Protest gegen Mercedes abgewiesen, DAS bleibt

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton auf dem Red Bull Ring

Lewis Hamilton auf dem Red Bull Ring

​Das geniale Lenksystem DAS (dual axis steering) bleibt im Mercedes: Die Rennkommissare konnten sich der Argumentation von Red Bull Racing nicht anschliessen, die in Österreich protestiert hatten.

Seit Mercedes-Benz den einfallsreichen Kniff namens «dual axis steering», kurz DAS, bei den Wintertests 2020 auf die Bahn gebracht war, köchelte vor sich hin, dass die Rivalen früher oder später protestieren würden. Die Gegner von Mercedes wollten geklärt wissen, ob die aktive Spurverstellung auch wirklich dem Reglement entspricht. Viele Gegner murrten nur bei abgestellten Tonbändern, immerhin hatte Red Bull Racing letztlich den Schneid, in Österreich offiziell Protest einzulegen.

Das Hauptargument von RBR: Gemäss Artikel 3.8 darf sich die Aerodynamik eines Formel-1-Autos in der Fahrt nicht verändern. Eine Veränderung der Spur jedoch führt durchaus zu einer anderen Strömung ums Auto herum. Ebenfalls nicht geändert werden darf im Fahrbetrieb die Aufhängung. RBR ist der Meinung, eine Veränderung der Spur betreffe das Aufhängungssystem, Mercedes sagt, DAS sei Teil der Lenkung. Ein fundamentaler Unterschied.

Was den Protest auf schwache Beine stellte: Die Techniker von Mercedes-Benz standen von Anfang an in engem Kontakt mit den Fachleuten der FIA, als DAS entwickelt wurde. Ein erster Entwurf wurde abgelehnt, Mercedes besserte nach. Aus der Technikabteilung des Autosport-Weltverbands gab es schliesslich für DAS grünes Licht.

Die FIA-Kommissare kommen zum Urteil: DAS ist legal, DAS bleibt. Knackpunkt – der Trick wird als Teil der Lenkung eingestuft. 

Für Red Bull Racing argumentierten Technikchef Adrian Newey, der leitende Ingenieur Paul Monaghan und Team-Manager Jonathan Wheatley; ihr Hauptargument – DAS sei Teil der Aufhängung. Damit wäre es wie oben beschrieben angreifbar. Sie waren der Ansicht, DAS helfe nicht dabei, den Wagen um eine Kurve zu bringen, werde ja nur auf den Geraden verwendet. Zudem würden TV-Bilder zeigen, dass DAS vorwiegend auf Aufwärmrunden verwendet werde. Was auf das Ziel hinweist, das System werde primär für die bessere Reifenaufwärmung verwendet.

Weltmeister Mercedes wurde vertreten durch James Allison als Technikchef, Team-Manager Ron Meadows sowie die beiden Ingenieure John Owen und Andrew Shovlin. Die Rennkommissare finden – wenn DAS Auswirkungen auf die Spurstange habe, dann werde das System dadurch noch nicht zum Bestandteil der Aufhängung. Denn alle Bewegungen der Räder würden weiterhin über das Lenkrad vollführt. Hätten Hamilton und Bottas DAS etwa über einen Hebel betägigt, wäre es illegal gewesen. Und tatsächlich musste Mercedes erste Vorschläge für ein DAS im Dialog mit den FIA-Technikern nachbessern.

Was nun?

Einzig ein Top-Team wie Red Bull Racing oder Ferrari hätte die Ressourcen, um ein DAS von Mercedes nachzubauen. Bei einem Mittelfeldrennstall stimmen Aufwand und Ertrag nicht. Über die Saison 2020 hinaus ist dieser Lenkkniff ohnehin verboten. Für RBR, Mercedes und Ferrari hingegen geht es um den Titel.

Wird es erneut einen Protest geben? Rein theoretisch ist das möglich. Denn das Urteil von Red Bull Ring entspricht der Einschätzung der Rennkommisare Gerd Ennser, Felix Holter (beide Deutschland), Tonio Liuzzi (Italien) und Walter Jobst (Österreich). Red Bull Racing könnte gegen dieses Urteil Berufung einlegen, womit der Fall letztlich vor dem Internationalen Berufungsgericht landen würde.

RBR-Teamchef Christian Horner sagt aber: «Wir wollen von der FIA einfach Klarheit darüber, was in diesem Bereich erlaubt ist.»

Toto Wolff am Freitagnachmittag: «Ich kann die Position von Christian verstehen. Kontroverse Ansichten um innovative Lösungen sind Teil der Formel 1 und für jemanden, der so etwas entwickelt, auch immer ein gewisses Restrisiko. Wir sind am ersten Rennwochenende, und es ist nur fair, wenn ein Wettbewerber die FIA um Klarheit bittet. Auf der anderen Seite war es mir wichtig, dass wir darüber keine Riesendiskussion nach dem Rennen haben würden.»

Christian Horner: «Das System ist clever, Hut ab. Aber die fundamentale Frage seit Februar für uns war – ist das wirklich buchstabengetreu, was das Reglement angeht, oder befinden wir uns hier in einer Grauzone? Für uns geht es darum, wie sich die Saison entwickeln wird, also war es uns wichtig, in diesem Punkt Klarheit zu schaffen.»

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