Wilco Zeelenberg: «Franco Morbidelli gab nie auf»
Franco Morbidelli war 2017 Moto2-Weltmeister bei Marc VDS, ein Jahr später gewann er bei Marc VDS Honda «MotoGP Rookie of the Year»-Award auf einer mittelmäßigen Honda RC213V. Petronas-Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg erwartete viel vom Italiener, der im Vorjahr als Nummer 1 im neuen Petronas Yamaha Sepang Racing Team präsentiert wurde. Mit einem zehnten Platz in der WM 2019 machte Morbidelli jedoch weniger Eindruck als der erstaunliche Rookie Fabio Quartararo. Der zweifache CEV Moto3-Meister beendete seine erste MotoGP-Saison als Fünfter und verdiente sich eine 2020er M1 für die neue Saison.
Franco Morbidelli behielt seine 2019er Yamaha und zeigte damit hervorragende Leistungen. Hinter dem überraschenden Joan Mir wurde der 25-jährige Morbidelli genau so überraschend Vize-Weltmeister. In der Saison 2020 führte kein MotoGP-Fahrer so viele Rennrunden an wie Franco Morbidelli: 97. Im WM-Stand verbesserte Morbidelli sich innerhalb von zwei Rennen um drei Ränge; Quartararo hingegen verlor von Valencia 1 bis Portimão sechs Plätze in der Tabelle. Denn er kassierte bei den letzten sechs Rennen nur 19 Punkte! Joan Mir heimste in diesem Zeitraum 71 Punkte ein, Morbidelli sogar 81.
Jetzt wird diskutiert, ob Morbidelli weiter seine «A-spec-Yamaha» behalten oder eine 2020-Werksmaschine bekommen soll. Morbidelli sagte in Valencia, er sei zwar «happy» mit der Entscheidung des Teams und von Yamaha, ihm weiter die 2019er Yamaha anzubieten.
Doch er hielt auch fest, eine 2020er M1 könnte man weiterentwickeln, eine aktuelle Maschine hätte also eventuell Vorzüge gegenüber seinem 2019er Sieger-Bike. «Meine Maschine bleibt wie sie ist», hielt der WM-Zweite jedoch am Ende fest. «Ich muss eben aus diesem Paket das Maximale herausquetschen. Die neue Maschine ist die mit dem größten Spielraum für Verbesserungen. Mein bisheriges Bike ist die Maschine mit der geringsten Möglichkeit für Optimierungen. Das heißt aber nicht, dass ich damit nicht schnell fahren kann.»
Wilco, glaubst du, ihr habt 2020 das Maximum mit Fabio erreicht?
Nein. Natürlich wollten wir den WM-Titel, den Titel haben wir entwischen lassen, so fühlt sich das auch an. Man kann nicht einfach sagen: Joan Mir war überall der Stärkste. Er war der konstanteste Fahrer und hat mehrmals das Podium erreicht.
So funktioniert das Spielchen: hast du die meisten Punkte, dann bist du der Weltmeister. Aber man kann nicht sagen dass er immer viel schneller war als die anderen Fahrer. Er ist aber zurecht Weltmeister geworden, er hat sich den Titel verdient. Man hat gespürt wie er gewachsen ist während der Saison. Ich glaube aber dass die Unterschiede zwischen den Fahrern geringer geworden ist.
Mittlerweile wurde Franco Morbidelli immer stärker. Hat er dich überrascht?
Ja. Am Ende der letzten Saison hat er schon gezeigt dass er stärker geworden war. Wir hatten im Vohrjahr nicht erwartet dass er dieselbe Leistung bieten konnte wie Fabio, haben jedoch schon erwartet er würde im Klassement vor ihm stehen. Aber er hat länger gebraucht um dieses Jahr auf der Honda (2018, Red.) hinter sich zu lassen.
Warum war das so? Was meinst du?
Die Yamaha soll man anders fahren. Fabio kam als Moto2-Fahrer, hatte also keinen Vergleich, und hat schneller verstanden wie sich die Yamaha schnell fahren lässt. Aber Franco hat nie aufgegeben, das war gut um zu sehen. Er hat alles versucht: die Position der Lenker, seine eigene Position auf dem Motorrad. Er hat immer hart gekämpft. Im Winter hat er hart trainiert und schon beim ersten Test in 2020 war er viel stärker als wir erwartet haben.
Nächstes Jahr fährt Franco wieder die 2019-M1. Gab es finanzielle Gründe dafür?
Am Anfang ja. Aber momentan will er nichts anderes. Er hat mit dieser Maschine das gute Gefühl und möchte es nicht verlieren.
Klar, er möchte mehr Top-Speed, aber er hat gesagt: «Wenn ich die 2020-Maschine nicht testen und vergleichen kann, behalte ich lieber die 2019-M1.»
Es wird immer von einer 2019-Maschine geredet, aber es ist eigentlich ein Hybrid, ein Mitlelding. Der Motor ist nicht völlig auf dem Stand von 2019. Und wir haben auch schon bei anderen Herstellern gesehen, dass sie manchmal denken: «Hätten wir doch noch einmal die Maschine vom Vorjahr.»
Und weil die Motorenentwicklung bis Ende 2021 eingefroren ist, sind dir manchmal die Hände gebunden.
Ergebnisse MotoGP Portimão, 22.11.
1. Miguel Oliveira, KTM, 25 Runden in 41:48,163 min
2. Jack Miller, Ducati, +3,193 sec
3. Franco Morbidelli, Yamaha, +3,298
4. Pol Espargaró, KTM, +12,626
5. Takaaki Nakagami, Honda, +13,318
6. Andrea Dovizioso, Ducati, +15,578
7. Stefan Bradl, Honda, +15,738
8. Aleix Espargaró, Aprilia, +16,034
9. Alex Márquez, Honda, +18,325
10. Johann Zarco, Ducati, +18,596
11. Maverick Viñales, Yamaha, +18,685
12. Valentino Rossi, Yamaha, +18,946
13. Cal Crutchlow, Honda, +19,159
14. Fabio Quartararo, Yamaha, +24,376
15. Alex Rins, Suzuki, +27,776
16. Danilo Petrucci, Ducati, +34,266
17. Mika Kallio, KTM, +48,410
18. Tito Rabat, Ducati, +48,411
– Lorenzo Savadori, Aprilia
– Joan Mir, Suzuki
– Brad Binder, KTM
– Pecco Bagnaia, Ducati
Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:
1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.
Endstand Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.
Team-WM nach 14 Rennen:
1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8 LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.
Alle MotoGP-Sieger 2020
Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)