Formel 1: Steiner über schlimmsten Fahrer

Verletzter Oliveira: «Nichts Verrücktes versuchen»

Von Silja Rulle
Pramac-Yamaha-Pilot Miguel Oliveira stürzte beim Argentinien-GP, kämpft sich nun nach seiner Schulterverletzung zurück. Wie er den inneren Racer zügeln muss und wie die Verletzung seine Fahrweise verändert hat.

Er kämpft sich langsam wieder zur Bestform: Pramac-Yamaha-Pilot Miguel Oliveira verletzte sich bei einem Sturz in Argentinien an der Schulter, fiel lange aus. Vor knapp drei Wochen in Le Mans fuhr er erstmals wieder ein Rennen, war aber noch nicht komplett wieder fit.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com im Fahrerlager von Silverstone sprach der Portugiese über sein Verletzungscomeback, wie die Blessur seine Fahrweise beeinflusst und einen Karriere-Plan-B für die Zeit nach der MotoGP. 

Herr Oliveira, die letzten Wochen waren nicht einfach. Nach langer Verletzungspause haben Sie in Le Mans Ihr Comeback gefeiert. Wie sind Sie in der Zeit, in der Sie nur zuschauen konnten und mit all der Unsicherheit, wann Sie wieder fahren können, mental stark geblieben?

Es ist hart, aber man muss sich einfach auf die Rückkehr und den Prozess konzentrieren. Man muss versuchen, die kleinen Siege zu verstehen und anzunehmen. Also ein bisschen mehr Beweglichkeit erreichen, ein bisschen mehr Kraft, solche Dinge. Das versuche ich. Aber es gibt keinen besonderen Trick oder so. Es ist einfach ein Prozess, dem man sich zu 100 Prozent widmen muss.

Was verändert die Verletzung in der Herangehensweise? Fahren Sie vorsichtiger, um keinen Rückschlag zu erleiden?

Definitiv. Als ich in Le Mans zurückkam, habe ich mich auf jeden Fall etwas zurückgehalten, weil ich nicht über das hinausgehen wollte, was mein Körper verkraften konnte. Außerdem war ich ziemlich aus dem Rhythmus, deshalb wollte ich nichts Verrücktes versuchen, nur um zu zeigen, dass ich super-schnell bin. Es war auch ein mentaler Kampf zwischen dem Wunsch, schnell zu sein, und dem Wissen, dass es vielleicht noch nicht der richtige Zeitpunkt ist. Aber alles in allem war es ein gutes Wochenende.

Sie mussten also Ihren inneren Rennfahrer ein wenig zügeln, es etwas ruhiger angehen?

Das kann ich nicht. Aber so muss die Herangehensweise sein. Wenn man darüber nachdenkt und einen Fahrer sieht, den man überholen möchte, und es vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist, muss man sich einfach ein bisschen zügeln. Das ist für uns nicht selbstverständlich, aber eben notwendig.

Haben Sie das Gefühl, dass Sie bisher genug Zeit auf Ihrem neuen Motorrad hatten, um sich einen Eindruck zu verschaffen und sich daran zu gewöhnen?

Nein. Ich habe natürlich die gesamte Vorsaison getestet, und das war sicherlich hilfreich. Das erste Rennen war positiv. Dann haben wir aber einige Aktualisierungen am Rahmen bekommen. Das konnte ich nicht wirklich testen, weil ich mich im zweiten Rennen verletzt habe. Jetzt habe ich ein aktualisiertes Motorrad, das besser funktioniert, und daher benötige ich natürlich mehr Zeit auf dem Motorrad. Ich konnte die Schwachstellen identifizieren, aber ich brauche Zeit, um daran zu arbeiten. Und dafür benötige ich Zeit auf dem Motorrad, bei der ich bei 100 Prozent bin. Es ist ziemlich schwierig, diese Motorräder zu fahren, wenn man nicht 100 Prozent fit ist.

Die Eingewöhnungsphase ans Motorrad und auch im Team sind durch die Verletzung natürlich etwas schwierig. In Katar waren Sie trotz Verletzung an der Strecke vor Ort. Wie kommen Sie voran?

In Katar ging es auch darum, einen aktuellen Stand zu bekommen und dass das Team mich sehen konnte. Die Zeit, in der wir uns kennenlernen, ist genau hier, beim Fahren, bei den Sessions, bei den Nachbesprechungen, bei der Vorbereitung auf das Wochenende. Das ist es, woran wir arbeiten und wo wir uns kennenlernen müssen. Das ist es, was zählt.

Wie groß ist der Rückschlag durch die Verletzung, aussetzen zu müssen, vielleicht den Anschluss zu verpassen, auch mit Blick auf die Zukunft? Könnten die jungen Fahrer, die aus den kleineren Klassen nachkommen, Sie in Schwierigkeiten bringen?

Sicherlich, denn ich bin jetzt 30 Jahre alt und habe vielleicht das Glück, ein Valentino Rossi zu sein und bis 41 Rennen zu fahren, aber ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Ich habe andererseits das Gefühl, dass ich körperlich in Bestform bin, seit ich in der MotoGP bin, und ich merke nicht, dass mein Alter mich einschränkt. Aber die Verletzungen schon. Denn ein Team verpflichtet einen Fahrer, damit er Leistung bringt und Rennen fährt. Und wenn er nicht fährt, ist er nicht sehr nützlich. Deshalb möchte ich jetzt wieder zurück an den Punkt, an dem ich tatsächlich ein Gewinn für das Team, für die Yamaha-Gruppe und für das Unternehmen Yamaha sein kann. Dafür hat man mich verpflichtet, und das ist meine Aufgabe. Aber das ist nun einmal so im Rennsport, besonders wenn man Motorrad fährt, man kann sich verletzen und muss dann damit umgehen und sich anpassen.

Sie sagten also, Sie werden wahrscheinlich nicht bis zum Alter von 41 fahren?

MotoGP nicht, aber andere Sachen auf jeden Fall.

Was denn zum Beispiel?

Jede Art von Motorrädern. Aber wenn nicht, werde ich wahrscheinlich eine Laufbahn im Automobilbereich beginnen. Aber das ist schwierig, weil das sehr kostspielig ist. Deshalb muss ich einen großen Sponsor finden, der meine Karriere finanziert, vor allem in den ersten Jahren, bis sich Erfolge einstellen (lacht). Aber ja, das ist der Plan.

 

WM-Stand nach 14 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 196 Punkte. 2. A. Marquez 172. 3. Bagnaia 124. 4. Morbidelli 98. 5. Zarco 97. 6. Di Giannantonio 88. 7. Bezzecchi 69. 8. Quartararo 59. 9. Acosta 58. 10. Aldeguer 56. 11. Vinales 45. 12. Ogura 43. 13. Marini 38. 14. Binder 34. 15. Bastianini 31. 16. Miller 29. 17. Rins 26. 18. Fernandez 19. 19. Mir 18. 20. Nakagami 10. 21. Savadori 8. 22. A. Fernandez 3. 23. Oliveira 2. 24. Chantra 0. 25. A. Espargaro 0. 26. Martin 0.

Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 245 Punkte. 2. Honda 110. 3. Aprilia 93 4. KTM 88. 5. Yamaha 84.

Team-WM:

1. Ducati Lenovo Team, 320 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 228. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 186. 4. LCR Honda 97. 5. Red Bull KTM Factory Racing 92. 6. Monster Energy Yamaha 85. 7. Aprilia Racing 77. 8. Red Bull KTM Tech3 Racing 76. 9. Trackhouse MotoGP Team 62. 10. Honda HRC Castrol Team 56. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 34.

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