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2 Stürze in einem Rennen: Was war mit Bautista los?

Von Ivo Schützbach
Weltmeister Alvaro Bautista (Aruba.it Ducati) war der Schnellste im ersten Superbike-Rennen in Aragon. Doch der Spanier stürzte in Führung liegend – und bei der Aufholjagd noch einmal.

Im Qualifying musste sich Alvaro Bautista dem überragenden Jonathan Rea (Kawasaki) beugen, der in Rekordzeit seine 42. Pole-Position eroberte.

Doch der Blick auf die Long-runs in den Trainings offenbarte: Über die Distanz wird der Spanier kaum zu besiegen sein.

Rea kam gut vom Start weg, Bautista beschleunigte ihn in die erste Kurve hinein aber aus und ging in Führung. Bis Runde 6 behielt er diese, dann gab es einen Schreckmoment: Mit über einer Sekunde Vorsprung rutschte Alvaro aus, konnte seine Ducati V4R aber wieder aufklauben und weiterfahren. Allerdings hatte ihn der Sturz zirka 26 sec gekostet und auf Platz 22 zurückgeworfen.

12 Runden später kratze der Spanier wieder an den Punkten, in der letzten Runde überholte er erst den 15. Domi Aegerter (Yamaha) und wenig später auch noch Loris Baz (BMW). In der Zielkurve übertrieb es Bautista zum zweiten Mal an diesem Samstag und stürzte erneut.

«Das gehört zum Spiel, ich muss die positiven Dinge mitnehmen», erzählte Bautista in kleiner Medienrunde. «Es ist schade, dass ich dieses Rennen weggeschmissen habe. Ich habe gepusht wie immer, beim Richtungswechsel war es eine Kleinigkeit zu viel. Mein Fehler – ich versuche daraus zu lernen.»

Was den puren Speed betrifft wäre Bautista unschlagbar gewesen, mit einem Sieg hätte er seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft von 57 Punkten auf 66 gegenüber Toprak Razgatlioglu (Yamaha) ausgebaut. So ist er auf 37 Zähler geschrumpft, denn der Türke wurde hinter Bautistas starkem Teamkollegen Michael Rinaldi Zweiter.

Natürlich kommen da Erinnerungen an 2019 hoch, als Bautista die Weltmeisterschaft überlegen anführte und sie nach zahlreichen Stürzen mit riesigem Rückstand gegen Jonathan Rea (Kawasaki) verlor.

«Ich muss lernen und mich neu aufstellen», hielt der Ducati-Star fest. «Das Ziel ist immer, Fehler nicht zu wiederholen. Der Unterschied zu 2019 ist, dass ich damals nicht so ein gutes Gefühl für das Motorrad hatte wie jetzt. Damals war ich nicht der Stärkste in der Startaufstellung, jetzt haben wir ein sehr hohes Level und sind vor allem über die Renndistanz extrem stark. Es ist unglaublich, dass ich selbst mit 38 Jahren noch so viel zu lernen habe. Ich fahre nicht mit 100 Prozent, sondern mit 95. Deshalb habe ich diesen Sturz nicht erwartet. Ich habe nichts speziell oder ganz anders gemacht, es ist einfach passiert. Ich muss in dieser Kurve am Sonntag besser aufpassen.»

Den zweiten Sturz erklärte der 51-fache Laufsieger so: «Nach dem ersten Sturz war mein Bremshebel nicht mehr an der richtigen Stelle, eine Fußraste war nur noch ein Stummel. Das war nicht perfekt. Ich versuchte Baz auf der Bremse zu überholen und dachte mir, dass ich vielleicht sogar van der Mark noch erwische. Ich bog in die Kurve ein, der Vorderreifen war bereits am Limit, und die Kombination aus allem führte zu dem Ausrutscher. Bei diesem Crash war ich deutlich mehr am Limit als beim ersten. Da habe ich mehr gepusht, als ich hätte können.»

Bautista stürzte zum vierten Mal in diesem Jahr in einem Rennen. «Indonesien zählt nicht, weil die Strecke neben der Ideallinie so Shit war», grinste der Weltmeister. «Die Gründe für den Sturz in Imola und jetzt hier waren sehr unterschiedlich, ich weiß bei allen, warum sie geschehen sind. Ich will diese Fehler nicht noch einmal machen, aber man hört nie auf zu lernen. Vielleicht stürze ich in der Zukunft aus einem anderen Grund.»

Toprak hat seinen Rückstand in der Weltmeisterschaft von 98 Punkten nach Rennen 1 in Imola auf nun 37 reduziert – womit der Türke mental Oberwasser hat. «Wenn du das Gefühl hast, dass alles verloren ist, dann spürst du keinen Druck mehr und fährst schneller», meinte Bautista. «Jetzt fühlt er den Druck vielleicht wieder, weil er denkt, dass er mich noch einholen kann. Ich weiß es nicht, ich kann nur für mich sprechen. Ich schaue nicht auf die Meisterschaft, auf den Vorsprung oder die Punkte. Ich versuche jeden Tag ein besserer Fahrer zu werden, heute habe ich ein Rennen weggeschmissen. Ich werde an meiner Mentalität oder an meiner Herangehensweise nichts ändern.»

Ergebnis Superbike-WM Aragon, Rennen 1:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Michael Rinaldi (I) Ducati
2. Toprak Razgatlioglu (TR) Yamaha + 1,253 sec
3. Jonathan Rea (GB) Kawasaki + 2,837
4. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 5,902
5. Danilo Petrucci (I) Ducati + 7,553
6. Philipp Öttl (D) Ducati + 14,427
7. Remy Gardner (AUS) Yamaha + 17,014
8. Garrett Gerloff (USA) BMW + 17,259
9. Axel Bassani (I) Ducati + 18,469
10. Iker Lecuona (E) Honda + 19,424
11. Scott Redding (GB) BMW + 21,653
12. Xavier Vierge (E) Honda + 21,960
13. Michael vd Mark (NL) BMW + 23,690
14. Loris Baz (F) BMW + 23,971
15. Dominique Aegerter (CH) Yamaha + 24,523
16. Florian Marino (F) Kawasaki + 28,279
17. Lorenzo Baldassarri (I) Yamaha + 37,369
18. Bradley Ray (GB) Yamaha + 38,489
19. Hafizh Syahrin (MAL) Honda + 46,123
20. Isaac Vinales (E) Kawasaki + 46,478
21. Gabriele Ruiu (I) BMW + > 1 min
22. Oliver König (CZ) Kawasaki + > 1 min
- Alvaro Bautista (E) Ducati
- Eric Granado (BR) Honda
- Tito Rabat (E) Kawasaki
Superbike-WM 2023: Stand nach 28 von 36 Rennen
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Alvaro Bautista (E) Ducati 467
2. Toprak Razgatlioglu (TR) Yamaha 430
3. Jonathan Rea (GB) Kawasaki 306
4. Andrea Locatelli (I) Yamaha 269
5. Axel Bassani (I) Ducati 226
6. Michael Rinaldi (I) Ducati 192
7. Danilo Petrucci (I) Ducati 191
8. Alex Lowes (GB) Kawasaki 129
9. Dominique Aegerter (CH) Yamaha 124
10. Xavier Vierge (E) Honda 121
11. Remy Gardner (AUS) Yamaha 116
12. Scott Redding (GB) BMW 113
13. Iker Lecuona (E) Honda 100
13. Garrett Gerloff (USA) BMW 100
15. Philipp Öttl (D) Ducati 79
16. Loris Baz (F) BMW 54
17. Michael vd Mark (NL) BMW 26
18. Bradley Ray (GB) Yamaha 19
19. Lorenzo Baldassarri (I) Yamaha 12
20. Tom Sykes (GB) Kawa/BMW 11
21. Hafizh Syahrin (MAL) Honda 10
22. Leon Haslam(GB) BMW 2
23. Ivo Lopes (PT) BMW 1
23. Isaac Vinales (E) Kawasaki 1
24. Tito Rabat (E) Kawasaki 1
24. Hannes Soomer (EST) Honda 1

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