MotoGP: Jorge Martin lässt sich für 2026 freistellen

Aprilia kontert – und wartet auf Weltmeister Martin

Von Thomas Kuttruf
Aprilia Racing bewies zuletzt hohe Kompetenz auf der Rennstrecke. Nun zeigt man sich auch auf der Kommunikationsbühne mit einer selbstbewussten Kampagne. Weltmeister Jorge Martin wird zurückerwartet!

Der Große Preis des Vereinigten Königreichs stand dem Chaosrennen von Le Mans in Sachen Renndramaturgie in Nichts nach. Wie schon oft setzte sich Marc Marquez spektakulär in Szene. Dann war es Fabio Quartararo, der entschlossen zu seinem Comeback ganz an der Spitze brauste – und an der Technik seiner Yamaha scheiterte.

Großer Profiteur: Aprilia-Werksfahrer Marco Bezzecchi. Der Italiener, wie Jorge Martin erst zur Saison 2025 zur Mannschaft aus Noale gewechselt, erbte den Sieg. Der Triumph war in diesem Fall weit mehr als der vierte Sieg in der Königsklasse nach einer Durststrecke von knapp 10 Jahren. Für Aprilia bedeutet die Vorstellung auf der Insel weit mehr.

Nach einem schlichtweg katastrophalen Neustart des MotoGP-Projekts, das entscheidend geprägt ist vom Verletzungsdrama um Weltmeister Jorge, zündete Teamkollege Bezzecchi die sportliche Kerze neu an.

Gerechnet hatte niemand damit, dass Marco Bezzecchi nach einem wieder einmal nicht perfekten Qualifying von Position 11 mit der schnellsten Rennrunde bis auf Platz 2 und schließlich 1 vorfahren könnte. Auch nicht nach der Fahrt im Sprint, die «Bezz» bis auf Platz 4 geführt hatte.

Sicher ist aber auch: Ohne ein sehr gut funktionierendes Gesamtpaket gelingt keinem MotoGP-Piloten die Fahrt zur Spitze. Die RS‑GP war – zumindest auf der Traditionspiste von Silverstone – siegfähig und Marco Bezzecchi nutzte die bislang einmalige Chance professionell. Mit der Zieldurchfahrt in Silverstone verschickte Bezzecchi zugleich die ultimative Grußbotschaft an den verletzten und hadernden Teamkollegen.

Dramaturgisch ist das MotoGP-Schauspiel kaum zu überbieten. Am Donnerstag beherrschte das Thema Jorge Martin alle Gespräche im Fahrerlager. Ohne dass Martin vor Ort war, ging es abseits des Asphalts um nichts anderes als die Kluft zwischen dem spanischen Champion und Aprilia Racing. Liegt Jorge Martin richtig mit seinen Ängsten, auf ein nicht konkurrenzfähiges Motorrad gewechselt zu sein?

Die Antwort servierte der Lockenkopf aus Rimini seinem Teamkollegen am Sonntagnachmittag vollformatig. Trotz kühler Bedingungen und Rundenzeiten, die in der Spitze 0,8 sec langsamer waren als 2024 (die schnellste Rennrunde drehte damals unter Aleix Espargaro auch eine Aprilia), war es ein Rennen unter regulären Bedingungen.

Aprilia Racing zeigt sich deshalb selbstbewusst. Interessanterweise ausschließlich über die spanischen Medien spielt die Kommunikations-Mannschaft nun eine Anzeige des Siegers aus. Unter dem jubelnden Marco Bezzecchi und italienischem Bravo für «Bezz» auf Spanisch «Jorge, wir warten auf dich».

Die Botschaft ist eindeutig zweideutig. Mit Biss, Humor und Selbstbewusstsein zugleich unterstreicht Aprilia nochmals die Botschaft des am Donnerstag vor dem Silverstone-GP veröffentlichten Statements. Aprilia Racing zweifelt nicht an der Verbindung zum Weltmeister und geht von der Fortsetzung der Zusammenarbeit gemäß Vertrag aus. Die Anzeige aus Noale als Textmarker der Konkurrenzfähigkeit.

Bei aller Kuriosität des Falls: Amüsant ist die Situation weiterhin nicht. Denn unstrittig ist: Der MotoGP-Weltmeister fehlt der Serie, die Verletzungsmisere ist keine Lappalie, sondern so ernsthaft, dass Jorge Martin seine Karriere in Gefahr sieht. Der Madrilene muss alles daran setzen, den «Martinator» wieder in Betrieb zu nehmen.

Wie angespannt die Lage bleibt, zeigt, dass Jorge Martin selbst keinerlei Reaktionen auf den ersten Sieg von Marco Bezzecchi auf der RS‑GP zeigte.

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