Nein, er hat das seit 10 Jahren aufgegeben, weil er ja auch eine eigene Firma hat.

Hat die väterliche Firma etwas mit Motorsport zu tun?
«Er hat eine Dachdeckerfirma.»

Interessant, wie bei Tom Koch. Von Tom Koch weiß ich, dass er während der Coronazeit auf der Baustelle ausgeholfen hat.

Ja, das war bei mir auch so.

Wie sah dein Tagesablauf aus?

«Fahren konnte ich wegen meiner gesundheitlichen Probleme leider gar nicht, habe mich aber mit meinem Fitnesstrainer so gut es geht fit gehalten, mit Bewegungs- und Koordinationsübungen. In diesen Bereichen habe ich mich auch sehr verbessert. Ich kann mit meinen Jonglierkünsten bald im Zirkus auftreten. Ich habe auch mehr Zeit bei der Familie verbracht, ansonsten lebe ich ja in Köln beim Team.

Bei deinen Sponsoren sind mir einige Besonderheiten aufgefallen, wie zum Beispiel der «Käse-Maik.» Wie kam es dazu?

Wir kennen den Inhaber, der seine Firma in Wittgensdorf hat. Er unterstützt mich schon sehr lange und ich bin über diese Unterstützung auch sehr dankbar.

Hat er auch einen Online-Shop?

Er fährt auf die Märkte und verkauft dort. Einen Onlinehandel gibt es nach meiner Kenntnis nicht.

Was hat es mit Gerüstbau Weber auf sich?

Uwe Weber war früher selbst auch MZ-Werksfahrer.

Das ist der berühmte Uwe Weber, der 1987 die Six-Days gewonnen hat?

Genau. Er war ja früher mit meinem Vater unterwegs.

Wen gibt es noch zu nennen?

Das Schilderwerk Beutha ist noch einer meiner größten Sponsoren. Auch ADAC-Sachsen'ist ein wichtiger Partner für mich und natürlich die ADAC Stiftung Sport, die viel möglich machen für mich. Ortema unterstützt mich im Bereich der Protektoren.

Vor zwei Wochen wurden die neuen GasGas-Motorräder vorgestellt, wie sind deine Eindrücke?

Beim Fotoshooting bin ich damit gefahren. Das Handling ist sehr gut und das Motorrad hat eine sehr gute Dynamik.

Wie sehen deine weiteren Pläne aus?

Ich möchte mich in der WM etablieren, weil es mein erstes Jahr in der WM ist. Ich will Erfahrungen sammeln und von Rennen zu Rennen besser werden, dass es dann im nächsten Jahr von Anfang an perfekt losgehen kann. Natürlich will ich auch verletzungsfrei bleiben.

Wird das Team am Wochenende in Axel/Niederlande dabei sein?

Ja. Ich werde es nicht schaffen, dort zu fahren, aber Simon wird sein Bestes geben.

WM-Stand MXGP 2020 (nach 2 Rennen)

1. Jeffrey Herlings, KTM, 94
2. Tim Gajser, Honda, 85
3. Tony Cairoli, KTM, 68
4.
Clement Desalle, 60
5. Gautier Paulin, 58
6. Glen Coldenhoff, GasGas, 56
7. Arminas Jasikonis, 53
8. Jorge Prado, KTM, 47
9. Jeremy Seewer, Yamaha, 42
10. Jeremy van Horebeek, 39
13. Pauls Jonass, Husqvarna, 26
14. Henry Jacobi, Yamaha, 23
16. Arnaud Tonus, 23
23. Ivo Monticelli, GasGas, 6

WM-Stand MX2 (nach 2 Rennen)

1. Tom Vialle, KTM, 87
2. Jago Geerts 82
3. Jed Beaton, Husqvarna, 74
4. Maxime Renaux, 61
5. Rene Hofer, KTM, 5
6.
Mikkel Haarup, 52
7. Thomas Kjer Olsen, Husqvarna, 51
8. Ben Watson, 48
9. Conrad Mewse, 48
10. Jeremy Sydow, GasGas, 35
17. Simon Längenfelder, GasGas, 16

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