Carlos Checa zu Besuch bei der Sachsenring Classic

Carlos Checa ist mit 52 noch in guter Form
Drei Tage, von Freitag bis Sonntag (2. bis 4. Mai) zieht die ADAC Sachsenring Classic wieder die Fans der Rennsport-Vergangenheit in ihren Bann. Partner ist der Yamaha Racing Heritage Club, der an der bald 100 Jahre alten Traditionsrennstrecke in diesem Rahmen 70 Jahre der Motorrad-Marke mit den drei gekreuzten Stimmgabeln feiert.
Neben wunderschönen Original-Motorrädern aus dieser langen Zeit hatte der für die Yamaha-Geschichtspflege zuständige Club auch einige seiner einst rennfahrenden Stars nach Hohenstein-Ernstthal gebracht. Während etwa mit dem Ex-750-ccm-Weltmeister Steve Baker die schon länger zurückliegende Zeit reflektiert wurde, muss man Carlos Checa eher der Youngtimer-Generation zurechnen.
Wer den zweifachen 500er-Grand-Prix-Sieger (allerdings auf Honda) sowie Superbike-Weltmeister 2011 (auf Ducati) auf der Strecke mit einer wunderschönen Replika seiner Yamaha YZR500 OWL6 von 2021 oder im Paddock für ein Autogramm bzw. Selfie live erleben wollte, musste schnell sein, denn der 52-jährige Spanier weilte nur am Samstag am Sachsenring.
SPEEDWEEK.com hatte in diesem knappen Zeitfenster die Möglichkeit genutzt, dem Katalonier im Vieraugengespräch ein paar Fragen zu stellen. Zunächst erklärte er zu seinem Kurztrip: «Ich war am Freitagabend angereist, dann hatten wir mit den Yamaha-Leuten ein Dinner und haben dann ein wenig 70 Jahre Yamaha gefeiert, was sehr nett war. Ich habe mit Yamaha nach wie vor eine sehr gute Verbindung und die Leute sind echt großartig. Heute war mein Part, die YZR500 zu fahren, was ich sehr genossen habe.»
Ebenso hat er sich gefreut, mal wieder am Sachsenring zu sein, was er so begründete: «Ich habe gute Erinnerungen an den Sachsenring, die Strecke war meist gut zu mir. Und ich hatte die Gelegenheit, mal wieder die 500er zu fahren, die wirklich sehr beeindruckend ist. Ich denke, wir hatten Glück, diese Motorräder zu fahren. Heutzutage ist das Geschäft viel schwieriger.»
Zum Sachsenring selbst merkte er an, dass er die Strecke vor allem wegen seiner Bergauf- und Bergab-Passagen mag, bemängelte aber auch die vielen aufeinanderfolgenden Linkskurven. Die Highspeed-Kurve 11, die erste Rechtskurve nach sieben Linkskurven, wurde auch ihm einst zum Verhängnis, was er allerdings weitgehend schadlos überstand. Dafür lobte er die «… enthusiastischen und warmen Fans. Das war hier schon sehr speziell» erneut und explizit.
Angesprochen auf die heutige Generation von Motorrädern mit dutzenden Flaps und technischen Hilfsmitteln verglichen mit den Sportgeräten aus seiner Königsklassenzeit meinte er: «Um ehrlich zu sein, ist mir das zu viel Technologie. Natürlich kann man den Fortschritt und die Weiterentwicklung der Technologie nicht aufhalten. Aber man sollte versuchen, eine Balance zwischen Show und Sport sowie Ingenieurskunst zu finden. Wir sollten nicht vergessen, dass es ein Sport von Menschen und Fahrern ist. Ich denke auch, dass das für die Fahrer ein komplett anderes Feeling als früher ist und es schwieriger geworden ist, zu überholen. Das ist nicht gerade gut für den Sport.»
Und was macht Carlos Checa heutzutage im normalen Leben? «Ich genieße die Zeit und versuche Events wie diesen zu besuchen. Racing ist aber nach wie vor Teil meines Lebens. Ich war 20 Jahre in der Weltmeisterschaft und einige Jahre zuvor im Rennsport. Heutzutage arbeite ich als Kommentator fürs spanische Fernsehen und als Berater für den Circuit of Catalunya in Barcelona. Ansonsten helfe ich bei neuen Projekten, natürlich im Rennsport, im Motorrad-Rennsport. Im Winter gehe ich gern Skifahren, ich fahre gern Fahrrad und manchmal fliege ich auch mit meinem kleinen Sport-Flugzeug. Außerdem surfe ich bei schönem Wetter gern. Eigentlich mag ich viele sportliche Aktivitäten, wie auch Enduro oder Trial. Da habe ich das Glück, dass ich an unserer Rennstrecke auf die Strecke gehen kann, wann ich will. Aber alles in Maßen, denn ich nehme mir auch viel Zeit zum relaxen. Alles passiert bei mir heutzutage sehr easy und nicht zu kompliziert.»