Berger ärgert Senna: Fliegender Koffer und Porno-Pass

Gerhard Berger kam mit Ayrton Senna sehr gut aus – und spielte dem Brasilianer auch einige Streiche
In einer Spezialausgabe der TV-Sendung «Sport und Talk aus dem Hangar-7» auf dem Gelände des «Stanglwirt» in Going bei Kitzbühel wurde bei ServusTV am Montagabend zwei Stunden lang über die Formel 1 in allen Facetten diskutiert. In der Gästerunde waren Gerhard Berger, Mathias Lauda, Franz Tost und Hans-Joachim Stuck.
Neben den sportlichen Entwicklungen und Tendenzen ging es auch um legendäre Zwischenfälle und Streiche aus dem Fahrerlager. Besonders Gerhard Berger konnte da von zwei sehr frechen Aktionen erzählen – beide Male war sein damaliger Teamkollege und Kumpel Ayrton Senna betroffen. Berger schickte dazu voraus: «Ayrton und ich hatten ein sehr gutes Verhältnis. Wir haben auch immer alles abgesprochen, was da so in den Verträgen steht und was so läuft.»
Bei Senna zog sich dann die Vertragsverlängerung bei McLaren länger als gewünscht hin. Berger erinnert sich: «Es ging bei Ayrton ums Geld, er hat das auch immer wieder erzählt. Es hat sich hingezogen. Jede Woche hat er mir die gleiche Geschichte erzählt. Es ging immer um seinen Aktenkoffer. Dann in Monza – vor dem Hotel – hat er mir den Koffer gezeigt und gesagt, alles sei erledigt, der Vertrag ist unterschrieben. Ich dachte mir: Endlich muss ich mir die Story nicht mehr anhören.»
Beim Flug vom Hotel in Monza an die Rennstrecke fasste Berger den Entschluss: «Ich saß im Helikopter hinten, gemeinsam mit der Ehefrau von Ron Dennis. Ayrton ist vorne mit dem Piloten eingestiegen. Er steigt also vorne ein und schiebt mir den Koffer nach hinten zu meinen Beinen.»
Kurz vor der Landung folgte Bergers Aktion: «Wir fliegen so dahin und ich schaue so auf die Strecke runter. Ich mach die Tür auf, hau den Aktenkoffer raus und hau die Tür wieder zu. Dann sind wir gelandet. Ayrton geht nach hinten, aber der Aktenkoffer war nicht da. Er konnte es zunächst nicht glauben. Ein Marshal hatte aber scheinbar gesehen, dass da der Hubschrauber fliegt und was runterfällt aus dem Himmel. Er ist hin und ist dann von weit hergelaufen mit dem Aktenkoffer in den Händen. Er hat den Koffer dann zum Helikopter gebracht. Ayrton saß da und schaute in den Heli rein und dann sah er den Marshal von weit her laufen mit dem Koffer – da hat es dann auch bei Ayrton auf einmal klick gemacht.»
Ein weiterer Streich Bergers war die sehr plumpe «Präparierung» der Reisepapiere von Ayrton Senna. Senna hat damals auch einen Diplomatenausweis. Berger: «Wir haben im selben Motorhome gewohnt und da lag sein offener Aktenkoffer. Irgendwann war mir langweilig. Ich habe die zwei Pässe rausgenommen, als er nicht da war. Ich habe dann die Seite mit dem Foto jeweils rausgerissen und von einem Porno-Magazin eine Seite reingelegt in jeden Pass und ihn wieder zugeklappt.“
Der Eingriff blieb zunächst unentdeckt. Berger: «Wir sind vom Grand Prix abgereist - Ayrton ist heim nach Brasilien. Ich hatte die Sache schon fast vergessen. Dann hat er mich aber am Montag angerufen und gesagt: Du bist so ein Idiot! Die wollten mich in Argentinien einsperren, weil sie den Pass gesehen haben, ich hatte ihn einfach hingelegt.»
Zwischen Senna und Alain Prost gab es damals eine erbitterte Feindschaft nach dem Suzuka-Clash. Im Winter ruhte die Story dann bis zum nächste Saisonstart – die Geschichte von den verunstalteten Reisepässen stand aber in einigen Medien.
Berger weiß: «Ayrton hat dem einen oder anderen Journalisten davon erzählt. Und dann läutete es plötzlich und die Polizei war bei mir vor der Tür – Polizeistation Wörgl. Ich dachte, ich wäre zu schnell gefahren. Es hat geheißen, es sei ein Verfahren eingeleitet bei der Staatsanwaltschaft – ich hätte einen Pass zerstört. Ich sagte, ich lebe doch in Monaco – Ayrton ist Brasilianer. Irgendwann hab ich gesagt, ich wars nicht. Dann fragte mich der Polizist genervt, wer es denn gewesen sei. Ich antwortete: Alain Prost! Ich hoffe, es ist verjährt.»