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Kimi Räikkönen: «Lieber Red Bull Racing als Champion»

Von Mathias Brunner
Formel-1-Weltmeister Kimi Räikkönen geht in sein 350. und letztes GP-Wochenende. Typisch Kimi, dass er dem ganzen Rummel um seine Person eher distanziert-amüsiert gegenübersteht, auch in Abu Dhabi.

In all den Jahren gab es immer zwei Kimi Räikkönen: Zum Einen den Rennfahrer als öffentliche Person, den «Iceman», der knappe Antworten nuschelt, die längst Kult geworden sind.

Und dann gibt es den anderen Kimi Räikkönen, den im kleinen Kreis seiner Rennmannschaft oder privat, einen Kimi, den die Öffentlichkeit viel zu selten erlebt hat, einen Räikkönen mit viel Sinn für Humor und einer emotionalen Seite.

Die kam vor kurzem beim Abschied im Sauber-Rennwagenwerk von Hinwil zum Vorschein, als hunderte Mitarbeiter Spalier standen und Applaus spendeten. Kimi Räikkönen schritt mit Frau und Kid durch die Menschen und hatte feuchte Augen.

Aber bei Medienterminen ist Kimi wieder ganz «Iceman», seine ganze Körpersprache sagt auch am Yas Marina Circuit – ich will überhaupt nicht hier sein.

Räikkönen hat mir einmal gesagt: «Dieses ganze Tamtam, das Drumherum der Formel 1, auf das hätte ich all diese Jahr gerne verzichtet. Schön an meinem Beruf waren immer das Fahren, der Kampf Mann gegen Mann, die Arbeit mit meinem Team – aber sicher nicht in Pressekonferenzen zu hocken.»

Alfa Romeo an die Rückwand der Formel-1-Box die wichtigsten Statistiken von Kimi auf: Weltmeister 2007, 349 Rennen, 21 Siege, 18 Pole-Positions. Aber dort steht auch – durchschnittliche Zeit im Interview-Bereich nach dem Rennen: 45 Sekunden.

Und so war auch bei der letzten offiziellen FIA-Pressekonferenz nicht damit zu rechnen, dass aus Kimi auf einmal eine Plaudertasche wird. Räikkönen blieb einsilbig wie immer.

«Ich fühle mich gut.»

«Ich freue mich aufs Rennen.»

«Hoffentlich haben wir guten Speed.»

«Ich glaube nicht, dass ich am Sonntag emotional werde.»

Was wird Kimi vermissen? Da wird Kimi auf einmal gesprächiger: «Ich habe in diesem Sport viele gute Menschen getroffen, einige davon sind Freunde fürs Leben geworden. Leider ist der Rennplatz kein Ort, um viel Zeit miteinander zu verbringen. Ich werde den Sport vermissen. Ich habe mein halbes Leben in der Formel 1 verbracht, ich bin mir heute noch nicht sicher, ob das etwas Gutes ist oder nicht.»

Welches war das härteste Rennen in all den Jahren? Kimi: «In der Regel jene bei feucht-heissem Wetter, wie Malaysia oder Singapur. Aber hart waren viele Grands Prix, aus ganz unterschiedlichen Gründen.»

Wen sieht Kimi als kommenden Weltmeister? «Wer immer nach dem Rennen am meisten Punkte hat. Aber wenn ich wählen könnte, dann wäre ich für Red Bull Racing – weil es mal etwas Anderes wäre.»

Der «Iceman» beteuert, dass er keine Pläne habe, in einer anderen Rennserie zu fahren: «Es ist absolut nichts geplant. Wenn ich etwas fahren will, dann muss es sinnvoll sein und Spass machen. Aber ich lasse das alles auf mich zukommen.»

Alfa Romeo verabschiedet sich mit einer Sonderlackierung auf der Motorabdeckung: Kimi, wir lassen dich jetzt in Ruhe. Eine Anspielung natürlich an den legendären Funkspruch von Kimi, als sein damaliger Lotus-Ingenieur den Finnen in Abu Dhabi 2012 bat, auf seine Reifen zu achten. Kimi schnaubte zurück: «Lass mich in Ruhe, ich weiss schon, was ich mache.»

Kimi hat seine Familie nach Abu Dhabi gebracht. Sind sich die Kinder der Bedeutung des kommenden Sonntags bewusst? Räikkönen schmunzelt: «Nein, sie freuen sich einfach, dass sie im warmen Sand spielen können.»


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