MotoGP: Yamaha entwickelt neuen V4-Motor

Yamaha in der Krise: Philipp Öttl trifft das heftig

Von Ivo Schützbach
Privatiers am Ende des Feldes: Philipp Öttl (GMT94 Yamaha) vor Tarran Mackenzie (Petronas Honda)

Privatiers am Ende des Feldes: Philipp Öttl (GMT94 Yamaha) vor Tarran Mackenzie (Petronas Honda)

Seit über einem Jahr ist Yamaha in der Superbike-WM sieglos und inzwischen sogar hinter Honda zurückgefallen. Einen Privatfahrer wie Philipp Öttl (GMT94) trifft das besonders hart.

Yamaha ist mächtig ins Hintertreffen geraten. Seit Toprak Razgatlioglu zu BMW wechselte, ist der japanische Hersteller sieglos. Den letzten Triumph für die Blauen fuhr der Türke am 10. September 2023 in Magny-Cours ein. Lassen wir Toprak außen vor, gewann Yamaha zuletzt am 9. Juni 2019 in Jerez mit Michael van der Mark.

Auf dem Podium sahen wir einen Yamaha-Fahrer letztmals am 21. Juli 2024 in Most, damals wurde Andrea Locatelli im zweiten Hauptrennen Dritter. Bei den vergangenen drei Events in Magny-Cours, Cremona und Aragon holten sogar die Honda-Fahrer mehr Punkte für die Konstrukteurs-WM als jene von Yamaha.

In Aragon war Locatelli mit den Plätzen 10, 11 und 9 der Beste aus dem Yamaha-Sextett – es ist offensichtlich, wie sehr die R1-Piloten leiden.

Jeder kann sich ausmalen, wie es den Yamaha-Privatiers Philipp Öttl und Bradley Ray geht, wenn schon die Werksfahrer und Weltmeister Jonathan Rea, Andrea Locatelli, Remy Gardner und Dominique Aegerter auf keinen grünen Zweig kommen.

«Aragon war ein weiteres schwieriges Wochenende für mich», sagte Öttl nach den Plätzen 17, 18 und 19. «In den Trainings und im ersten Rennen war es noch akzeptabel, da ich den Rückstand immer weiter verringern konnte. Dennoch sind wir weit weg, wenn ich es mit dem Vorjahr vergleiche, wo ich die Ränge 6, 8 und 7 erreichte. Der Sonntag war ein Desaster. Nach dem Motorwechsel war mein Bike noch langsamer, obwohl ich schon in den Trainings im Topspeed Letzter war. Dadurch habe ich in den Rennen mit stumpfen Waffen gekämpft. Langsam verliere ich die Geduld. Ich habe sicherlich das Fahren nicht verlernt.»

«Ich glaube, dass die anderen Motorräder im Moment besser zu fahren sind», suchte der Bayer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com nach einer Erklärung. «Was das Drehmoment und die Traktion betrifft, ist die Yamaha von elektronischer Seite her okay. Wir haben keine Wheeliekontrolle – die braucht man heute bei so einem Motorrad aber. Die Motorbremse funktioniert hingegen gut. Wir haben zu wenig Leistung, deshalb kann man mit dem Drehmoment und der Traktionskontrolle weniger arbeiten, somit machen wir den Hinterreifen kaputt. Es kommen zwei Probleme zusammen: Keine Leistung und je nach Strecke nach zehn bis zwölf Runden keinen Grip mehr. Du kannst also nicht bis zum Schluss mitfahren, es sei denn, du heißt Toprak. Beim geraden Anbremsen ist das Motorrad brutal stark, es lädt dich dazu ein, extrem spät zu bremsen. Sobald du aber ein bisschen Schräglage gibst, rutscht das Vorderrad. Das Bike fährt leicht in die Kurven, dann fehlt es aber an Turning. Du musst es also permanent mit Gas um die Ecken zirkeln. Womit du wiederum den Reifen kaputt machst. Die Probleme greifen alle ineinander. Ich nehme an, die anderen Fahrer werden Yamaha das Gleiche sagen.»

Philipp ortet ein generelles Problem bei den japanischen Herstellern. «Die bringen nur jedes Schaltjahr ein neues Motorrad, die europäischen Hersteller hingegen regelmäßig etwas Neues. Wobei man sagen muss, dass es die Ducati V4 auch schon seit 2019 gibt, aber die ziehen halt aus der MotoGP viel Wissen, was Flügel und Elektronik und die generelle Motorradabstimmung betrifft.»

Ergebnis Superbike-WM Aragon, Rennen 2:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Alvaro Bautista (E) Ducati
2. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW + 3,366 sec
3. Nicolò Bulega (I) Ducati + 10,800
4. Andrea Iannone (I) Ducati + 12,338
5. Garrett Gerloff (USA) BMW + 13,903
6. Danilo Petrucci (I) Ducati + 14,647
7. Michael vd Mark (NL) BMW + 16,427
8. Iker Lecuona (E) Honda + 17,072
9. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 18,631
10. Xavi Vierge (E) Honda + 20,291
11. Scott Redding (GB) BMW + 22,674
12. Axel Bassani (I) Kawasaki + 24,710
13. Jonathan Rea (GB) Yamaha + 26,707
14. Michael Rinaldi (I) Ducati + 28,126
15. Remy Gardner (AUS) Yamaha + 31,144
16. Bradley Ray (GB) Yamaha + 31,193
17. Tito Rabat (E) Kawasaki + 40,961
18. Tarran Mackenzie (GB) Honda + 52,330
19. Philipp Öttl (D) Yamaha + 52,713
- Marvin Fritz (D) Yamaha
Ergebnis Superbike-WM Aragon, Superpole-Race:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Alvaro Bautista (E) Ducati
2. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW + 0,088 sec
3. Nicolò Bulega (I) Ducati + 0,172
4. Andrea Iannone (I) Ducati + 4,691
5. Garrett Gerloff (USA) BMW + 5,317
6. Danilo Petrucci (I) Ducati + 6,940
7. Iker Lecuona (E) Honda + 7,988
8. Michael vd Mark (NL) BMW + 10,170
9. Xavi Vierge (E) Honda + 10,894
10. Scott Redding (GB) BMW + 11,112
11. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 11,509
12. Jonathan Rea (GB) Yamaha + 11,590
13. Remy Gardner (AUS) Yamaha + 12,151
14. Michael Rinaldi (I) Ducati + 12,927
15. Axel Bassani (I) Kawasaki + 14,134
16. Bradley Ray (GB) Yamaha + 14,676
17. Tito Rabat (E) Kawasaki + 15,918
18. Philipp Öttl (D) Yamaha + 28,650
19. Tarran Mackenzie (GB) Honda + 28,716
20. Alex Lowes (GB) Kawasaki + > 1 min
- Marvin Fritz (D) Yamaha
Ergebnis Superbike-WM Aragon, Rennen 1:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Andrea Iannone (I) Ducati
2. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW + 0,845 sec
3. Garrett Gerloff (USA) BMW + 1,124
4. Alvaro Bautista (E) Ducati + 1,190
5. Danilo Petrucci (I) Ducati + 2,528
6. Iker Lecuona (E) Honda + 4,758
7. Alex Lowes (GB) Kawasaki + 5,352
8. Xavi Vierge (E) Honda + 6,477
9. Michael vd Mark (NL) BMW + 8,749
10. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 8,926
11. Scott Redding (GB) BMW + 9,003
12. Axel Bassani (I) Kawasaki + 10,660
13. Michael Rinaldi (I) Ducati + 11,976
14. Jonathan Rea (GB) Yamaha + 14,901
15. Bradley Ray (GB) Yamaha + 16,291
16. Remy Gardner (AUS) Yamaha + 21,047
17. Philipp Öttl (D) Yamaha + 30,353
18. Tarran Mackenzie (GB) Honda + 31,777
- Tito Rabat (E) Kawasaki
- Marvin Fritz (D) Yamaha
- Sam Lowes (GB) Ducati
- Nicolò Bulega (I) Ducati
Superbike-WM 2024: Stand nach 30 von 36 Rennen
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW 414
2. Nicolò Bulega (I) Ducati 375
3. Alvaro Bautista (E) Ducati 333
4. Danilo Petrucci (I) Ducati 277
5. Alex Lowes (GB) Kawasaki 264
6. Andrea Locatelli (I) Yamaha 197
7. Andrea Iannone (I) Ducati 195
8. Michael vd Mark (NL) BMW 195
9. Garrett Gerloff (USA) BMW 149
10. Remy Gardner (AUS) Yamaha 140
11. Iker Lecuona (E) Honda 105
12. Xavi Vierge (E) Honda 104
13. Scott Redding (GB) BMW 92
14. Jonathan Rea (GB) Yamaha 91
15. Axel Bassani (I) Kawasaki 88
16. Dominique Aegerter (CH) Yamaha 79
17. Michael Rinaldi (I) Ducati 61
18. Sam Lowes (GB) Ducati 45
19. Nicholas Spinelli (I) Ducati 25
20. Tito Rabat (E) Kawasaki 16
21. Bradley Ray (GB) Yamaha 11
22. Alessandro Delbianco (I) Yamaha 10
23. Tarran Mackenzie (GB) Honda 7
24. Philipp Öttl (D) Yamaha 5
25. Michele Pirro (I) Ducati 3
26. Markus Reiterberger (D) BMW 3

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