Zarco über Razgatlioglu: «Besser, er geht zu Yamaha»

Könnte 2026 ins Honda-Werksteam aufsteigen: Johann Zarco
Längst ist es kein Geheimnis mehr und die zunächst losen Gerüchte haben sich zu einem handfesten Plan entwickelt: Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu will in die MotoGP wechseln. Gemeinsam mit Mentor und Manager Kenan Sofouglu konstruiert der zweifache Champion der seriennahen Weltmeisterschaft den Einstieg ins Grand-Prix-Fahrerlager.
Wie bereits ausführlich auf SPEEDWEEK.com berichtet, stehen für den jetzigen BMW-Werksfahrer zwei Szenarien im Raum – wenn die Rede von einem Einstieg zur Saison 2026 ist. 2027 stünden dem Weltmeister aus der Türkei womöglich alle Türen offen, denn mit dem verabschiedeten neuen Technik-Regelwerk stehen auch nahezu alle weiteren Fahrerverträge zur Neuverhandlung an.
Da Razgatlioglu im Herbst kommenden Jahres bereits 30 Jahre alt wird, sind die Prioritäten klar definiert: Der Held der Superbiker soll für 2026 bei einer waschechten MotoGP-Werksstruktur andocken. Hier steht lediglich ein Platz zur Auswahl – jener von Castrol-Honda-Pilot Luca Marini. Während der Vertrag von Teamkollege Joan Mir bis Ende 2026 greift, steht der Halbbruder von Valentino Rossi vor seiner möglicherweise letzten Saison in der ersten Honda-Reihe.
Auch wenn Honda sich derzeit noch nicht bis an die Spitze der MotoGP zurückgearbeitet hat, gilt ein Arbeitsplatz im erfolgreichsten Team der Grand-Prix-Geschichte in jeder Hinsicht als Premium-Option. Ebenfalls im Gespräch für den freiwerdenden Platz bei Honda ist Spaniens heißester MotoGP-Zukunftskandidat Pedro Acosta. Der hat allerdings eine Vereinbarung mit KTM bis einschließlich 2026 und laut Acostas Management käme stand heute keine vorzeitige Vertragsauflösung infrage.
Der zum Katar-GP bekannt gewordene Honda-Wunsch, bereits für 2026 aus seinem jetzigen KTM-Umfeld herauszulösen, verlor auch durch den starken Auftritt von Markenkollege Maverick Vinales an Gewicht. Dass die KTM RC16 aussichtslos unterlegen ist, wurde widerlegt.
Neben dem Spanier taucht ein weiterer Name für den Platz im Honda-Werksteam auf: Johann Zarco. Der Franzose verblüffte mehr als einmal und schmeichelt der Honda-Führungsebene auch mit einem schulbuchmäßigen Engagement. Sicher ist, Zarco steht trotz seines Alters – im Juli wird er 35 – weiterhin bei Honda auf dem Zettel.
Zurück zu Toprak Razgatlioglu. Neben Honda kommt auch Yamaha als neues Werk in Betracht – hier allerdings nur in Form eines Platzes bei Pramac Racing. Da Yamaha aber keine Unterschiede macht, was die Technik der M1 betrifft, und auch die Organisation aller Kernaufgaben zentral von Yamaha Racing gesteuert werden, könnte damit auch der zweite Hersteller aus Japan die Anforderungen des Superbike-Champions erfüllen.
SPEEDWEEK.com sprach LCR-Honda-Pilot Johann Zarco auf die mögliche Ankunft Razgatlioglus im Fahrerlager der MotoGP an und bekam vom weiterhin besten RC213V-Piloten unmissverständliche Antworten. «Eines ist klar: Ganz persönlich bin ich sehr beeindruckt von ihm. Was er als Fahrer anstellt, ist sehr außergewöhnlich. Er hat einen ganz eigenen, fast akrobatischen Stil geschaffen. Sollte er in die MotoGP kommen, dann wird es spannend zu sehen, ob wir von ihm lernen – oder er von der MotoGP. Und ich weiß auch nicht, ob Bikes von Honda und Yamaha aktuell die besten «Lern-Motorräder» sind.
Der Racer aus Cannes weiter: «Ich verstehe es so, dass er sich einen Platz in einem Werksteam sucht – und in dem Fall könnte er die Position bei Honda einnehmen. Klar, für meine eigene Rolle wäre es mir lieber, er geht zu Yamaha. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, denn ich nutze meine Energie vor allem für mich und meine jetzige Situation.»
Lange werden sich die beiden Fahrerlager und auch die Fans von Toprak Razgatlioglu nicht mehr gedulden müssen. Am 12. April bestätigte sein Manager Sofuoglu gegenüber SPEEDWEEK.com: «Yamaha hat Interesse an Toprak. Jeder weiß aber auch, dass Honda großes Interesse an ihm hat. Es wird zwischen Yamaha und Honda ausgehen, Toprak hat diese zwei Möglichkeiten. Ich glaube sehr an unser Projekt – ebenso, wie ich damals an unser Projekt mit BMW geglaubt habe. In den nächsten zwei bis vier Wochen werden wir alles wissen.»