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Für Melandri ist die Yamaha R1 eine Fehlkonstruktion

Von Ivo Schützbach
Mit 22 Siegen und 75 Podestplätzen hat Marco Melandri seine Karriere in der Superbike-WM nach der Saison 2019 beendet. Nie tat er sich so schwer, wie mit der aktuellen Yamaha R1.

Marco Melandri wechselte Ende 2018 mit großen Hoffnungen von Ducati zu Yamaha, 2011 wurde er mit dem japanischen Werk in seiner Superbike-Debütsaison Vizeweltmeister. Doch abgesehen von dritten Plätzen auf Phillip Island und in Jerez schaffte es der 22-fache Laufsieger im Giansanti Racing Team dieses Jahr nie in die Top-5.

Es war die schlechteste SBK-Saison für Marco Melandri, sein letztes Jahr beendete er nur auf Gesamtrang 9 – zuvor hat er es immer in die Top-5 geschafft. Im Juli erklärte der 37-Jährige seinen Rücktritt zum Saisonende.

«Der Motorrad-Charakter passte überhaupt nicht zu mir», hielt Melandri fest. «Ich konnte es nicht fahren und strauchelte arg. Das Motorrad ist sehr steif. Yamaha und das Team haben alles getan, was man tun kann. Aber ich bin klein und es war unmöglich für mich, das Bike ordentlich abzubremsen und einzulenken. Für mich fühlte es sich an, als wäre es aus einem Guss. Nichts bewegte sich. Deshalb konnte ich die Verbindung zwischen Reifen und Asphalt nicht fühlen. Das Motorrad 2011 war ganz anders.»

«Ich litt in so gut wie jedem Rennen», blickte Melandri im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zurück. «Sobald ich auf einer Strecke in Schräglage bremsen musste, machte das Motorrad nicht mehr was ich wollte. Das Bike war von Beginn an schnell, der Charakter des Motorrads verlangt aber nach einer anderen Fahrergröße und einem anderen Stil, als ich ihn habe. Ich brauche ein gutes Gefühl für den Vorderreifen, dieses Bike ist aber hecklastig. Ich konnte so nicht fahren – und der Charakter des neuen Motorrads ist derselbe. Für mich war es unvorstellbar, dass ich so weitermache.»

Die anderen Yamaha-Piloten beurteilen die R1 gänzlich anders als Melandri. «Warum sollte ich mir Sorgen machen, wenn ich auf dem Podium stehe und er Sechster wird», meinte Werksfahrer Michael van der Mark lapidar. «Wir reden für nächstes Jahr nicht von einem komplett neuen Motorrad, es gibt eine Evolution des jetzigen. Ich glaube, Marco war zu kritisch.»

Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli hegt große Hoffnungen, dass die neue R1 ein Schritt nach vorne ist – in vier Jahren mit dem aktuellen Modell wurden lediglich vier Siege eingefahren.

«Das Chassis der Yamaha ist nicht zu steif, es erfreut sich großer Beliebtheit», hielt der Italiener fest. «Marco strauchelte nur mehr als andere Fahrer, wir konnten nichts finden, damit er sich auf dem Motorrad wohler fühlte. Er fuhr mit dem Chassis, welches er als das für ihn beste befand.»

In der Superbike-WM darf das Chassis des homologierten Serienmotorrads nur geringfügig modifiziert, es darf ausschließlich versteift aber nicht flexibler gemacht werden.

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