MotoGP-Rennen Jerez: Bagnaia und Marquez grandios

Pol Espargaró: Ist der Wechsel zu Honda ein Fehler?

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró

Pol Espargaró

Pol Espargaró widerspricht der Kritik, Michelin habe die Reifen speziell für KTM entwickelt. Und er genießt momentan die gute Zeit mit KTM. Über Honda 2021 will er sich noch nicht den Kopf zerbrechen.

Der spanische Red Bull KTM-Werksfahrer Pol Espargaró kollidierte am Sonntag beim Kampf um einen Podestplatz in Brünn mit seinem letztjährigen Teamkollegen Johann Zarco, er ging zu Boden und war nachher fuchsteufelswild. Denn er hätte gerne selber statt Binder für KTM den ersten Podestplatz im Trockenen oder gar den ersten MotoGP-Sieg erbeutet. Und außerdem rutschte er in der WM-Tabelle vom fünften gleich auf den elften Platz ab.

Doch Pol hätte wissen müssen, dass mit Zarco bei Zweikämpfen nicht gut Kirschen essen ist, wie Oliveira 2019 in Silverstone erfuhr, weil der Franzose mit KTM eine Rechnung offen hat und außerdem nach fast zwei Jahren unbedingt einen Podestplatz brauchte, um sich einen Vertrag für 2021 zu sichern.

Der bisherige KTM-Teamleader hat beim GP von Österreich für KTM noch nie ein Top-Ten-Ergebnis erreicht. Noch schlimmer: Er sah in drei Jahren keine Zielflagge. 2017 kollidierte er mit Héctor Barbera, beim Sturz wurde eine Fußraste beschädigt, der Bremshebel brach ab, deshalb musste Espargaró die Weiterfahrt nach wenigen Runden beenden. 2018 fehlte er wegen der Nackenverletzung vom Brünn-Warm-up, 2019 schied er mit Elektronikdefekt aus. Und 2019 schaltete die Elektronik den Notfallmodus ein, Pol sah rote Lichter im Dashboard und stellte den Motor ab.

Jetzt erwartet sich der letztjährige WM-Elfte vom Spielberg-GP, auf einer Strecke, auf der er im Mai mit Dani Pedrosa zweimal getestet hat, ein Top-Ergebnis. «Die Wetterprognose sagt Regen voraus. Zuerst hieß es, es würde immer ab 9 Uhr regnen, aber bisher kam der Regen hier in den letzten Tagen immer erst am Nachmittag. Das Wetter ist also schwierig vorherzusagen. Wie auch immer: Wenn es regnet, sind die Bedingungen für alle gleich. Wir müssen bei beiden Verhältnissen schnell sein. Ich freue mich, dass ich wieder aufs Bike springen darf.»

Pol hat mitbekommen, dass in manchen Medien ein Sturm der Entrüstung entfacht wurde, weil manche Gegner vermuten, Michelin habe die neuen Reifen speziell für KTM gebaut, weil die Österreicher einfach seit Mai am meisten getestet haben. «Die Reifen sind für alle Teams gleich», hält der Moto2-Weltmeister von 2013 fest. «Wir bekommen dieselben Compounds wie alle anderen Hersteller. In Brünn war unser Motorrad einfach besser als die Bike der anderen. So wie die Konkurrenten jahrelang schneller waren als wir. Es ist ein Wettbewerb, und wir waren das ganze Wochenende in Brünn schneller als die Mitbewerber.»

Die gegnerischen Teams regten sich auch über die vielen privaten Tests von KTM auf, die aber durch die «concession teams»-Vorschriften geregelt sind, die auch Ducati und Suzuki schon genutzt haben und die jetzt auch Aprilia zur Verfügung stehen, also allen Teams, die in der Vorsaison nicht sechs Konzessionspunkte gesammelt haben.

Natürlich schickte Michelin zu allen KTM-Tests einen Renndienst, wie ihn jedes Werk anfordern kann. «KTM ist ein ‚concession team‘, davon profitieren wir», gibt Pol Espargaró zu. «Aprilia hat dieselben Privilegien, aber sie nutzen die Testtage nicht. Wir haben Freiheiten bei den Testtagen, die uns zustehen, und die nutzen wir. Mehr gibt es nicht zu sagen. Wir machen die Vorschriften nicht. Sie sind vorhanden…»

Klar: Aprilia und KTM durften die Motorräder erst am 29. Juni 2020 homologieren lassen, die anderen vier Werke bereits im März zum Zeitraum des Katar-GP. Aber das geschah auf Druck von Aprilia, nicht von KTM, wie alle Mitglieder des Hersteller-Bündnisses MSMA und alle SPEEDWEEK.com-Leser seit April wissen. Denn Aprilia wollte Zeit gewinnen, um die unzuverlässigen neuen RS-GP20-Motoren aufzupäppeln.

KTM jetzt stärker als Honda: Was sagt Pol?

Pol wechselt nächstes Jahr zu Repsol-Honda. Wenn man den Brünn-GP als Grundlage nimmt, müsste er ins Grübeln kommen. Hat KTM nicht das schlagkräftigere Motorrad? Zumal mit Marc Márquez ein übermächtiger Gegner auf ihn wartet?

«Ahhh… Ich kann dir diese Frage erst nächstes Jahr beantworten», seufzte Pol. «Momentan habe ich keine Ahnung. Momentan muss man berücksichtigen: Márquez ist nicht da. Der Top-Fahrer von Honda fehlt. Momentan bin ich happy, dass die KTM gut funktioniert. 2021 schlagen wir ein anderes Kapitel auf. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Nächstes Jahr ist nächstes Jahr. In diesem Jahr sind wir stark, darüber bin ich glücklich.»

Ergebnis Brünn-GP, MotoGP, 9. August:

1. Binder, KTM, 41:38,764 min
2. Morbidelli, Yamaha, + 5,266 sec
3. Zarco, Ducati, + 6,470
4. Rins, Suzuki, + 6,609
5. Rossi, Yamaha, + 7,517
6. Oliveira, KTM, + 7,969
7. Quartararo, Yamaha, + 11,827
8. Nakagami, Honda, + 12,862
9. Miller, Ducati, + 15,013
10. Aleix Espargaró, Aprilia, + 15,087
11. Dovizioso, Ducati, + 16,455
12. Petrucci, Ducati, + 18,506
13. Crutchlow, Honda, + 18,736
14. Viñales, Yamaha, + 19,720
15. Alex Márquez, Honda, + 24,597
16. Rabat, Ducati, + 29,004
17. Smith, Aprilia, + 32,290
18. Bradl, Honda, + 55,977
WM-Stand nach 3 von 14 Rennen:
1.Quartararo, 59 Punkte. 2. Viñales 42. 3. Morbidelli 31. 4. Dovizioso 31. 5. Binder 28. 6. Zarco 28. 7. Rossi 27. 8. Nakagami 27. 9. Miller 20. 10. Rins 19. 11. Pol Espargaró 19. 12. Oliveira 18. 13. Alex Márquez 13. 14. Mir 11. 15. Petrucci 11. 16. Bagnaia 9. 17. Rabat 7. 18. Aleix Espargaró 6. 19. Crutchlow 6. 20. Smith 5.

Konstrukteurs-WM nach 3 von 14 Rennen:
1. Yamaha 70. 2. KTM 44. 3. Ducati 42. 4. Honda 27. 5. Suzuki 24. 6. Aprilia 11.

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