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Ferrari: Spott und Hohn wegen Vettel-Trennung

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

​Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hat zu erklären versucht, wieso die Trennung von Sebastian Vettel vonnöten war. Für die seltsame Begründung gibt es Spott und Hohn von früheren Grand-Prix-Piloten.

Der grosse Aufreger vom Donnerstag am Red Bull Ring: Sebastian Vettel erklärte, es habe von Ferrari über 2020 hinaus nie ein Angebot gegeben, Teamchef Mattia Binotto habe ihn einfach angerufen und erklärt, Ferrari wolle künftig einen anderen Weg einschlagen.

Vettel sagte in Österreich: «In den letzten Monaten war für mich eigentlich klar gewesen, dass wir gemeinsam weitermachen wollen. Der Anruf war ein Schock, ich war überrascht. Wir hatten überhaupt keine Verhandlungen geführt, es gab nie ein Angebot, das auf dem Tisch lag, also gab es auch keinen Knackpunkt.»

In der angeblichen Verhandlungsphase war darüber spekuliert worden, dass Vettel eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen oder einen Einjahresvertrag akzeptieren müsse. Was gemäss Vettel alles nicht stimmt.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto versuchte dann, sich mit seltsamen Erklärungen aus der Affäre zu reden. «Sicherlich immer gesagt im Winter privat zu ihm und publik, dass er er unsere erste Wahl war, das kann ich bestätigen. Viele Fahrer haben uns im Winter gefragt, ob es eine Möglichkeit bei uns gibt, und das hat unsere Position nicht verändert, wir wollten mit Seb weitermachen. Doch seitdem hatten wir die Pandemie, die unsere ganze Welt, nicht nur den Motorsport und die Formel 1, verändert hat. Die Budget-Obergrenze wurde beschlossen und die Regeländerungen wurden um ein Jahr verschoben. Die ganze Situation änderte sich dadurch. Hinzu kam, dass die Saison nicht starten konnte, sodass Sebastian keine Gelegenheit hatte, uns zu zeigen, wie gross sein Wille ist, mit uns weiterzumachen. Das war natürlich unglücklich für ihn.»

Für diese fragwürdige Argumentation haben frühere Formel-1-Fahrer, die heute als GP-Experten verschiedener Fernsehsender arbeiten, nur Spott und Hohn übrig. So sagt Christian Danner von RTL: «Diese Trennung mit Corona zu verbinden, ist natürlich völliger Quatsch. Sie wollten einfach nicht mehr mit ihm arbeiten.»

Ex-Formel-1-Fahrer und DTM-Meister Paul di Resta erzählt bei den Kollegen von Sky: «Seb wird mir wohl nicht böse sein, wenn ich das erzähle, aber ich bin mit ihm zusammengesessen, und er hat mir erzählt, wie das Gespräch mit Binotto abgelaufen ist. Binotto habe ihm gesagt, der Vertrag könne wegen Covid-19 nicht verlängert werden. Seb hat dann gefragt: ‚Wieso nicht?’ Und Binotto habe geantwortet: ‘Weil dein Gehalt ziemlich hoch ist.’ Aber Sebastian hat dann zu mir gemeint, es könne gar nicht ums Geld gehen, weil er, Seb, ja letztlich gar kein Angebot erhalten habe.»

Der Schotte weiter: «Niemand zweifelt daran, dass Charles Leclerc ein Star der Zukunft ist. Aber im Team brauchst du einen, zu dem alle aufblicken können und der die Richtung vorgibt. Sebastian kann das, bei Leclerc hingegen bin ich mir nicht so sicher.»

Formel-1-Champion Nico Rosberg: «Ich kann mir einfach nicht erklären, warum Ferrari einen Vettel nicht mehr will. Er ist ein vierfacher Champion und einer der besten Piloten im Feld. Dahinter müssen andere Gründe stecken. Bei Sebastian werden wir in diesem Jahr richtig Feuerwerk sehen. Ich bin sehr gespannt auf das Team-interne Duell, denn Sebastian hat jetzt nichts mehr zu verlieren. Ob er dann wirklich zuhört, wenn die am Funk was sagen, werden wir dann sehen. In der Vergangenheit hat er ganz gerne mal nicht gemacht, was das Team verlangt hat.»

Formel-1-Weltmeister Jenson Button: «Das riecht für mich alles nach billiger Ausrede. Für mich sieht das eher so aus, dass Ferrari Vettel klargemacht hat – wir brauchen dich nicht mehr. Ich finde, Sebastian hätte als vierfacher Weltmeister, der für Ferrari viele Rennen gewonnen hat, ein wenig mehr Respekt verdient. Schaut euch doch an, wie wenige Grands Prix in all diesen Jahren seine Ferrari-Stallgefährten gewonnen haben.»

Der Engländer weiter: «Ich finde es merkwürdig, eine solche Entscheidung zu treffen, noch bevor eine Saison begonnen hat. Was soll das bringen? Das erzeugt doch nur eine angespannte Atmosphäre im Team, und es wird auch zur Situation führen, dass Vettel auf eine Stallorder pfeifen könnte. Wenn er beispielsweise im letzten Rennen vorne liegt und eine Anweisung erhält, wird er dann Platz machen? Sicher nicht.»

Ex-GP-Pilot und Le-Mans-Sieger Alex Wurz im ORF: «Vielleicht geht es um etwas ganz Anderes als ums Geld. Man hätte wenigstens mit Sebastian sprechen können, im Sinne von: ‘Okay, die wirtschaftliche Situation hat sich verändert, wärst du bereit, dein Gehalt anzupassen?’ Ich finde schon, dass man über so etwas hätte reden müssen.»

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