KTM-Krise: MV Agusta steht vor dem Verkauf

Freudenberg und Dirk Geiger: Die Ehe ist gescheitert

Von Ivo Schützbach
Trotz schöner Erfolge hängt der Haussegen zwischen Dirk Geiger und dem Freudenberg-Team schief

Trotz schöner Erfolge hängt der Haussegen zwischen Dirk Geiger und dem Freudenberg-Team schief

Nach Platz 4 in der Supersport-300-WM 2023 möchte sich Dirk Geiger sportlich neu orientieren. Das Problem des Mannheimers: Er hat für nächstes Jahr einen gültigen Vertrag mit dem Freudenberg-Team.

Als Weltmeister Jeffrey Buis Ende November in Cartagena seinen zweiten Test mit der neuen KTM RC390R und dem Team Freudenberg absolvierte, war auch IDM-Pilot Phillip Tonn dabei. Manch einer wunderte sich, dass Dirk Geiger nicht fuhr, dieses Jahr immerhin WM-Vierter und mit dem Sieg in Imola, fünf Podestplätzen und zwei Pole-Positions sehr erfolgreich.

«Dirk sollte eigentlich für uns weiterfahren, wir sind uns aber noch nicht einig, wie das wird», sagte Teamchef Carsten Freudenberg im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Dirk will gerne IDM 600 für ein anderes Team fahren, ich habe aber einen Vertrag mit ihm für nächstes Jahr. Wir hatten einen Vertrag für 2023 mit Option für 2024, die ich in Portimao fristgerecht gezogen habe. Wir haben dieses Jahr investiert und uns Mühe gegeben, es hat auch nicht schlecht ausgesehen und Dirk hat gute Ergebnisse gebracht. Wir hätten auch Weltmeister werden können und waren sehr konkurrenzfähig. Deshalb wünschen wir uns, dass er weiterfährt, er möchte aber in die 600er-Abteilung wechseln.»

«Wir sind ein deutsches Team, ich brauche einen deutschen Fahrer und möchte diesen nach vorne bringen», betont Freudenberg. «Unser Anspruch ist, dass wir mit einem deutschen Fahrer vorne dabei sind. Dass Jeffrey Buis zu uns gekommen ist war eine wichtige Entscheidung, aber ich möchte mit Dirk weitermachen. Dann hätten wir zwei Topfahrer auf höchstem Niveau und könnten ganz vorne dabei sein. Dirk möchte aber aus dem Vertrag raus. Ich habe ihm ein Angebot gemacht, wie er aus dem Vertrag kommt, daran sind aber Bedingungen geknüpft. Der Vertrag ist wasserdicht und ich habe die Option rechtlich richtig eingereicht. Wenn er aus dem Vertrag will, müssen wir uns einigen. Von meiner Seite kann er weiterfahren. Ich will, dass er weiterfährt, er will aber in die 600er-Klasse wechseln.»

«Einigen» bedeutet in solchen Fällen für gewöhnlich die Zahlung einer Strafe, sofern dies im Vertrag entsprechend festgehalten ist. Weil es sich um einen laufenden Rechtsstreit handelt, möchte sich Dirk Geiger dazu nicht äußern. Außerdem unterliegen vertragliche Inhalte der Verschwiegenheitspflicht.

Einige Sachen fielen aufmerksamen Beobachtern während der vergangenen Saison aber auch so auf. Geiger sagte wiederholt, dass in der 300er-Klasse nicht der beste Fahrer gewinne, sondern derjenige, der in der letzten Runde am schlausten fährt. Auf dieses Glückspiel hat der 21-Jährige keine Lust mehr.

Zudem war zu spüren, dass nicht eben uneingeschränkte Harmonie zwischen Geiger und dem Team herrschte, weil es unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Abstimmung des Motorrads gab.

Im Team war zu hören, dass die sportlichen Wünsche von Geiger für 2024 respektiert würden, es gibt also wohl eine entsprechende mündliche Vereinbarung, ergänzend zur geschriebenen. Dem Vernehmen nach wurden weitere Dinge mündlich ausgemacht, die anscheinend unerfüllt blieben.

Geiger wird deshalb versuchen, seine Kündigung durchzusetzen. Außerdem gibt es genügend Beispiele – Marc Marquez ist der prominenteste Fall –, dass es sinnlos wäre, wenn ein Team seinen Fahrer zum Bleiben zwingen will.

Kommt es zwischen Freudenberg und Geiger zu einer Einigung und die Wege trennen sich, rückt voraussichtlich Phillip Tonn (18) nach, der sonst für das IDM-Team vorgesehen wäre.


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