Andrea Stella: Böser Verdacht gegen Max Verstappen

McLaren-Teamchef Andrea Stella
Während sich Lando Norris im Grossbritannien-GP den Traum vom Heimsieg erfüllte, gab es eine sehr bittere Pille für seinen McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri. Denn dieser war auf dem Weg, den zwölften GP des Jahres für sich zu entscheiden, als der Regen kam. Deshalb entschied sich die Rennleitung, das Safety-Car auf die Bahn zu schicken, und der stattliche Vorsprung, den der Australier nach seinem frühen Überholmanöver an Polesetter Max Verstappen herausgefahren hatte, schrumpfte wieder auf wenige Zehntel.
Kurz nach dem Restart musste Bernd Mayländer erneut auf die Bahn – diesmal weil sich Isack Hadjar und Kimi Antonelli in die Quere gekommen waren. Piastri stieg vor dem Restart auf die Bremse – und überraschte damit seinen Verfolger aus dem Red Bull Racing Team, der ausweichen musste. Die Regelhüter sahen sich das Bremsmanöver des 24-Jährigen an und entschieden, ihm eine 10-sec-Strafe und zwei Strafpunkte dafür aufzubrummen. Damit musste er den Sieg seinem Teamkollegen überlassen.
Die Rennkommissare verwiesen auf die Daten, die ein klares Bild zeichneten: Piastri reduzierte den Speed auf den Geraden zwischen den Kurven 14 und 15 von 2018 auf 52 km/h, der Bremsdruck betrug 59,2 PSI. Dennoch war der WM-Leader überzeugt, zu hart bestraft worden zu sein. Auch Teamchef Andrea Stella sprach von einer harten Strafe. Und dabei äusserte er einen überraschenden Verdacht gegen Max Verstappen.
«Ich habe mir die Daten und das Video noch einmal angesehen, und ich muss sagen, dass die Strafe immer noch sehr hart erscheint», erklärte der Italiener. «Es gibt einige Faktoren, die die Rennkommissare unserer Meinung nach hätten berücksichtigen sollen. Zunächst einmal wurde das Safety-Car sehr spät von der Strecke gerufen, deshalb blieb dem Leader und auch allen anderen Piloten nicht viel Zeit, um die Reifen und Bremsen für den Restart wieder auf Temperatur zu bringen. Die 50 PSI Bremsdruck sind normal beim Bremsen und Beschleunigen während einer Safety-Car-Phase.»
Danach betonte der Ingenieur: «Wir müssen auch sehen, ob andere Konkurrenten die Situation schlimmer haben aussehen lassen, als sie ist, denn wir wissen, dass einige Gegner in der Lage sind, Dinge so erscheinen zu lassen, als hätten andere schwere Verstösse gegen die Regeln begangen, auch wenn das nicht der Fall ist.» Auf Deutsch heisst das: Verstappen habe die Situation ausgenutzt, um Piastri böse dastehen zu lassen.
Sowohl die Regelhüter als auch die Red Bull Racing-Teamführung sah das natürlich ganz anders. Dass Piastris Bremsmanöver übertrieben hart war, und der McLaren-Pilot somit eine gefährliche Situation geschaffen hatte, bedurfte keiner grossen Diskussion bei den Stewards, die die Strafe gegen Piastri innerhalb von zwei Rennrunden aussprachen.
Der Ärger bei McLaren war nicht zuletzt auch gross, weil zwei Rennen zuvor in Montreal eine ähnliche Szene zu keiner Strafe geführt hatte. Auf dem Circuit Gilles Villeneuve war es George Russell, der als Führender hart bremste, sodass Verstappen ausweichen musste. Allerdings fand diese Szene auf trockener Piste statt, und beim Mercedes-Piloten wurden auch nur 30 PSI Bremsdruck gemessen – er bremste also halb so hart wie Piastri in Silverstone.
Grossbritannien-GP, Silverstone
01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:37:15,735 h
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +6,812 sec
03. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +34,742
04. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +39,812
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +56,781
06. Pierre Gasly (F), Alpine, +59,857
07. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:00,603 min
08. Alex Albon (T), Williams, +1:04,135
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:05,858
10. George Russell (GB), Mercedes, +1:10,674
11. Oliver Bearman (GB), Haas, +1:12,095
12. Carlos Sainz (E), Williams, +1:16,592
13. Esteban Ocon (F), Haas, +1:17,301
14. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +1:24,477
15. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +1 Runde
Out
Kimi Antonelli (I), Mercedes, Unfallschäden
Isack Hadjar (F), Racing Bulls, Kollision mit Antonelli
Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, Dreher
Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, Kollision mit Ocon
Franco Colapinto (RA), Alpine, Motorproblem
WM-Stand (nach 12 von 24 Grands Prix und 2 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Piastri 234 Punkte
02. Norris 226
03. Verstappen 165
04. Russell 147
05. Leclerc 119
06. Hamilton 103
07. Antonelli 63
08. Albon 46
09. Hülkenberg 37
10. Ocon 23
11. Hadjar 21
12. Stroll 20
13. Gasly 19
14. Alonso 16
15. Sainz 13
16. Lawson 12
17. Tsunoda 10
18. Bearman 6
19. Bortoleto 4
20. Colapinto 0
21. Doohan 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 460 Punkte
02. Ferrari 222
03. Mercedes 210
04. Red Bull Racing 172
05. Williams 59
06. Sauber 41
07. Racing Bulls 36
08. Aston Martin 36
09. Haas 29
10. Alpine 19