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Kervin Bos: Angst, dass der gesamte Markt implodiert

Von Ivo Schützbach
Nur fünf der 15 Superbike-WM-Teams haben einen Hersteller hinter sich, der in Krisenzeiten wie diesen einspringen kann. Teammanager Kervin Bos schildert, worauf sich Ten Kate Yamaha einstellen muss.

Ten Kate Motoren ist der größte Honda-Händler der Niederlande und zudem eine weltweit bekannte Tuningfirma. Seit über 20 Jahren ist die Truppe aus Nieuwleusen im internationalen Rennsport unterwegs, 2007 gewannen sie mit James Toseland die Superbike-WM und sind außerdem das erfolgreichste Team der Supersport-WM.

Seit sich Honda im Herbst 2018 von Ten Kate getrennt hat, steht das Team ohne die Unterstützung eines Herstellers im Rücken da. Bei Yamaha sind sie ein Kundenteam unter vielen und müssen sich den schwierigen Zeiten während und nach der Coronakatastrophe stellen.

«Wirtschaftlich wird uns Corona hart treffen», sagte Teammanager Kervin Bos gegenüber SPEEDWEEK.com. «Unser Motorradladen ist nach wie vor offen, auch unsere Werkstatt – noch können wir arbeiten. Wir schauen, dass wenigstens ein bisschen Geld verdient wird. Und wir erledigen Arbeiten, welche die Firma letztlich stärken werden. In einer Firma wie unserer kannst du immer die Verkaufsräume renovieren oder das Computersystem und den Prüfstand auf den neuesten Stand bringen.»

«Müssten wir den Laden komplett schließen, wäre das angesichts des nächsten Winters schlimm», weiß der 33-Jährige. «Überall im Motorradgeschäft hast du dein Haupteinkommen zwischen April und Juli. In diesen vier Monaten gibst du Vollgas und verdienst ordentlich Geld, das du aber auch brauchst, wenn die Nachfrage ab Oktober deutlich zurückgeht. Alle Firmen, die nicht über genügend Rücklagen verfügen, werden bankrott gehen. Ich fürchte, dass der gesamte Motorradmarkt zusammenbricht.»

In Deutschland verabschiedete das Parlament wegen der Covid-19-Pandemie am Montag ein Hilfspaket über 156 Milliarden Euro. Mit 81 Millionen Einwohnern hat Deutschland 4,76 Mal so viele wie die Niederlande. Bei unseren westlichen Nachbarn bräuchte es staatliche Hilfen von 32,77 Milliarden Euro, um verhältnismäßig zu handeln – unabhängig vom Bruttoinlandsprodukt. Österreich mit knapp 9 Millionen Einwohnern, das ist gut die Hälfte der Niederlande, hat bereits verschiedene Hilfspakete im Gesamtumfang von 67 Milliarden Euro bewilligt, um möglichst viele Firmen, Arbeitsplätze und Existenzen zu retten.

«Das ist eine Menge Geld», weiß Bos. «Wenn es soweit kommt, dass alle Geschäfte zumachen müssen, dann gehen viele Firmen in den Niederlanden bankrott, das ist sicher. Zum Beispiel die Restaurants bei uns dürfen erst im Juni wieder aufmachen. Und man darf eines nicht vergessen: Der Staat wird nicht für alles aufkommen. Wenn eine Firma zum Beispiel im März normalerweise 100.000 Euro verdient und jetzt 50.000, dann wird der Staat einen Teil der fehlenden 50.000 übernehmen. Wenn sie aber nicht für die komplette fehlende Summe aufkommen, dann fehlt dir der Gewinn. Dann hast du genug, um die Firma am Leben zu erhalten, du kannst aber keine Rücklagen für den Winter bilden. Deswegen habe ich so Angst davor, dass Ende des Jahres der gesamte Markt implodiert.»

Die Mitarbeiter des Superbike-WM-Teams von Ten Kate befinden sich in der beruhigenden Situation, dass sie alle eine Festanstellung haben. Die meisten Rennteams arbeiten überwiegend mit Freelancern, viele von ihnen stehen ohne Job da, wenn keine Rennen stattfinden.

«Nur unser Crew-Chief Mick Shanley sitzt zuhause, aber auch er hat einen Jahresvertrag», erklärte Bos. «Alle anderen arbeiten in der Firma. Noch haben wir mit den Rennmaschinen viel zu tun. Es ist aber schon so, dass es deutlich weniger stressig zugeht als normal. Dafür stresst uns, was in unserem Land passiert. Jeder macht sich Sorgen, wann und wie es weitergeht. Viele Teams werden straucheln, ihre Sponsoreneinnahmen zu bekommen. Niemand weiß, ob alle Partner die kommenden Monate überleben. Einige Firmen argumentieren, dass wir derzeit keine Rennen fahren. Nur die Werksteams werden ungeschoren davonkommen. Was ich dir erzähle, würde dir auch jeder andere Teammanager sagen, es geht allen so.»

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