Stefan Bradl: Der Traum vom Stammfahrer lebt weiter

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Nach den jüngsten Spitzenergebnissen beim Katar-Test bekam Stefan Bradl von den gegnerischen Teamchefs viel Anerkennung. Kann er sich eine Rückkehr als permanenter Fahrer vorstellen? «Wer weiß», sagt der Honda-Pilot.

Stefan Bradl gelangen vor einer Wochen beim dreitägigen IRTA-MotoGP-Test (5. bis 7. März) auf dem 5,380 km langen und mit 16 Kurven gespickten Losail International Circuit (10 Rechtskurven, sechs Linkskurven) die Plätze 1, 2 und 5. Nach der Rückkehr auf die Strecke stürzte der Repsol-Honda-Werkspilot am Mittwoch in Turn 2, in der Gesamtwertung blieb diesmal der 13. Platz. Rückstand: 1,183 Sekunden.

Stefan Bradl wurde gestern in Doha um 9.30 Uhr beim Ritz Carlton Hotel abgeholt und dann zu einer Impfstation gebracht, wo allen impfwilligen GP-Teammitgliedern die erste Dosis des Biontech-Pfizer Impfstoffes verabreicht wurde. Im Idealfall am 2. April (erster Trainingstag beim zweiten Katar-GP) Saisonauftakt wird die zweite Dosis geimpft.

Bradl flog Samstagfrüh von Doha zurück nach München, weil er nicht 36 Tage am Stück im Mittleren Osten bleiben wollte – und sich die Antikörper auch in Bayern ausbilden können.

Die Performance von Bradl, der alle anderen Testfahrer von Pirro über Crutchlow bis zu Pedrosa klar in den Schatten stellte, verlangte den gegnerischen Teammanagern viel Respekt ab und stellte natürlich auch die HRC-Mannschaft zufrieden.

«Ich habe Stefan ganz offen zu seiner Leistung gratuliert», stellte KTM-Tech3-Teambesitter Hervé Poncharal im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Ehrlich gesagt, ich habe ihm diese Rundenzeiten nicht zugetraut.»

Bradl hatte alle vier KTM-Werksfahrer zu jederzeit im Griff…

Stefan Bradl spürte den Respekt der anderen Teams und Fahrer im Paddock des Losail Circuits, auf dem er 2008 als Dritter in der 125-ccm-Klasse seinen ersten GP-Podestplatz erobert hat – auf der Kiefer-Aprilia. Im selben Jahr gewann er seine ersten beiden Grand Prix – in Brünn und Motegi.

«Ja, ich habe in den letzten Tagen hier oft anerkennende Wort zu hören bekommen», erzählte der Moto2-Weltmeister von 2011.

Es redet momentan auch keiner mehr davon, dass Bradl als Testfahrer zu viele Rennen fahren könnte, denn die Rückkehr von Marc Márquez steht vor der Türe. Das Teambündnis MSMA hat sich jedenfalls noch nicht mit dieser Frage beschäftigt.

«Dass KTM mit dieser Kritik daher gekommen ist, betrachte ich ja eigenlich als Lob und Anerkennung für die Arbeit, die ich gerade abliefere», stellte der Zahlinger fest.

Denn als Bradl im August und September 2020 nie in die Punkteränge fuhr, hat sich niemand über seine Rolle als Márquez-Ersatz aufgeregt. «Genau so sehe ich es auch», meint er.

Stefan Bradl agiert jetzt im vierten Jahr als Honda-MotoGP-Testfahrer. Über eine Rückkehr als Stammfahrer hat er sich in letzter Zeit wenig Dedanken gemacht, nachdem in den letzten zwölf Monaten sogar MotoGP-Sieger wie Jorge Lorenzo, Andrea Dovizioso und Cal Crutchlow als Stammfahrer arbeitslos geworden sind.

Aber bei einigen Spitzenteams (Pramac, Tech3 usw.) haben die Fahrer nur Ein-Jahres-Verträge unterschrieben. Liebäugelt der Portugal-GP-Siebter für 2021 heimlich mit einem Vertrag als «contracted rider»? Testfahrer-Qualitäten sind bei jeden Werk gefragt, am Speed fehlt es auch nicht.

Und auch «Dovi» und Crutchlow haben ihre besten Jahre im Alter von 30+ erlebt.

«Who knows», lächelt Bradl bei dieser Frage. Dann fügt er an: «Momentan steht’s jetzt noch nicht zur Debatte. Aber manchmal geht’s in diesem Geschäft ganz schnell...»

MotoGP-Test Katar, 10. bis 12. März, kombinierte Zeitenliste:

1. Jack Miller, Ducati, 1:53,183 min
2. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,061 sec
3. Fabio Quartararo, Yamaha, + 0,080
4. Franco Morbidelli, Yamaha, + 0,140
5. Francesco Bagnaia, Ducati, + 0,261
6. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,457
7. Joan Mir, Suzuki, + 0,644
8. Alex Rins, Suzuki, + 0,677
9. Johann Zarco, Ducati, + 0,716
10. Pol Espargaró, Honda, + 0,716
11. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,810
12. Takaaki Nakagami, Honda, + 1,079
13. Stefan Bradl, Honda, + 1,244
14. Jorge Martin, Ducati, + 1,300
15. Enea Bastianini, Ducati, + 1,322
16. Miguel Oliveira, KTM, + 1,343
17. Brad Binder, KTM, + 1,508
18. Alex Márquez, Honda, + 1,509
19. Danilo Petrucci, KTM, + 1,712
20. Cal Crutchlow, Yamaha, + 1,815
21. Luca Marini, Ducati, + 1,839
22. Yamaha Test2, + 1,897
23. Iker Lecuona, KTM, + 2,012
24. Dani Pedrosa, KTM, + 2,457
25. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,459
26. Lorenzo Savadori, Aprilia, + 2,571
27. Yamaha Test3, + 2,648
28. Michele Pirro, Ducati, + 3,549
29. Takuya Tsuda, Suzuki, + 4,612

MotoGP-Test, Katar, kombinierte Zeitenliste 6./7. März

1. Fabio Quartararo, Yamaha, 1:53,940 min
2. Jack Miller, Ducati, + 0,077 sec
3. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,212
4. Franco Morbidelli, Yamaha, + 0,213
5. Stefan Bradl, Honda, + 0,270
6. Johann Zarco, Ducati, + 0,416
7. Maverick Vinales, Yamaha + 0,455
8. Joan Mir, Suzuki, + 0,575
9. Francesco Bagnaia, Ducati, + 0,711
10. Alex Rins, Suzuki, + 0,718
11. Miguel Oliveira, KTM, + 0,726
12. Pol Espargaró, Honda, + 0,733
13. Takaaki Nakagami, Honda, + 0,750
14. Alex Márquez, Honda, + 1,012
15. Test 1, Yamaha, + 1,366
16. Enea Bastianini, Ducati, + 1,546
17. Brad Binder, KTM, + 1,595
18. Lorenzo Savadori, Aprilia, + 1,630
19. Valentino Rossi, Yamaha, + 1,644
20. Luca Marini, Ducati, + 1,665
21. Jorge Martin, Ducati, + 1,692
22. Danilo Petrucci, KTM, + 1,855
23. Test 2, Yamaha, + 1,867
24. Iker Lecuona, KTM, + 1,933
25. Dani Pedrosa, KTM, + 2,512
26. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,822
27. Michele Pirro, + 3,955
28. Test 3, Yamaha, + 4,756
29. Takuya Tsuda, + 4,970

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