Lewis Hamilton: «Einfach? Es ist nie einfach!»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und seine Truppe

Lewis Hamilton und seine Truppe

​Viele Formel-1-Fans glauben: Die Siege und WM-Titel fliegen Lewis Hamilton nur so zu. Die Wahrheit ist: Hinter den gewaltigen Erfolgen des Engländers steht unermüdliche Arbeit, Tag und Nacht.

Das hören wir immer wieder, wenn wir von den tollen Erfolgen von Lewis Hamilton sprechen, wie inzwischen 94 Siege und sieben WM-Titel: «Kein Wunder, er sitzt ja im besten Auto.» Teamchef Toto Wolff ist genervt von solchen Sprüchen. Der Wiener sagt: «Es war im Motorsport oft so, dass es die besten Fahrer geschafft haben, sich in die besten Autos zu bringen. Wir kennen jedoch auch den umgekehrten Fall – dass ein Pilot eben die falsche Entscheidung trifft und sich auf diese Weise die Chancen auf Siege vermasselt.»

«Ich lasse die Meinung einfach nicht zu, dass Lewis nur deshalb so regelmässig triumphiert, weil er es im besten Auto angeblich so leicht habe. Wer so etwas als Formel-1-Fahrer behauptet, der sollte sich mal Gedanken darüber machen, wieso nicht er in einem Mercedes sitzt.»

Für Jacques Villeneuve, selber Formel-1-Champion, lässt sich das angebliche Argument gegen Hamilton ganz schnell entkräften. «Ich bin durchaus einverstanden – Lewis fährt das beste Auto. Aber sitzt Valtteri Bottas nicht ebenfalls im besten Fahrzeug? Und wer gewinnt denn all diese Rennen? Wer wird ständig Weltmeister? Eben.»

Und was sagt Lewis Hamilton selber? Im Rahmen eines ausführlichen Gespräches mit der offiziellen Formel-1-Seite sagt der Brite meinem Kollegen Lawrence Barretto: «Einfach? Es ist nie einfach. Die Leute finden vielleicht, dass alles leicht aussieht, aber das ist es niemals. Es hat sehr, sehr lange gedauert, auf jenes Niveau zu gelangen, auf dem ich heute fahre. Das Talent schlummerte immer in mir. Aber ich wusste nicht immer das Beste damit zu machen. Es kommt mir vor wie eine grosse Werkzeugkiste – alles war da, aber ich habe nicht immer das beste Werkzeug gewählt.»

Eines der Erfolgsgeheimnisse des Unersättlichen: Er hinterfragt sich immer wieder. «Jedes Jahr setze ich mich hin und schreibe eine Liste mit Punkten, in welchen ich zu wenig gut bin, und davon gibt es eine ganze Menge. Und dann suche ich nach Mitteln und Wegen, um dort zuzulegen. Ich bin nicht immer der tollste Kommunikator, also frage ich mich: Wie kann ich mit meinem Renningenieur Bono und den Jungs besser kommunizieren? Wie schaffe ich es, mit einer positiven Ausstrahlung daherzukommen und die Menschen zu inspirieren, statt sie runterzuziehen? Wie verstehe ich all diese Knöpfe am Lenkrad besser?»

«Vieles läuft auf reines Studium hinaus. Ich habe in diesem Jahr mehr gebüffelt als 2019. Als ich jünger war, kam ich einfach zu einer Rennstrecke, bin eingestiegen und gefahren. Heute bewältige ich eine stattliche Menge Hausaufgaben, und das ist einer der Gründe für die guten Ergebnisse.»

Gleichzeitig bleibt Hamilton immer der vorbildliche Mannschaftsspieler. Während einer Auslaufrunde oder im ersten Interview nach einem Einsatz vergisst er nie, sein Team zu loben. Lewis sagt: «Zu wissen, wie viele Menschen hinter mir stehen, das stimmt mich demütig. Ich könnte das ohne sie nicht schaffen. Jeder von ihnen gibt alles, ob es nun eine Putzfrau ist oder ein Aerodynamiker. Ich sehe mich als Teil einer gewaltigen Kette, und wenn ein Kettenglied brüchig wird, dann hält die ganze Kette nicht. Ich bin unendlich stolz auf all diese Menschen.»

Türkei-GP, Istanbul

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:42:19,313 h
2. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +31,633 sec
3. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +31,960
4. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +33,858
5. Carlos Sainz (E), McLaren, +34,363
6. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +44,873
7. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +46,484
8. Lando Norris (GB), McLaren, +1:01,259 min
9. Lance Stroll (CDN), Racing Point, +1:12,353
10. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +1:35,460
11. Esteban Ocon (F), Renault, +1 Runde
12. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +1 Runde
14. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1 Runde
13. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, +1 Runde
15. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +1 Runde
16. George Russell (GB), Williams, +1 Runde
Out
Kevin Magnussen (DK), Haas, Aufgabe
Romain Grosjean (F), Haas, Schäden nach Kollision mit Latifi
Nicholas Latifi (CDN), Williams, Schäden nach Kollision mit Grosjean
Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, Getriebedefekt

WM-Stand nach 14 von 17 Rennen

Fahrer
1. Hamilton 307 Punkte
2. Bottas 197
3. Verstappen 170
4. Pérez 100
5. Leclerc 97
6. Ricciardo 96
7. Sainz 75
8. Norris 74
9. Albon 70
10. Gasly 63
11. Stroll 59
12. Ocon 40
13. Vettel 33
14. Kvyat 26
15. Nico Hülkenberg (D) 10
16. Räikkönen 4
17. Giovinazzi 4
18. Grosjean 2
19. Magnussen 1
20. Latifi 0
21. Russell 0

Marken
1. Mercedes 504
2. Red Bull Racing 240
3. Racing Point 154
4. McLaren 149
5. Renault 136
6. Ferrari 130
7. AlphaTauri 89
8. Alfa Romeo 8
9. Haas 3
10. Williams 0


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