Toprak-Nachfolger: Noch sind BMW die Hände gebunden

Toprak Razgatlioglu ist nicht zu ersetzen
Nach dieser Saison endet die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen BMW und Toprak Razgatlioglu in der Superbike-WM, der Türke fährt ab 2026 für Yamaha und in der MotoGP. Alle BMW-Verantwortlichen wissen: Einen gleichwertigen Nachfolger für den herausragend talentierten Red-Bull-Athleten zu finden, ist nahezu unmöglich.
Während Ducati (Nicolo Bulega), Yamaha (Andrea Locatelli) und Bimota (Alex Lowes, Axel Bassani) ihre Spitzenfahrer für 2026 bereits an sich gebunden haben, herrscht bei BMW die Ruhe vor dem Sturm.
Sven Blusch, Motorsport-Direktor von BMW, weiß, dass die wichtigsten Entscheidungen im MotoGP-Paddock bis zum Brünn-GP (18.–20. Juli) getroffen werden. Dann steht fest, welche Fahrer aus der Königsklasse für 2026 verfügbar sind – Stand heute nur Luca Marini (Castrol Honda) und Miguel Oliveira (Pramac Yamaha).
Toprak hat mit dem Titelgewinn 2024 und seinen zahlreichen Siegen und Podestplätzen eindrucksvoll gezeigt, was mit der M1000RR möglich ist. Die Fahrerkollegen nehmen aber auch wahr, dass bis auf Marco Melandri 2012 keinem anderen seit dem erstmaligen werksseitigen Einstieg von BMW in die Superbike-WM im Jahr 2009 auch nur Ähnliches gelang.
SPEEDWEEK.com konnte in Donington Park, wo die Superbike-WM an diesem Wochenende in die zweite Saisonhälfte geht, in Erfahrung bringen, mit welchen Fahrern es Gespräche gibt.
Mit Michael van der Mark, der seine fünfte Saison für den deutschen Hersteller fährt, könnte es weitergehen, wenn sich BMW für einen jüngeren Fahrer aus der Moto2-WM entscheidet. Kommt ein erfahrener Pilot an Bord, hat der 32-Jährige nicht die besten Karten. Dann geht BMW möglicherweise das Risiko ein und setzt auf zwei neue Racer.
Oliveira und Marini stellen für BMW derzeit keine Möglichkeit dar. Anders der Spanier Aron Canet, momentan Zweiter der Moto2-WM, mit dessen Management es Gespräche gibt.
Superbike-Rekordchampion Jonathan Rea (38) und der WM-Dritte Danilo Petrucci (34) sind ebenfalls im intensiven Austausch mit Blusch.
Das Problem für Rea: Er wünscht sich ein siegfähiges Motorrad und ist sich nicht sicher, ob die BMW für ihn ein solches ist. Der Vorteil von Petrucci: Er hat keinen Zeitdruck, weil er jederzeit wieder bei Barni Ducati unterschreiben und an der Seite von Yari Montella fahren kann.
Dass bei den Verhandlungen derzeit nichts vorwärts geht, hat bürokratische Hintergründe. BMW hat mit seinem Partnerteam Shaun Muir Racing (SMR) einen laufenden Vertrag für 2025 und 2026 – mit Option für 2027.
Im Vorstand von BMW gibt es aber bislang keinen positiven Beschluss, was das Engagement in der Superbike-WM über 2026 hinaus betrifft. Das bedeutet, dass derzeit weder die Option mit SMR gezogen noch einem Fahrer ein Vertrag für länger als die Saison 2026 angeboten werden kann. Spitzenfahrer wünschen sich aber grundsätzlich zwei Jahre.
Zu ähnlicher Zeit wie in Brünn der Grand Prix stattfindet, wird bei BMW der Vorstandsbeschluss erwartet. Erst dann können die Gespräche mit den Kandidaten für die Toprak-Nachfolge, und möglicherweise auch van der Mark, konkret werden.