Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Mercedes-Klon Racing Point: Kein Protest von McLaren

Von Mathias Brunner
​McLaren-Teamchef Andreas Seidl spricht vor dem ersten Training zum Österreich-GP auf dem Red Bull Ring über die seltsame Atmosphäre, das Tagesprogramm der Engländer und die McLaren-Gegner.

Die Formel-1-Fans atmen auf: Endlich kann auf dem Red Bull Ring die GP-Saison beginnen, unter strengsten Vorsichtsmassnahmen gegen Corona, die Rennanlage in der Steiermark ist abgeriegelt, aufs Gelände darf nur, wer dort zu arbeiten hat und belegen kann, dass er gesund ist. Auch für McLaren-Teamchef Andreas Seidl ist dieser Start in die Formel-1-WM natürlich ungewöhnlich, aber dem 44jährigen Passauer geht es wie Millionen von Fans – er kann es nicht erwarten, dass Rennwagen auf die Bahn hinausfahren.

In einem Gruppengespräch vor Beginn des ersten freien Trainings sagt er: «Wir sind am Mittwochmorgen mit dem Charter-Flugzeug angereist, dann wurden alle Team-Mitglieder getestet, am Montag zuvor war das schon in England passiert. Ich freue mich sagen zu dürfen, dass weiterhin alle gesund sind.»

«Wir gewöhnen uns noch immer an alle Massnahmen gegen Corona, auch wenn wir das alles im Werk geübt hatten. Wir arbeiten mit rund zwanzig Untergruppen. Sollte eine Person positiv auf Corona getestet werden, wird die komplette Untergruppe isoliert. Aber bislang gibt es keine Schwierigkeiten, der Donnerstag verlief reibungslos und ruhig.»

«Die Atmosphäre im Fahrerlager ist schon seltsam. Nicht nur, dass das Fahrerlager sehr leer wirkt. Schon die Anfahrt zur Strecke ist ganz anders – niemand auf Campingplätzen, keine Fans zu sehen, das ist alles merkwürdig. Aber der kraftvollste Eindruck ist, dass wir uns wahnsinnig darauf freuen, endlich auf die Bahn gehen zu können.»

«Wir befolgen die ganzen Vorschriften, was Abstandhalten und Masketragen angeht. Die Maske ist inzwischen ganz normal geworden, das ist ja nicht nur so hier auf dem Rennplatz, das gehört auch im täglichen Leben zuhause zum Strassenbild. Man merkt schon, wie sich die Menschen im Fahrerlager bewusst aus dem Weg gehen, alle sind sehr vorsichtig, weil niemand etwas falsch machen will. Und es fehlt natürlich ein Schwatz mit Kollegen und auch mit den Medien.»

Einige Rivalen knirschen noch immer mit den Zähnen, wenn sie den 2020er Renner von Racing Point anschauen, der wie eine Fotokopie des 2019er Weltmeister-Mercedes aussieht. Schon im März kursierte: Es könnte zu Protesten kommen. McLaren wird auf einen solchen Schritt verzichten, wie Andreas Seidl sagt: «Wir haben keinerlei Absicht, gegen Racing Point zu protestieren. Denn wir glauben, dass es dafür keine Grundlage gibt. Racing Point hat sich für diesen Schritt entschieden, und das Reglement erlaubt dafür genug Spielraum. Ich mag diesen Lösungsweg nicht, aber es ist nicht verboten, also warum soll ich mich darüber beklagen? Darüber hinaus investiere ich meine Energie lieber darauf, McLaren schneller zu machen.»

«Was die Technik angeht, so fahren wir den gleichen Renault-Motor, den wir in Australien hätten einsetzen sollen, es gibt also kein Update. Wir gewöhnen uns noch immer an das neue Normal. Die ganzen Massnahmen gegen Corona führen dazu, dass gewisse Arbeitsabläufe mehr Zeit in Anspruch nehmen, aber das haben wir auch so ins Arbeitsprogramm eingebettet.»

«Was die reine Arbeit mit dem Wagen an der Rennstrecke betrifft, so gehen wir wie gewohnt vor, also mit Detailarbeit an der Abstimmung und kurzen und längeren Läufen, um auch die Reifen auszuloten. Die grösste Herausforderung an diesem Trainingsfreitag besteht darin, sich den Pistenverhältnissen anzupassen, denn es könnten nochmals ein paar Regenschauer niedergehen, dann aber sollte es am Freitagnachmittag und auch am Samstag und Sonntag trocken bleiben. Es wird auch stetig wärmer. Das wird für unsere Jungs anstrengend, beim ständigen Tragen der Masken. Wir haben entsprechend Pausen eingebaut, damit sie durchatmen können. Aber nochmals – wir alle brennen darauf, endlich das machen zu können, was wir am meisten lieben. Wir wollen den Fans eine gute Show zeigen.»

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