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Stefan Pierer/KTM: «Espargaró will Márquez schlagen»

Von Günther Wiesinger
Jerez-GP 2019: Pit Beirer (li.) und Stefan Pierer

Jerez-GP 2019: Pit Beirer (li.) und Stefan Pierer

Red Bull-KTM musste Ende Mai zur Kenntnis nehmen, dass Pol Espargaró zu Repsol-Honda wechselt. Firmenchef Stefan Pierer äußert sich erstmals zum Abgang des Spaniers, zu Dovizioso und Petrucci.

KTM beginnt heute mit der letzten Generalprobe beim Mittwoch-Test auf der Circuito de Jerez – Ángel Nieto endlich die vierte Saison in der MotoGP-Weltmeisterschaft. Aushängeschild Pol Espargaró wechselt zu Repsol-Honda, er wurde inzwischen für 2021 durch den WM-Sechsten Danilo Petrucci ersetzt. Nach dem Reinfall mit Johann Zarco tritt das Red Bull KTM Factory-Team mit dem WM-Elften Pol Espargaró und Moto2-Vizeweltmeister Brad Binder an, bei Red Bull KTM-Tech3 sind Miguel Oliveira (2019 schon Platz 8 in Spielberg) und Rookie Iker Lecuona (20) dabei.

Stefan Pierer, Vorstandsvorsitzender der Pierer Mobility AG (KTM, Husqvarna Motorcycles, GasGas und E-Bicycles-Hersteller Pexco) wird am Freitag zum ersten Motorrad-GP der Geschichte ohne Zuschauer in Jerez reisen. Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com äußerte sich Pierer erstmals zum Abgang von Espargaró, zu den Kontakten mit Andrea Dovizioso und der Verpflichtung von Petrucci.

Stefan, du hast im November erwähnt, KTM plane für 2021 keine MotoGP-Fahrerwechsel. Ende Mai hat sich abgezeichnet, dass Pol Espargaró zu Honda geht. Wir sehr überrascht warst du, als sich Teamleader Pol Espargaró mit HRC geeinigt hat?

Ja, im ersten Moment war ich überrascht. Aber wir haben so viele Jahre lang gemeinsam Dinge bewegt, und wir mögen uns. Deshalb wollen wir Pols Jugendtraum nicht im Weg stehen. Er will Marc Márquez schlagen. Das ist das, was ihn antreibt. Das war mir bisher nicht so bewusst.

Wenn er das auf demselben Bike versucht, finde ich das okay.
Ob sich Pol da überschätzt, kann ich nicht beurteilen. Aber er hat aus der Vergangenheit irgendwie noch eine Rechnung mit Márquez offen.

Die Rivalität rührt zum Beispiel aus der 125er-WM 2010, als die beiden das ganze Jahr um den Titel stritten. Pol Espargaró gewann damals drei Rennen und holte neun weitere Podestplätze. Er war der große Herausforderer von Márquez. Er hat dann ein Jahr nach Marc 2013 die Moto2-WM gewonnen.

Ich habe diese Rivalität zwischen Plol und Márquez bisher nie so wahrgenommen. Ich mag Pol wahnsinnig gern, umgekehrt ist es ähnlich. Deshalb stehe ich seinen Plänen nicht im Weg. Deshalb habe ich gesagt «selbstverständlich», als er um die Trennung zum Saisonende gebeten hat.

Wir werden weiterhin beste Freunde sein. Ich wünsche ihm alles Gute.

Honda brauchte einen zweiten Top-Fahrer, denn Marc Márquez kann nicht ewig im Alleingang die Fahrer-WM, Marken-WM und Team-WM gewinnen. Die Gegner werden immer stärker.

Es gibt eine interessante Facette. Mir ist erst nachher zugetragen worden, dass Honda gezielt versucht hat, Pol herauszuholen.
Márquez mit Pol Espargaró, das ist keine uninteressante Konstellation für die nächsten zwei Jahre. Aber ich glaube, dass ihn Márquez ziemlich aufarbeiten wird. Das ist meine Einschätzung.

KTM brauchte dringend einen würdigen Nachfolger für Pol Espargaró. Da kam vorübergehend Dovizioso ins Gespräch, der aber mit seiner 4-Millionen-Euro-Gage nicht ins KTM-Budget passte? Außerdem hast du einmal gesagt: «Wenn ich Márquez hole, werden alle Siege ihm als Fahrer zugeschrieben. Wenn er verliert, ist mein Motorrad schuld.» Galt das auch bei Dovi?

Natürlich ist Dovi ein Fahrer, der schon etwas geleistet hat, aber nicht in dem Ausmaß von Márquez.

Dovi ist ein exzellenter Fahrer. Er hätte gut zu KTM gepasst.

Aber es ist richtig, zu Zeiten von Corona muss man jeden Euro dreimal umdrehen. Seine finanziellen Vorstellungen waren nicht deckungsgleich mit unseren. Außerdem ist er über 30 Jahre alt.

Deshalb haben wir uns für das Thema Jugend entschieden. Wir haben jetzt drei Fahrer, die bei uns groß geworden sind, im MotoGP-Aufgebt für 2021. Das ist emotional auch eine hervorragende Marketing-Geschichte.

Dann kam es zur Verpflichtung von Danilo Petrucci. Er ist ein Super-Typ, auch von seiner Person. Mich freut das so, wie wir es jetzt haben.

Es war ja schon sein Papa als Lkw-Fahrer bei uns in der Zweitakt-Zeit. So klein ist die Welt. Das passt.

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