Vor 30 Jahren: Jörg Müller gewinnt in Monaco!

Kolumne von Rainer Braun
Jörg Müller und Teamchef Malte Bongers

Jörg Müller und Teamchef Malte Bongers

​Vor 30 Jahren schaffte der junge Jörg Müller etwas überaus Bemerkenswertes: Als erster Deutscher eroberte er den Sieg im prestigeträchtigen Formel-3-Grand Prix von Monaco.

In diesen Tagen kommen Erinnerungen an einen historischen Sieg beim Formel 3-Grand Prix in Monaco zurück. Vor 30 Jahren kam damals die Zielankunft einer Erlösung gleich. Erstmals in der Geschichte dieses prestigeträchtigen Rennens hatte 1991 mit Jörg Müller ein Formel-3-Pilot aus Deutschland gewonnen. Und um den Triumph gleich komplett zu machen, fuhr Klaus Panchyrz mit knappem Rückstand auf Rang 2 und sicherte damit sogar einen deutschen Doppelsieg! Obendrein konnte sich Volkswagen Motorsport in Hannover über einen Doppelerfolg seiner Triebwerke freuen.

Was Ellen Lohr ein Jahr zuvor schon fast geschafft hätte (Platz 2 hinter Laurent Aiello 1990), erledigten die Herren Müller und Panchyrz jetzt gleich im Doppelpack.

Müller fuhr damals gerade sein zweites Jahr im F3-Förderprogramm der ONS (heute DMSB), Panchyrz stand als Halbprofi in Diensten von Bertram Schäfer und dessen VW-F3-Werksteam. Freude und Stolz waren hierzulande groß, als die Nachricht über die Agenturen in den Redaktionen und beim Triebwerks-Ausrüster VW eintraf. Kaum eine Tageszeitung hatte die Meldung montags nicht im Blatt.

Für Müller war es nach unbefangen-fröhlichen Jahren in der Formel Ford und einer eher holprigen ersten Saison 1990 im ONS F3-Förderprogramm der große Befreiungsschlag.

Im Auftrag der ONS haben der Kollege Michael Bernard und ich den stets zu Späßen und Blödsinn aufgelegten Jörg M. damals in den beiden Jahren des Förderprogramms betreut.

Als Nachfolger des ONS-F3-Förderschülers Michael Schumacher hatte er es nicht gerade leicht in der hart umkämpften Formel-Kategorie.

Jörg hatte die Gabe, Erfolge wie Niederlagen und Missgeschicke gleichermaßen locker und gut gelaunt wegzustecken, was ihm sowohl bei der Fachpresse als auch im Lager der Konkurrenten viel Sympathie einbrachte.

Selbst als er mal bei einem DM-Lauf auf dem Flugplatz in Diepholz ohne Not in Führung liegend sein Auto rausfeuerte, war er noch zu Scherzen aufgelegt, So antwortete er während der 3sat-Live-Übertragung mit spitzbübischen Lächeln auf die Frage von ZDF-Frau Christa Haas, wie das denn in unbedrängter Führungsposition hat passieren können: «War das nicht ein geiler Abflug?»

Frau Haas und Jörgs Teamchef Malte Bongers rangen nach Worten, der TV-Zuschauer schlug sich vor Freude auf die Schenkel.

Übrigens trugen sich noch drei weitere deutsche Formel-3-Kämpfer nach dem historischen 1991er-Doppelsieg in die Monaco-Siegerlisten ein.

Ein Jahr nach Müller gewann Marco Werner im Ralt-Opel des Teams GM, und 1996 sowie 1997 feierte das F3-Opel-Werksteam von Bertram Schäfer mit Marcel Tiemann und Nick Heidfeld weitere Siege.

Das war’s dann aber auch fast schon mit der deutschen Formel-3- Erfolgsgeschichte in Monaco – lediglich Adrian Sutil (Team ASM, Dallara-Mercedes) konnte 2005 nochmal einen zweiten Rang samt schnellster Runde hinter Sieger Lewis Hamilton verbuchen. Danach wurde die Formel 3 im Rahmenprogramm von Monaco durch andere Formel-Rennserien ersetzt.

Formel 3 in Monaco: Das Goldene Buch

1964 Jackie Stewart (GB)
1965 Peter Revson (USA)
1966 Jean-Pierre Beltoise (F)
1967 Henri Pescarolo (F)
1968 Jean-Pierre Jaussaud (F)
1969 Ronnie Peterson (S)
1970 Tony Trimmer (GB)
1971 Dave Walker (AUS)
1972 Patrick Depailler (F)
1973 Jacques Laffite (F)
1974 Tom Pryce (GB)
1975 Renzo Zorzi (I)
1976 Bruno Giacomelli (I)
1977 Didier Pironi (F)
1978 Elio de Angelis (I)
1979 Alain Prost (F)
1980 Mauro Baldi (I)
1981 Alain Ferté (F)
1982 Alain Ferté (F)
1983 Michel Ferté (F)
1984 Ivan Capelli (I)
1985 Pierre-Henri Raphanel (F)
1986 Yannick Dalmas (F)
1987 Didier Artzet (F)
1988 Enrico Bertaggia (I)
1989 Antonio Tamburini (I)
1990 Lauren Aiello (F)
1991 Jörg Müller (D)
1992 Marco Werner (D)
1993 Gianantonio Pacchioni (I)
1994 Giancarlo Fisichella (I)
1995 Gianantonio Pacchioni (I)
1996 Marcel Tiemann (D)
1997 Nick Heidfeld (D)
2005 Lewis Hamilton (GB)



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